Zu schnelles Fahren, Falschparken und Luftverpestung: In keinem Lebensbereich wird unsoziales Verhalten so wenig geahndet wie im Autoverkehr. Warum es vielen schwerfällt, das Thema Auto objektiv zu betrachten.
Für viele sind Verkehrsverstöße nur Bagatelldelikte.
Solange wir versuchen, ein Leben ohne Auto exakt mit ÖPNV oder Fahrrad abzubilden, werden wir scheitern. Man muss auch anders leben, einkaufen und reisen, wenn das Auto nicht eh da steht. Das ist halt anstrengend und der Wille ist nicht vorhanden.
In Augsburg kann ich in 25-30 min von der Stadtmitte mit dem Fahrrad an jedem Stadtrand sein. Wenn ich die Tür zu Tür Zeit vom Auto incl. Parkplatzsuche und Fußweg vom / zum Auto ansehe, benötigt das Auto oft länger. Will halt keiner sehen.
Sehr ironisch, wie blind du auf diesen Kommentar antwortest. Da ist davon die Rede, dass Mobilität mit dem Auto nicht 1:1 auf Rad und Öpnv abgebildet werden kann und wir neue Wege brauchen einzukaufen, zu reisen und zu leben, aber du interpretierst das "Will halt keiner sehen" frei nach der eigenen, autozentrischen Denkweise.
Um aber neben diesem Rüffel noch etwas konstruktives dazulassen:
Im Auto kannst du mehr Dinge und Menschen transportieren
Das Fahrrad ist keine Transportlösung. Dafür braucht es ÖPNV und z.b. Lieferdienste. Das Fahrrad ist die Lösung für Individualmobilität auf kurzen Strecken
musst dich nicht bergauf quälen
Für jeden Berg, auf den du dich quälst gibt es immer auch ein Tal, in das du dich rollen lassen kannst. Ansonsten gibt es ja noch motorisierte Räder.
musst weniger um dein Leben fürchten
Wenn du nicht Auto fährst müssen alle Radfahrer weniger um ihr Leben fürchten. Btw solltest du auch im Auto um dein Leben fürchten, Autofahrer sterben ebenfalls im Straßenverkehr.
musst dir im Winter keine abfrieren
Das ist gar nicht so schlimm eigentlich. Für Frostbeulen gibt es ja noch Öpnv.
die zu Hause und an der Arbeit Parkplätze oder Garagen
Klimaschädliche, hochwassergefahrerhöhende, Platzverschwendende Parkplätze und Garagen. Sind Teil des Problems.
Wä? Also kommt halt drauf an was du unter "Transport" verstehst, aber ich kenne mehrere Familien mit 1-2 Kinder, die alles mit Lastenrad machen. Wir haben keine Kinder, dafür einen Versandhandel, bringe alles mit Lasti zur Post.
Naja, wie oft hat man die Situation, dass man solche Lasten bewegen muss und lohnt es sich dann vielleicht eher, sich wenn es passiert, einen passenden Wagen zu mieten?
Ja, das glaube ich. Dafür braucht es dann aber für diejenigen, die solche transporte nur selten benötigen Leihmöhlichkeiten (und durch die hohe Masse dieser Transporte kommt noch ein Sicherheitsrisiko hinzu). Oder Transportmöglichkeiten. Das Ende des motorisierten Individualverkehrs heißt ja nicht zwangsläufig vollkommen auf motorisierte Großfahrzeuge zu verzichten. Kann ja durchaus zb. Ein Elektrotransporter vom Möbelmarkt rumfahren und die großen einkäufen ausliefern.
Ja, absolut, und das ist auch das Problem: existiert nicht.
In Berlin hat Anfang des Jahres "avocargo" Insolvenz beantragt, die wollten free floating Cargo-Bike sharing groß aufziehen. Haben ganze zwei Jahre durchgehalten...
Aber das ist kein spezifisches Fahrrad-Problem, auch die Car-Sharing Plattformen in Berlin laufen nicht rund: Daimler (car2go) und BMW (DriveNow) haben an eine Fiat-Tochter verkauft. Bei getaround (da kann man sein Privatauto vermieten) finde ich kaum noch was, das war mal sehr viel voller. Robben & Wientjes, ehemaliges Berliner Transporter-Verleih Traditionsunternehmen wurde vor drei Jahren von Buchbinder gekauft und jetzt komplett abgewickelt.
Es wirkt fast so, als hätte da jemand was dagegen funktionierende Sharing-Konzepte zuzulassen...
Wenn du nicht Auto fährst müssen alle Radfahrer weniger um ihr Leben fürchten. Btw solltest du auch im Auto um dein Leben fürchten, Autofahrer sterben ebenfalls im Straßenverkehr.
Dieses Wettrüstenargument ergibt isoliert halt gar keinen Sinn. Das ist ja ein Argument für eine Regulation, nicht dagegen.
