Wenn die Rechtsextremen am 20. April auf den Obersalzberg pilgerten, sahen die Einheimischen oft betreten weg. Doch nicht in diesem Jahr.
"Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen“, steht auf einem Transparent, das zwei Männer auf dem Weihnachtsschützenplatz halten. Darunter das Logo der VVN-BdA, der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten. Und auf einem Schild, das ein anderer Mann mit sich trägt, ist zu lesen: „Björn Höcke ist ein Nazi“, Die Botschaften sind klar an diesem 20. April in Berchtesgaden.
Weihnachtsschützenplatz – auch der Ort passt. Nicht nur wegen seiner zentralen Lage und der unmittelbaren Nähe zum AlpenCongress, wo gleich noch das Festival „Rock gegen Rechts“ stattfinden wird. Die namensgebenden Weihnachtsschützen stehen in ihrer Ambivalenz besonders gut für das schwierige Verhältnis der Berchtesgadener zu ihrer Geschichte. Schon 1933 trugen die im Christentum verankerten Bollerschützen Adolf Hitler eilfertig die Ehrenmitgliedschaft an. Später aber sollen führende Repräsentanten dem Regime unverhohlen kritisch gegenübergestanden haben, weshalb die Vereine, in denen die Schützen organisiert waren, im Zuge der Entnazifizierung als „widerstandsähnlich“ eingestuft worden sein sollen. Eine besondere Verantwortung habe seine Gemeinde, sagt Bürgermeister Franz Rasp in einem Grußwort auf der Kundgebung.
„Es wird ein Hitler-Ort bleiben, solange es solche Menschen gibt“, sagt Sven Keller. Auch der Leiter der 1999 eröffneten Dokumentation Obersalzberg, spricht auf der Kundgebung. Spricht von diesem „historisch neuralgischen Datum“. Als er auf die Person Hitler anspielt, kann ein Besucher nicht an sich halten: „Arschloch!“ ruft er laut über den Platz. „Da hat er nicht unrecht“, sagt Keller. Zu den unfreiwilligen Aufgaben der Mitarbeiter der Dokumentation gehört es, immer wieder Hinterlassenschaften von Hitler-Verehrern einzusammeln, meist Grablichter. Ganze Kisten haben sie schon davon.
Gut das es das Dokumentationszentrum trotzdem gibt