Gibt im Moment gefühlt eine Spaltung der Gesellschaft zwischen Gebildet und Weniger-Gebildet. Ich bin absolut dafür, dass auch die weniger gebildeten repräsentiert werden, aber das Problem ist, dass ein guter Politiker zu sein, Bildung erfordert.
Ich will nicht nur repräsentiert werden, ich will dass sich mein Repräsentant besser mit der politischen Lage und den Fakten auskennt als ich. Dass in meinem Interesse gehandelt wird, aber schlauer als ich es könnte.
Ein Robert Habeck kann das, ein Markus Söder kann nur sagen, dass alle anderen auch Atomkraft machen, dann werden die schon Recht haben.
Und das finde ich echt bescheiden. Faktisch kann ein Robert Habeck, wenn er die Interessen der Weniger-Gebildeten auf dem Schirm hat, eine bessere Lösung für diese finden.
Ein Markus Söder kann sich nur behaupten, weil man ihm eher abkauft, dass er die Interessen der Weniger-Gebildeten auf dem Schirm hat bzw. auch priorisiert, und weil vermutlich die Argumentation von Habeck nicht so eingänglich ist, wenn dabei 73 Fakten nebenbei fallengelassen werden, die man noch nicht zuvor gehört hatte.
Für mich hat das nicht zwingend was mit Bildung zu tun. Ist zwar nur anekdotisch aber in meinem Umfeld gibt es genauso viele Akademiker wie weniger gebildete Menschen die auf Populisten wie Söder, Merz und alles rechts davon reinfallen.
Meine Deutung ist, dass sich viele Leute mit der aktuellen Situation überfordert fühlen, sie sind unsicher, haben Angst oder sind wütend. In so einer Drucksituation wünschen sie sich einfache und schnelle Lösungen und ignorieren oft komplexere, unangenehme oder langfristigere Ansätze.
Ein Rattenfänger wie Söder, der mit einfachen, aber oft sehr kurzfristig gedachten Lösungsansätzen um sich schmeißt tut sich deshalb bei diesen Leuten leichter.
Das heißt nicht dass Söder die Sachlage nicht versteht. Ich bin mir sogar sehr sicher dass er sie sehr gut versteht. Er weiß aber auch, dass seine Wähler keine nuancierte Betrachtung des Problems wollen. Wer Angst hat oder wütend ist will einfach nur eine Lösung.
Hinzu kommt noch dass diese Wähler meist selbst keine Einschränkungen in ihren Lebensstil haben wollen. Da viele von Habecks Ideen mit persönlichen Einschränkungen verbunden sind, ist er auch deshalb deutlich unbeliebter. Söder hingegen schreit permanent nach mehr, da ist nie von Einschränkungen die Rede. Außer bei Migranten und Drogen und das betrifft seine Wähler nicht.
TLDR: Ängste, ohnmächtige Wut, Unsicherheiten und Egoismus sind Schwachstellen die von Populisten ausgenutzt werden. Diese Ängste mögen in bildungsfernen Schichten auf Grund einer schlechteren sozioökonomischen Lage weiter verbreitet sein, Bildung macht jedoch lange nicht immun.
Ich glaube vor allem, dass es schlicht eine Frage der Politikbildung und von Politikinteresse ist. Wenn jemand sich intensiver mit irgendeinem aktuellen Thema beschäftigt und anfängt, sich über Ursachen zu informieren, werden viele populistische Lügen direkt entlarvt. Ich muss nicht aus einem marxistischen Lesekreis kommen, um irgendwann darauf zu kommen, dass es nicht die armen Bürgergeldbezieher sind, die den Staat ausnehmen, beispielsweise. Dazu muss ich nicht mal links sein, sondern mich nur mit dem Thema aus politischer Sicht beschäftigen. Ich muss auch nicht links oder besonders gebildet sein, um festzustellen, dass die Cannabislegalisierung ein wichtiger Schritt ist, sondern muss mich halt einfach mit den Fakten dazu beschäftigen. Niemand muss so schlau sein, um auf alle Sachen selbst zu kommen oder die besten Lösungen zu finden, niemand muss studiert haben, um diese Dinge soweit zu verstehen, dass man nicht auf die Rechten reinfällt. Aber man muss halt aktiv was dafür tun. Und da dürften die meisten Deutschen entweder die Zeit und/oder Lust nicht für haben.
Da viele von Habecks Ideen mit persönlichen Einschränkungen verbunden sind, ist er auch deshalb deutlich unbeliebter.
Die Beliebtheit von Habeck war anfangs ziemlich gut aber mit jeder Hetzkampagne der fossil investierte Presse (Axel Springer) sank diese immer weiter
Durch unseren Sparminister/Zukunftsbremser aus der FDP blieb dann auch jede soziale Kompensation aus, ja ging sogar zurück
Es ist nicht "gebildet vs ungebildet", es ist Wirklichkeit vs Phantasie.
Linke, und das ist so in jeder Demokratie auf der Welt, sind definiert dadurch, dass sie gesellschaftliche Probleme anerkennen und versuchen zu lösen. Konservative streiten ab, dass es echt gesellschaftliche Probleme gibt und erfinden statt dessen neue, imaginäre Probleme.