Es ist kein persönlicher Angriff. Du bist nicht dein Kommentar. Deinen Kommentar finde ich blind, weil er einfach einen wichtigen Punkt übergeht, und sich nicht wirklich auf das bezieht, was mit dem, was du zitiert hast, gemeint war.
Edit: Das Problem ist, dass "ihr" euch persönlich angegriffen fühlt, wenn Autos kritisiert werden.
Aber bei wie viel Prozent der Fahrten werden damit tatsächlich mehr Dinge transportiert als man es mit einem Rad transportieren kann (von Lastenrad mal ganz abgesehen)?
Mit bergauf kenne ich mich als Norddeutscher nicht aus, aber klingt schrecklich ;-) Allerdings dürften da doch E-Bikes helfen?
Weniger um mein Leben fürchten, kann ich als Radfahrer sehr gut verstehen. Ich suche meine Routen fast nur noch danach aus, wo ich am wenigsten Kontakt zu Autos habe. Aber das ist eigentlich eher ein Argument für weniger Autos (wenn auch nicht auf der Eben individueller Entscheidungen, sondern auf poiltischer Ebene).
Und frieren im Winter muss man eigentlich auch selten, das Fahren wärmt ja schnell auf ;-) Schwieriger finde ich schwitzen - gerade im Winter. Im Sommer kann ich einfach ein Funktionsshirt für die Fahrt anziehen und hinterher ein frisches, im Winter brauche ich da schon deutlich mehr Schichten und es wird aufwändiger.
edit: Erklärungen für die Downvotes würden die Diskussion lebhafter gestalten.
Es behauptet kein Mensch, dass das für alle funktioniert.
Der Artikel nennt es motornormativity, und das trifft es sehr gut. In meiner Familie gab es keinerlei Diskussion ob man ein Auto hat oder nicht. Braucht man, hat man. Hat bei mir >30 Jahre gedauert, bis ich dahintergekommen bin, dass das auch anders geht, und sogar billiger und stressfreier.
Diese “die sind blind” Einstellung führt meiner Meinung nach nicht weiter, ich tue lieber was für besseren ÖPNV, Fahrradwege etc.
Der ÖPNV kann so gut sein wie er will und die Fahrradwege auch. Wenn das Auto vor der Tür steht, wird es genutzt. Auch wenn im Schnitt nur 1,3 Personen damit fahren und es 23h am Tag rum steht. Das Auto ist "eh da" Was für eine immense Platz- und Ressourcenverschwendung
Du denkst dabei aber auch nur an die Stadt, da macht es absolut Sinn mehr auf Öffis und Fahrräder zu setzen (Oder elektrische vollautonome Taxis in der Zukunft die du einfach mit ner App rufst).
Am Land sieht die Sache leider ganz anders aus. Busse gehen vielleicht mal einer pro Stunde in die Richtung die du willst, aber auch nicht 24/7. Und der nächste Supermarkt ist gern mal 2-5 km weit weg. Im Sommer packst du das vielleicht noch mit dem Rad (wenn du nicht zu viel einkaufst, ist schon nervig), aber was machst du im Winter? Ganz zu schweigen davon wenn du Tiefkühlware mit dabei hast, da ist selbst zu Fuß 20 Minuten zu weit bei aktuell 30°C.
In der Stadt lässt sich haufenweise machen, aber auf dem Land ist die einzige Alternative elektrische Autos. Wobei man hier auch über ein Modell nachdenken kann bei dem man das Auto selbst nicht mehr besitzt (Setzt wiederum vollautonome Autos vorraus, du rufst dir halt eines wenn du es gerade brauchst, aber sonst steht es für andere zur Verfügung).
Wobei man hier auch über ein Modell nachdenken kann bei dem man das Auto selbst nicht mehr besitzt.
Carsharing geht auch auf den Land. Bei Anruf Auto teilen sich in Schnitt 10 Familien ein Carsharing Auto
Man nimmt sich eine gewisse Spontanität, wenn man nicht 100% sicher sein kann, dass das justament jetzt sofort verfügbar ist. Aber man spart auch ein paar hundert Euro im Monat.
Ab ca 10.000 km p.a. rentiert sich ein eigenes Auto, vorher ist Carsharing günstiger.
Ich kenne echt niemanden der Carsharing derzeit macht, also dauerhaft. Wie soll das auch funktionieren? Außer die Familien wohnen alle in der Nähe und selbst dann ist 10 völlig unrealistisch. Selbst bei 2 bekommt man Probleme (Einkäufe? Arbeit? Urlaub?).
Bei Anruf Auto geht es eher drum du hast in der Stadt Leute die brauchen kein Auto 99% der Zeit. Bis sie dann doch mal was transportieren müssen (Z.B. ein Möbelstück) und dann schnappen sie sich kurz ein Auto.
