Supermärkte zeigen kaum Fortschritte bei der Umstellung auf Fleisch aus besserer Haltung. 86 Prozent der Produkte stammen demnach vorwiegend aus den Haltungsformen 1 und 2, hat eine Abfrage von Greenpeace ergeben.
So lange billig nicht gleichzeitig gut ist, handeln die meisten schlecht.
Eine Pigou-Steuer könnte das Problem lösen. Schlechte Optionen werden entsprechend verteuert, und der Erlös wird pro Kopf an die Bevölkerung zurück gegeben.
Aktuell muss man sich informieren, es wollen und sich leisten können, um gute Produkte zu kaufen. Ist doch logisch, dass das eine Nische bleibt, die von Bubble und Einkommen abhängt. Mit Pigou müsste man sich informieren, es wollen und sich leisten können, um schlechte Produkte zu kaufen.
Kann von mir aus auch gerne ausgeweitet werden auf Klimaschädlichkeit, Lärmbelästigung, und weiteres.
Eine Pigou-Steuer ist ein bestimmter Fall von Lenkungsabgaben, also von Steuern, die weniger einen Fiskalzweck haben, als vielmehr hauptsächlich der gezielten Lenkung des Verhaltens dienen. Sie ist nach Arthur Cecil Pigou benannt.
Pigou-Steuern dienen ausschließlich dazu, durch die Internalisierung externer Effekte ein Marktversagen zu korrigieren. Da das Marktgleichgewicht in diesen Fällen nicht Pareto-optimal ist, kann durch den Einsatz von Pigou-Steuern eine Pareto-Verbesserung erreicht werden. Der Begriff Pigou-Steuer umfasst insbesondere nicht Lenkungsabgaben auf Handlungen, bei denen keine externen Effekte vorliegen, sondern die aus anderen Gründen (z. B. moralischen oder ideologischen) gesellschaftlich unerwünscht sind.
Der fiskalische Effekt einer Pigou-Steuer darf nicht nach dem Niveau der externalitätenerzeugenden Handlung bei Einführung der Steuer berechnet werden, da durch die Erhebung der Steuer die schädigende Aktivität verringert werden soll. Damit kann auch die Steuereinnahme sinken (siehe Laffer-Theorem). Fiskalisch wirksam ist also nur das Ausmaß der Aktivität, welches bei Erhebung der Steuer noch ausgeübt wird.
Im Gegensatz zu Subventionen handelt es sich bei Pigou-Steuern um belastende Lenkungszwecknormen.
Der Begriff Pigou-Steuer umfasst insbesondere nicht Lenkungsabgaben auf Handlungen, bei denen keine externen Effekte vorliegen, sondern die aus anderen Gründen (z. B. moralischen oder ideologischen) gesellschaftlich unerwünscht sind.
Haben bessere Haltungsformen einen ökologischen Vorteil (bzw. die schlechteren Haltungsformen produzieren externe Kosten in Form ökologischer Schäden) oder geht es nur um die moralische Qualität der "artgerechten" Tierhaltung?
Lenkung über Steuern ist halt gerne gesehen, weil es Dinge nicht ganz verbietet und daher als weniger restriktiv angesehen wird.
Bedeutet auf der anderen Seite aber meist, dass etwas für die Allgemeinheit unzugänglicher wird und nur den besser Gestellten vorbehalten bleibt.
Wobei hier wohl beides dazu führen würde, dass Fleisch allgemein teurer wird.
Bedeutet auf der anderen Seite aber meist, dass etwas für die Allgemeinheit unzugänglicher wird und nur den besser Gestellten vorbehalten bleibt.
Nicht unbedingt, bzw. ich meinte es anders: "der Erlös wird pro Kopf an die Bevölkerung zurück gegeben."
Wer also durchschnittlich viel von der besteuerten Ressource verbraucht, zahlt so viel Steuer wie zurück kommt; +/- 0. Wer unterdurchschnittlich verbraucht (was auf die meisten Menschen mit geringem Einkommen zutrifft) verdient sogar was an dem System.
Egal wie sich der Verbrauch in der Gesellschaft entwickelt, es bleibt ein finanzieller Anreiz, weniger als der Durchschnitt zu verbrauchen, für Konsumenten wie Produzenten.
Den Zusatz finde ich wichtig, um solche Lenkungssteuern sozial gerecht zu machen.
Könnten Vorschriften / Mindeststandards auch.
Das stimmt. Mir gefällt an Pigou, dass sich damit viele Einzelvorschriften erübrigen können. Es müssen dann nicht mehr einzelne Produktkategorien verboten werden, sondern alles, was Kriterium X enthält, bekommt entsprechende finanzielle Anreize. Das ist bei Billigfleisch vielleicht weniger ein Vorteil als bei Emissionen, die ja nicht nur durch die Verbrennung von fossilen Energieträgern entstehen.
