In der Glasfaser-Branche häufen sich nach Report Mainz-Recherchen Fälle von Lohnbetrug und illegaler Beschäftigung. Die Rufe nach schärferen Gesetzen werden lauter. Von Anna Stradinger und Daniel Hoh.
Dringend benötigte Arbeitskräfte aus dem Ausland werden in allen möglichen Branchen verarscht und über den Tisch gezogen, auch in Medizin, Pflege, Landwirtschaft, Gastronomie und wo nicht noch.
Irgendwann kommt niemand mehr nach Deutschland, weil man hier bekannterweise nur als Dreck gilt, und dann wundern sich bestimmt wieder alle, wieso nichts mehr geht. Ich freue mich schon auf das Gejammer.
Das ist leider ein weiterer Baustein in dem Gewebe der unbequemen Wahrheit das viele unserer Mitbürger leider einfach sehr arrogant geworden sind. "Die sollen sich doch freuen das die hier in DEUTSCHLAND arbeiten dürfen! DANKBAR SOLLEN SIE SEIN!" Das Deutschland mittlerweile auf fremde Facharbeiter angewiesen ist, ist diesen Personen fremd oder einfach egal.
Anekdote die mir ein ähnliches Gefühl gab:
Spoiler
Ein Freund von mir arbeitet in einer sozialen Einrichtung, die Möbelspenden annimmt und verteilt u.a. auch an Geflüchtete.
Eines Tages wurden er und sein Chef zu einem Spender eingeladen, um mögliche Spenden in Augenschein zu nehmen.
Es waren einfach ca. 40 Stühle. Als die dem Spender dann sagten, sie würden die Stühle nicht haben wollen (weil sie 1. dafür keinen Lagerplatz haben und 2. sogar mehr als genug Stühle auf Vorrat haben) war dieser so empört das seine Stühle "nicht gut genug sein" für Geflüchtete das er tatsächlich die Zeitung anrief, ganz nach dem Motto "Die sollen dankbar sein für meine alten Stühle! Wie können die es wagen, diese nicht anzunehmen!". Die Reporterin tauchte dann am nächsten Tag bei dem Betrieb auf, schaute sich kurz im Lager um und bestätigte "Ja, da sind viele Stühle im Lager.". Absolut lächerlich.
Das ist nicht nur im Glasfaserausbau so. Das gesamte Baugewerbe ist voller ausbeuterischer Geschäftsmodelle mit Verschleierung von Dumpinglöhnen, Ausbeutung und Pfusch durch endlose Ketten von Subunternehmen.
Das Problem ist, dass bei öffentlichen Ausschreibungen der Billigste genommen werden muss. Egal wie der Ruf und die Bedenken gegen den Billigsten sind, du musst ihn nehmen, oder das Thema um ein Jahr vertragen und dann hoffen dass dann der Bessere ein günstigeres Angebot abgibt.
Weiß nicht wie das in anderen Bundesländern geregelt ist, aber zumindest in Bayern ist das so nicht korrekt:
Das Herzstück der öffentlichen Vergabe ist die Wertung der eingegangenen Angebote. Dabei ist nach den geltenden vergaberechtlichen Vorschriften im Ober- wie im Unterschwellenbereich der Zuschlag nicht auf das billigste Angebot, sondern auf das „wirtschaftlichste“
Angebot zu erteilen. Die Erteilung des Zuschlages allein nach dem Preis ist zwar möglich
und mit einem geringeren Aufwand verbunden. Der Auftraggeber hat es jedoch in der Hand,
neben dem Preis auch qualitative Zuschlagskriterien vorzugeben und bei der Wertung der
Angebote zu berücksichtigen.
Wahr ist aber natürlich, dass du dir als öffentliche Verwaltung weniger Arbeit machst (musst keine Bewertungsmatrix erstellen) und dich auch weniger angreifbar machst (weniger Chance, verklagt zu werden und damit das Projekt zu verzögern), wenn du einfach das billigste Angebot nimmst.
Das ist interessant, da all unsere Gemeinderäte nicht den billigsten Anbieter wollten, aber angeblich keine Möglichkeit gesehen haben auf den favorisierten Anbieter zu wechseln, ohne das Projekt auf unbestimmte Zeit zu verzögern. Dabei die Frage: was ist bei Glasfaser wirtschaftlicher als das billigste Angebot? Die Leistung ist schließlich immer die Gleiche: pro Haus eine Glasfaserleitung
Normalerweise erhält der gewünschte Betrieb schon einen Anhaltspunkt wo sein Angebot preislich sein muss um den Zuschlag zu bekommen.
Meistens gibt es 2-3, die man gerne nehmen würde. Einer davon legt dann einen super Preis hin, wird genommen und holt sich den Rest über Regieleistungen wieder rein. Ist bei Baustellen ja kein großes Problem.