Macht "Macht Sinn" in der Umgangssprache Sinn - aber ergibt keinen Sinn beim Gebrauch in akademischer Sprache oder vergleichbarem?
Hatte heute eine (zugegebenermaßen zu hitzige) Diskussion über "macht Sinn" und "ergibt Sinn". Oder genauer: keine Diskussion, sondern ein an den Kopf werfen von "es wird ständig benutzt so" vs. "es ist ein Anglizismus". Da mich aber auch ehrlich interessiert, was eigentlich dahinter steckt (und die Diskussion das nicht wirklich beinhaltet hat), bin ich nach einiger Recherche zu dem Schluss gekommen, dass a) das, was ich nicht mag, "präskriptiv" bzw. negative Sprachkritik heißt, b) es vielleicht gar kein Anglizismus ist [2] und c) es zwar im Duden steht, aber "nur" als Umgangssprache [4] (unter "macht [k]einen Sinn").
Ich habe mir mittlerweile "ergibt Sinn" angewöhnt und bin gleichzeitig zu dem Schluss gekommen, dass es scheißegal ist. Jeder der behauptet "macht Sinn" wäre falsch, identifiziert sich für mich als nervige Person.
Das Wort, nach dem du eigentlich suchst, ist in den meisten Fällen "sinnvoll". Dass klappt nur auf Grund verschiedener nuancierter Bedeutungsunterschiede in wörtlicher Übersetzung nicht immer, weshalb sich Konstrukte wie "macht/ergibt Sinn" überhaupt erst durchgesetzt haben... in Übersetzungen.
In so fern hast du recht: Jemand der "ergibt Sinn" sagt, identifiziert sich für mich als nervige Person, der mal erklärt wurde, dass "macht Sinn" falsch ist, und die das jetzt jedem mitteilen will. Natürlich ist auch diese Fassung (zumindest in ihrem inflationären Gebrauch) nicht wirklich.
Bin generell auch kein Fan von präskriptiver Sprachkritik und von dieser Verteufelung von Anglizismen. Klar, man sollte es nicht unbedingt übertreiben. Aber warum genau sind Anglizismen cringe, aber wenn man mit Fremdwörtern, die aus dem Lateinischen oder Französischen stammen, um sich wirft, ist man eloquent?
Es geht hier nicht grundsätzlich um Anglizismen. Es geht um schlechtes Deutsch, das direkt aus einer Übersetzung aus dem Englischen stammt, aber im Deutschen so nicht verwendet wird. Das kann in wörtlicher Übersetzung schonmal passieren (in so fern ist es sehr lustig, dass du genau dieses Beispiel bringst) aber ist nun einmal keine irgendwie geartete Bereicherung des Wortschatzes (und sei es nur um Synonyme). Stattdessen schleichen sich schlicht Fehler in Ausdrucksweise und Grammatik ein, weil man sie immer und immer wieder hört.
Und "macht Sinn" ist da auch nur ein Bespiel unter vielen (in den meisten fällen ist das "ergibt Sinn" übrigens auch nur ein mäßige Korrektur, die auch versucht so wenig wie möglich an der Formulierung zu ändern und ein wörtliches Äquivalent in der Übersetzung zu verwenden... während ein schlichtes "sinnvoll" oder "sinnig" die natürlichere Übersetzung wäre)... "in 1760" (statt "1760" oder "im Jahr 1760"), "geschockt" (statt "schockiert") fallen mir gerade spontan ein.
Es geht um schlechtes Deutsch, dass direkt aus einer Übersetzung aus dem Englischen stammt, aber im Deutschen so nicht verwendet wird. Das kann in wörtlicher Übersetzung schonmal passieren
Wieso sollte das nicht so verwendet werden können. Beide Wörter haben die gleiche Bedeutung in beiden Sprachen, und darüber hinaus die gleich etymologischen Wurzeln. Machen und Sinn sind durch die Angeln, Sachsen, etc in die Englische Sprache aufgenommen worden.
Warum sollten die Briten jetzt Sinn machen können, aber Deutsche nicht. Wird mir nicht so recht klar. Ist einfach Blödsinn, den sich jemand ausgedacht hat, um sich auf seinen angeblichen Sprachverstand einen runterzuholen.
"Machen" kann doch je nach Kontext synonym für "ergeben" sein. "Eins und eins macht zwei."
Ich habe diese spezielle Klugscheißerei bei Marc Uwe Kling kennengelernt und eigentlich immer eher als Scherz verstanden. Kritisieren das Menschen echt unironisch?
Wer sich über sowas beschwert kann mich mal kreuzweise. Sprache ist immer im Wandel und da schleicht sich eben manchmal etwas rein das nicht so richtig korrekt ist, aber akzeptieren muss man es trotzdem.
Schon drollig wie sich Sprache entwickelt, allerdings gehst du falschrum ran, erst wird gesprochen und dann werden deine "Quellen" aktualisiert. Damit Menschen etwas nachplappern, muss nur die Emotion dahinter stimmen. Ob sie deine falsche Redewendung benutzen um sich über dich lustig zu machen, oder dich zu imitieren weil die Geschichte drumherum so episch war, so verbreitet sie sich weiter.
