Man fühlt sich nicht nur so, man ist es einfach: Arbeiten die letzten Jahre war ja auch echt Arbeiten im höheren Schwierigkeitsgrad. Erst Corona mit allen Problemen, die man dann auf der Arbeit zu lösen hatte inkl. "Lieferketten kaputt", dann die russische Invasion, diverse weitere Schocks, keine Leute da und stetig die Hälfte krank. Macht wirklich keinen Spaß mehr.
Vergiss nicht, dass die Scheisse aus uns rausoptimiert wird. Wir* sind so produktiv wie nie zuvor. Die ganzen Managerkurse bringen einem bei, wie man das am besten nutzt und wie man motiviert und Leute bindet und alles wird analysiert - aber es dient halt alles der Produktivitätssteigerung. Sogar die Pausen.
Ich glaube, zu viel Optimierung ist nicht gut. Leider kann ich das nicht belegen.
*Also ich persönlich jetzt nicht, aber... allgemein halt.
Vergiss nicht, dass die Scheisse aus uns rausoptimiert wird.
Das bemerke ich besonders als Coder. Es gibt zig Stellenausschreibungen in meiner Branche, und die meisten davon sind für "Full Stack"-Entwickler. Übertrieben gesagt, erwarten wohl viele, dass man 30 Frameworks und Sprachen beherrscht und das natürlich mit mehrjähriger Erfahrung. Bezahlt werden dafür 35k im Jahr.
Jeder will eine eierlegende Wollmilchsau anstellen, aber fast keiner will sie dann auch anständig bezahlen. Auch in der Firma in der ich aktuell arbeite, hat man sich sehr gefreut, dass ich React gelernt habe und tolle Komponenten damit entwickelt habe. Gab's mehr Geld? Nö. Erst als ich ein besseres Angebot von der Konkurrenz erhalten habe, wurde gleichgezogen und weil ich den Sack voll hatte, hab' ich eine 4-Tage-Woche zusätzlich rausgehandelt.
Man kann schon echt den Spaß an der Arbeit verlieren, wenn es bedeutet, Monat für Monat von Paycheck zu Paycheck zu leben - wofür lern' ich den ganzen Scheiß denn, wenn ich am Ende finanziell nichts davon habe?
Ich hab auch mal in einer Bude gearbeitet, die einem alles geboten hat außer richtiges Geld. Das war schon echt peinlich - es gab ein Adobe-Abo, Spotify-Abo, Jobrad, Handy von der Firma, Gutscheine für irgendwelches Zeugs, aber nie Gehaltserhöhungen. Bin da so schnell wie möglich abgehauen, denn so kann man ja nicht leben. Der Chef war selbstverständlich in der FDP.
Grundsätzlich gilt ja die Regel, dass Firmen so viel Arbeitskraft für so wenig Kohle wie möglich rausoptimieren wollen und Arbeitnehmer das genau andersrum tun. Ich finde es gut, dass sich aufgrund des Fachkräftemangels und des Einsatzes der Gen-Z das Blatt wendet und wir als Arbeitnehmer mittlerweile Forderungen stellen können, die zähneknirschend akzeptiert werden müssen, weil der Arbeitgeber sonst u.U. überhaupt niemanden mehr findet. Das kann gerne so weitergehen, so wird die 4-Tage-Woche vielleicht irgendwann nicht mehr belächelt, sondern als normal akzeptiert.
Mir wurden auch schonmal 32k geboten, von einer Agentur die sich selbst als "episch" bezeichnet hat...
Man muss dazu sagen, dass ich aus Mecklenburg-Vorpommern komme und die Gehälter hier generell viel niedriger sind als im Westen. Ich bewerbe mich remote deutschlandweit und habe den Eindruck aus diversen Bewerbungsgesprächen, dass manche Firmen aus dem Westen meinen Standort zum Anlass nehmen, absurd niedrige Gehälter vorzuschlagen - weil sie denken, dass das für uns hier ein Topf voll Gold wäre.
Allerdings schmeißen viele auch "Full Stack" in die Stellenausschreibung und haben null Plan, was das eigentlich bedeuten soll...meistens merkt man das schon direkt beim Lesen und kann Reißaus nehmen, aber nicht immer.
Grundsätzlich gilt ja die Regel, dass Firmen so viel Arbeitskraft für so wenig Kohle wie möglich rausoptimieren wollen und Arbeitnehmer das genau andersrum tun.
Wenn die Bedingungen stimmen, also ein angemessenes Gehalt, dass den Lebensunterhalt gut sichert, echte Wertschätzung (dazu gehört auch das Gehalt) und sinnvolle Strukturen und eine respektvolle und produktive Kultur im Unternehmen herrscht, dann machen die Meisten ihre Arbeit auch gerne.
Und das ohne besonders viel Druck auf Gehaltserhöhungen oder Arbeitszeitverkürzung zu machen. Die meisten Arbeitnehmer wollen nicht mit harten Bandagen kämpfen, sie müssen mit harten Bandagen kämpfen.
Ironischerweise ist es noch nicht mal optimal. Es ist eine merkwürdige Scheinwelt die so tut als wäre optimal das Ziel, aber dann ganz andere Ziele hat als tatsächliche Performance.
Beispiel? MS office. Man guckt sich das Problem nicht mal ein, zwei Tage an und automatisiert es, sondern man verlangt das Leute Excel können.
Die Leute automatisieren es dann auch, aber schlecht, mit verknüpften Listen und so.
Wegen solcher Kommentare liebe ich feddit, danke für die Antworten. Der eine erweitert meinen Beitrag, der andere bringt ihn nochmal richtig hart auf den Punkt und sagt, was ich nicht konnte.
Du hast vollkommen recht mit dieser Scheinwelt. Was man optimiert ist glaube ich eher das... Anspruchsdenken? Ich denk hier nur laut nach.
Vergiss nicht, dass die Scheisse aus uns rausoptimiert wird.
Wenn die Optimierung wenigstens eine echte Optimierung wäre und nicht irgendeine Bullshit-Optimierung, die von sinnlosen Metriken oder dem subjektiven Empfinden sogenannter "Führungskräfte" getrieben wird.
Ich glaube, zu viel Optimierung ist nicht gut. Leider kann ich das nicht belegen.
Du brauchst halt auch mal eine Auszeit und Pausen. Es gibt Gründe, warum das Arbeitszeitgesetz dir Pausen verpflichtend vorschreibt. Immer nur 100% Vollgas geht nicht - das merkt man halt besonders jetzt im Winter in der Krankheitszeit oder auch im Sommer bei 35°C, dass man einfach nicht immer gleich leistungsfähig ist. Und gerade diese Tätigkeiten, die man dann irgendwie doch noch so etwas durch vor Feierabend gemacht hat (Ablage, Briefe eintüten, Zeugs physikalisch irgendwo hinbringen) sind genau die Dinge, die wegoptimiert werden.