Kritik am chinesischen Online-Marktplatz und Sorge um den Fokus auf eine sehr junge Käuferschicht
Die deutsche Regierung pocht auf konsequentes Vorgehen gegen den chinesischen Online-Marktplatz Temu wegen des Vorwurfs manipulativer Kaufanreize. "Spiele, Glücksräder, Rabatt-Countdowns et cetera suggerieren unglaubliche Rabatte und Schnäppchen", sagte Verbraucherschutz-Staatssekretärin Christiane Rohleder der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
Was meint ihr, sind solche chinesischen Shoppingportale bedenklich oder praktisch? Bzw. was sollte geändert werden?
Was mich so nervt: Jeder lokale Onlineshop zahlt 3-10€ Porto für die Sendungen. Aber ein chinesischer Onlineshop kann ein einzelnes Kabel um die ganze Welt schicken und dabei für 0,95€ mit gratis Versand anbieten.
Ja. Und die zahlen auch noch keinen Zoll oder Umsatzsteuer. Dazu wird Null Komma Null auf Sicherheit (CE) und Gesundheit (Färbemittel, Weichmacher) geachtet. Das ist eigentlich verboten.
Aber der Scheiss kommt in solchen Massen, dass der Zoll dem einfach nicht mehr Herr wird. Sollte man verbieten. Halten sich nicht an Gesetze.
Ich meine dass das so ist weil im Fall von Temu, Wish, AliExpress etc der Endkunde auch gleichzeitig Importeur ist. Dementsprechend wäre der Kunde selbst zuständig für die Einhaltung von Sicherheitsstandards, macht aber halt niemand. Als importeur haftet der Kunde übrigens auch für Schäden die durch unsichere Produkte entstehen.
Wegen Zoll: Man darf kleine Pakete im Wert von bis zu 150 Euro zollfrei verschicken und empfangen. Weil es keinen Zwischenhändler gibt, und die Kunden quasi nie über 150 Euro ausgeben, muss Temu keinen Zoll zahlen.
Das ist scheinbar ein wenig komplizierter, denn du bist nur Importeur, wenn du das im Ausland erworbene Produkt gewerblich weiterverwertest und „in den Markt“ bringst. Das kann auch schon ein Ausleihen beim Nachbarn sein. Ob ein Eigengebrauch als gewerbliche Verwendung gewertet werden kann, da gibt es noch keine Grundsatzurteile zu. Wer haftet also wenn dein Haus brennt, weil dein Temu Akkusauger über Nacht beim Laden verglüht. Also nix gewerblich und Markt.
Dazu wird Null Komma Null auf Sicherheit (CE) und Gesundheit (Färbemittel, Weichmacher) geachtet.
Es wäre tatsächlich toll, wenn man dieser Situation noch entkommen könnte. Bei Amazon bestelle ich, wenn überhaupt, nur noch Marktplatz-Artikel von Händler:innen, die ich seit eh und je kenne (okluge & Co.). Selbst Stiftung Warentest meldet ja immer wieder, dass bei deren Testkäufen über Amazon erst einmal großzügig Fälschungen aussortiert werden müssen. Amazon sortiert nicht einmal Schrottware mit Brandgefahr unter dem eigenen Namen "AmazonBasics" aus.
Ladegeräte habe ich mir zuletzt von der Lidl-Eigenmarke "Tronic" bestellt, als ich ein wenig Smart Home-Gedöns brauchte. Die liefern zumindest die versprochene Ladeleistung ohne zu erhitzen zu nem sehr fairen Kurs und ich muss mir nicht ganz so sehr nen Kopf hinsichtlich Explosionsgefahr durch Plagiate machen.
Stecker, Kabel, etc. kommen bei lets-sell auf die Einkaufsliste und werden 1-2x im Jahr gesammelt bestellt. Der Aufpreis gegenüber der Bestellung aus Fernost ist schon sehr überschaubar.
Aber versandtechnisch auch hier der Wahnsinn: 5 Teile bei Lidl selbst bestellt - und es kommen 3 Pakete aus verschiedenen Standorten.
Stimmt eh, dass das Kabel bei uns 6,95 € kostet ist schon mal nicht witzig, dass dann noch 8€ Versandpauschale dazukommen, macht das endgültig uninteressant.
Ist aber nicht nur China. Auch bei in Deutschland agierenden Firmen isses ähnlich. Meine Tante arbeitet in einem kleinen, privat geführtem Bücher und Comic Versandhandel und sie sagt das Porto is einfach absurd teuer. Während ein Amazon Gratisversand mit Lieferung am nächsten Tag anbieten kann, müssen die dem Kunden irgendwas um die 4-5€ für den Versand berechnen und das ohne 24h Lieferung. Für Bücher. Dafür müssen sie halt dann andere Herausstellungsmerkmale anbieten (z.B. Lieferung von Büchern und Heften in Mint-Qualität für Sammler oder Rückwirkende Abos für ältere Serien).
Weil sie halt mehr als das eine Päckchen schicken, sondern sehr viele gleichzeitig. Deswegen gehen die kleinen Preise und die aggressive Werbung...Container muss ja vollgemacht werden, bzw kann der Kleinscheiss noch locker mit den Möbeln etc. mit. (Auch ein Trend, Ikea kriegt grad kräftig Konkurrenz bei relativ simplen Regalen...)
Ab Europa ist es aber kein voller Container mehr, sondern eine Lawine voller Einzelsendungen. Und die werden in Europa von den Postdienstleistern mit Verlust transportiert:
Der Weltpostverein (kurz WPV oder englisch UPU) wurde 1874 gegründet und soll Rahmenbedingungen für den grenzüberschreitenden Postverkehr schaffen. China ist seit 1914 Mitglied. Im Weltpostverein wird China noch immer als Entwicklungsland gesehen und somit subventioniert. Das bedeutet: Chinesische Unternehmen und auch Privatpersonen zahlen einen sehr geringen Kostenbeitrag für die Beförderung ihrer Sendungen zu Destinationen außerhalb Chinas. Dieser Kostenbeitrag deckt nicht die Vollkosten, welche bei der Beförderung innerhalb der Zielländer anfällt. Geregelt ist das im Weltpostvertrag von 1874 und seinen Erweiterungen. Solange also China seine Stellung als Entwicklungsland im WPV beibehält, wird der internationale E-Commerce massivst verzerrt.
@cron@catsan
Das stimmt überhaupt nicht! China hat den Status als Entwicklungsland verloren bzw. aufgegeben, nachdem die USA durch eine Kündigung des Weltpostvetrags eine Diskussion über dieses Thema erzwungen hatten. Einzelheiten über die Folgeregelung habe ich (auch) nicht mehr in Erinnerung.
Gerade nachgelesen, der Weltpostverein legt fest, was die einzelnen Länder an andere Länder für den Weitertransport zu zahlen haben. Das ist aber nach Ländergruppen gestaffelt. Arme Länder zahlen weniger. China zahlt weniger.