Aber ja, vielleicht wäre bei Billigfleisch eine vernünftige Vorschrift sinnvoller und ich bin einfach nur zu sehr von Pigou begeistert :D
War der Zweck der Übung, dass Haltungsform 1 irgendwann mangels Nachfrage vom Markt verschwindet? Sorry, wenn ich da ein wenig zynisch bin, aber solche Labels dienen in meinen Augen dazu, dass die Leute, die das wollen, sich ohne großen Rechercheaufwand für einen kleinen Aufpreis ein besseres Gewissen kaufen können*. Das ist offensichtlich eher ein Nischenmarkt (ca. 15%), aber eine gewisse Nachfrage ist da, und es ist in meinen Augen auch eine gute Sache, dass sie bedient werden kann.
Wenn man wirklich will, dass gewisse Haltungsformen verschwinden, dann muss man sie gesetzlich verbieten. Label oder Deklarationspflicht dienen dazu, dem Kunden eine informierte Entscheidung zu ermöglichen und tragen naturgemäß die Möglichkeit in sich, dass der Kunde die "falsche" Entscheidung trifft.
* Also in ihrem subjektiven Empfinden; ob das Tier tatsächlich ein besseres Leben hat, hat damit nicht zwingend etwas zu tun, solange der Kunde daran glaubt.
für einen kleinen Aufpreis ein besseres Gewissen kaufen können
Wenn er denn wenigstens klein wäre. Habe vorhin Kochschinken aus Haltungsform 4 gesehen, der genau dreimal so teuer war wie der normale aus Haltungsform 2 (beides Supermarkt-Eigenmarke). Für Leute, die einen großen Teil ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben müssen, ist das ein schwerer Brocken.
Der Aufpreis ist mehr oder weniger groß, je nachdem, welchen Anteil deines Essensbudgets du für Fleisch ausgibst. Dazu kommt noch, dass Produkte, die ein gutes Gewissen verkaufen, einen Effekt ähnlich dem von Veblen-Gütern aufweisen, wo der hohe Preis selbst einen Teil des Nutzens für den Konsumenten ausmacht.
Bei mir im Supermarkt ist regelmäßig das Biofleisch ausverkauft und sonst gibts nur Haltungsform 1 und 2. Da kann man als Kunde nicht informiert und lenkend Fleisch einkaufen, weil das Angebot garnicht da ist. Es geht nur Fleisch oder nicht Fleisch.
Dank Klöckner wurde die Entwicklung der biologischen Landwirtschaft auch aktiv behindert und die Nachfrage übersteigt schon lange in vielen Segmenten das Angebot.
Oder man selbst, aber halt später. Spätestens wenn wieder der Keller vollläuft oder alles Essen teurer wird, weil wieder Dürre ist. Kann man aber leider nicht alleine ändern ...
Ich finde es kommt immer auf das konkrete Produkt an. Bei Milch kostet die normale 80 CT und die Bio mit bester Haltungsform 1,05. Das kann man sich mal gönnen. Bei Mortadella kostet die gute aber mal entspannt das doppelte und mit der veganen brauche ich gar nicht erst anfangen
Das ist halt echt das Problem. War vorhin einkaufen und habe Haltungsform 4-Kochschinken (wahrscheinlich auch Bio) von der Supermarkt-Eigenmarke gesehen. War halt nur genau dreimal so teuer wie die günstige Variante. Bei Käse ist das Verhältnis dagegen deutlich besser (gibt aber praktisch keine Auswahl, und das was es gibt ist dann meistens ziemlich geschmacksneutral).
Bei uns gibt's gar nicht mehr die Möglichkeit, Stufe 1 Fleisch zu kaufen. Das wird schlicht nicht mehr angeboten, wenn ein Label drauf ist, ist das S2 oder höher in der Auslage und Stufe 3 oder 4 an der Frischetheke. Ausnahmslos in allen Supermärkten in denen ich bin, was meistens Kaufland, Aldi oder Lidl und manchmal Hit ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Nachfrage so gering ist und die Supermärkte das nur aus Wohltätigkeitszwecken machen, sondern vor allem auf Grund der Kundennachfrage
Ich kenne Landwirte die ihre Stufe 3 Freilandrinder aus Mutterkuhhaltung mit ihren Stufe 2 Ochsen aus der Mast verkaufen, weil niemand das Tier kaufen möchte/kann das die ganze Zeit auf der Weide stand.