Carsharing funktioniert erst dann für die Mehrheit wenn es vollautonom läuft. Heißt es gibt einen Pool an Autos der rund um die Uhr verfügbar ist. Wenn du dann mal spontan eines brauchst dauert es vielleicht ~10 Minuten und es steht vor der Tür. Egal ob Stadt oder Land in dem Fall.
Ab ca 10.000 km p.a. rentiert sich ein eigenes Auto, vorher ist Carsharing günstiger.
Es kommt nicht auf die Kilometer drauf an, sondern wie oft du das Auto brauchst. Ich fahr nur ca. 7000km pro Jahr (~7 Fahrten pro Woche), aber teuer kommt es mich nicht gerade wenn man kein fettes Auto fährt. In meinem Fall nen Kia Rio 2015 neu gekauft für 14k€, das sind jetzt 1750€ pro Jahr (und jedes Jahr weniger so lange nichts kaputt geht). Versicherung ist bei ca. 630€ im Jahr (aber ich bin Österreicher, da ist das immer teurer). Mit Sprit noch dazu und Verschleißteile ist man bei ca. 200€ pro Monat für grob 28 Fahrten, ich glaube kaum Carsharing wäre da günstiger oder würde funktionieren wenn das Auto 9 Stunden während der Arbeit weg ist.
Wir nutzen Carsharing in der Stadt und es funktioniert wunderbar. Du hast geschrieben, warum es bei dir am Land nicht für dich funktioniert. Es wäre doch nett, wenn wir es da nutzen, wo es jetzt sinnvoll möglich ist. Carsharing global zu verteufeln, weil es irgendwo nicht funktioniert ist doof. Das müssen keine autonomen Fahrzeuge sein. Ich habe Auswahl aus ca 15 Autos von groß bis klein, verbrenner und elektrisch innerhalb eines Kilometers. Innerhalb von zweiten Kilometers habe ich auch einen Transporter und einen 9 Sitzer zu Auswahl.
Wir zahlen etwa 170€ in Monat für unsere Fahrten. Das eigene Auto hätte ca 300€ in Monat gekostet ohne Sprit.
Der ADAC spricht von 400€ im Monat für einen Kleinwagen.
Die Leute die wirklich 20km außerhalb der "Stadt" wohnen kann man in Deutschland aber auch fast an einer Hand abzählen - und bei denen ist das auch OK, dass sie auf ein Auto angewiesen sind. Man kann/muss Öpnv nicht für 100% erreichbar machen.
Aber selbst auf dem Land leben die Leute in der Regel innerhalb von Siedlungen und wenn man sich da mal umschaut stehen da die meisten Autos den Tag über auch nur in der Einfahrt.
Ich sprech da auch aus Erfahrungen aus meinem Umfeld und würde mal behaupten die Hälfte der Autos aus der Nachbarschaft sind überflüssig und könnten komplett ohne Carsharing und Co ersetzt werden. In den Nachbarschafts-Whatsappgruppen wird immer fleißig gelästert, aber mal ne Mitfahrgelegenheit wird nie angefragt/angeboten - warum auch, man hat ja das Auto schon.
Alles unter 10k ist ein Kaff, da hast vielleicht nen Supermarkt und ne Pizzeria dabei aber das war es dann auch schon. Mit Jobs sieht es eher schlecht aus, die sind in der nächsten Stadt.
Natürlich sind das Käffer, aber ich komm ursprünglich aus so nem Kaff (sogar noch außerhalb davon), Familie mit 3 Autos inklusive. Auch solche Käffer kann man mit der Bahn oder vernünftigen Bussen zum nächsten Ballungsraum erschließen, die Leute pendeln ja offensichtlich jetzt schon mit dem Auto dorthin.
Meine Familie hätte zwei dieser Autos definitiv nicht gebraucht, wir waren halt zu bequem.
Die überwiegende Mehrheit der Leute könnte ohne nennenswerte Aufwände eine Menge Auto einsparen und dabei einiges an Geld sparen - auch/gerade auf dem Land.
Viele Einkaufsmöglichkeiten auf dem Land sind leider auch genau wegen dem Auto gestorben. Wenn jeder ein Auto hat, kann man ja auch in den nächsten Ort zum Einkaufen.
Ich würde auch sagen, je kleiner der Ort desto eher fahren von dort dann auch fast alle in eine von wenigen Richtungen zur Arbeit, zum Einkaufen usw. Klar, wenn man nur noch 500 Leute oder weniger hat wird es natürlich irgendwann von der Fahrgastzahl problematisch aber bei ein paar Tausend sollte ein Bus oder Zug z.B. einmal alle 30-60 Minuten der von einem der drei Nachbarorte kommt und einen zweiten davon zum Ziel hat durchaus noch drin sein, vor allem wenn man mehrere dieser Orte an fährt bevor man irgendwie an einer größeren Stadt endet mit der Route.