Am schlimmsten find ich den Überplusquamperfekt der sich schon weit verbreitet hat (hatte gemacht gehabt). Wir werden hören wo das hinführt, vielleicht fällt das "hatte" weg und bündeln sich die Vergangenheitsverben bald am Satzende...
Ich denke man muss da zwei Varianten unterscheiden bei der Sprach-Entwicklung. Einige "falsche" Formulierungen sind tatsächliche Evolutionsschritte der Sprache aber andere sind auch einfach nur falsch. Im Deutschen fällt mir gerade kein Beispiel ein aber z.B. im Englischen diese "could/couldn't care less" Geschichte, eins davon ist einfach semantisch komplett falsch herum für das was ausgedrückt werden soll.
Mein alter Physiklehrer hat sich gerne über Wiege -> wiegen, Waage -> wägen aufgeregt, weil es Waage -> wiegen geworden ist. Wenn das stimmt, und ich habs nie nachgeschlagen, dann machen wir's eindeutig falsch 🤷♂️
Entschuldigst du dich auch nicht und fragst immer nach einem Schraubendreher? Ü
Ich bin mittlerweile an dem Punkt, dass ich denke: Sprache verformt sich und manchmal klingt es einfach falsch oder ist es logisch auch aber es ist ein Kampf gegen Windmühlen. Ein alter Freund von mir hat sich immer über "Mund zu Mund Propaganda" und "Triologie" aufgeregt. Mich schocken mittlerweile nicht mal mehr Sätze wie "Kommst du Stadt? Wenn ich sowas in der Bahn höre. Merkwürdige Blüten die sich vermutlich nicht durchsetzen aber wenn es in 100 Jahren so wäre, so be it.
Für mich als Schweizer kommt noch dazu, das "ergibt" im Schweizer Sprachgebrauch nicht existiert, weder im Schweizerdeutschen noch in Schweizer Hochdeutsch.
In den meisten Fällen wird "macht" gebraucht, im mathematischen Kontext manchmal "gibt"/"git".
Es würde mich nicht wundern, wenn viele deutsche und österreichische Dialekte das Wort "ergibt" auch nur als Fremdwort aus der offiziellen Standardsprache kennen.
Interessanterweise ist das Wort "Ergäbnis", im Gegensatz zu "ergibt", Teil des normalen Sprachgebrauchs. Ich nehme aber an, dass das ein "eingeschweizertes" (habe ich mir gerade parallel zu "eingedeutscht" aus den Fingern gesaugt) Wort aus dem Hochdeutschen ist.
Es gibt Publikationen selbsternannter Experten, die semantisch argumentieren. Jedoch ist das eine Argumentationsweise, die nicht wirklich Stand hält und auf etliche weitere Beispiele übertragbar wäre. Insoweit wird die Variante auch häufiger als richtig angesehen wird.
Allerdings lässt sich die Titelfrage einfach beantworten: Etwas wird nicht besser oder richtiger, weil es "lediglich" innerhalb der Umgangssprache Verwendung findet.
Allerdings lässt sich die Titelfrage einfach beantworten: Etwas wird nicht besser oder richtiger, weil es “lediglich” innerhalb der Umgangssprache Verwendung findet.
Akademische Sprache vs. Umgangsprache ist wie McDonalds vs. gesundes Sternekochmenü. Beides hat seine Berechtigung, aber letzteres ist schon besser oder zumindest wertvoller. Nur eben auch viel kostspieliger bzw. aufwändiger. Für akademische Sprache muss man nicht nur viel lernen, selbst wenn man sie beherrscht kostet es mehr Aufwand in ihr zu formulieren.
Ist weder Umgangssprache noch Anglizismus. Das Wort "machen" kann sehr viele unterschiedliche Bedeutungen haben und wird auch in vielen anderen Zusammensetzungen in abstrakten Bedeutungen benutzt, zB: Urlaub machen, Freunde machen, Unsinn machen, ein Vermögen machen.
Dein erster Link führt bei mir ins Leere. Der Autor hat aber noch einen Blogartikel von 2010 zu dem Thema. Dort verlinkt er auch den ersten Teil einer fünfteiligen Beitragsserie seines Blogs.
Wie ValiantDust es hier im Thread schon schrieb: Wenn es gut genug für Lessing war, ist es gut genug für mich.
Als ich son kleenen war: |<---->| hattet schon gehießen Sinn kannze nich machen, den ergiii-iiehbt et. Dat mit die Englische is ma Kokolores. Damals in die 90er gabet dat ja nich.
Is ja auch klar, wie willze Sinn machen? Kannze ja wohl nich anpacken mit deine billige Patschers. Kannze ma rumlabern und kucken obbet wat ergiebt.
Stil ist nichts weiter als eine von vielen Kommunikationsebenen der Sprache. Maßgeblich ist, wie überall anders, nicht eine "objektive Bedeutung", sondern was dein Adressat versteht. Wenn du "macht Sinn" schreibst, riskierst du damit, (edit: manchen Adressaten) zu kommunizieren, dass du die keine besondere Mühe um korrekt wirkendes Deutsch machst. Du überschreitest damit wahrscheinlich die Grenzen dessen, was man als Bildungssprache akzeptieren würde. Was wirklich korrekt ist und ob es ein Anglizismus ist oder nicht, ist dafür irrelevant, einfach weil nicht der Duden oder die Sprachgeschichte entscheiden, was innerhalb eines Stils akzeptabel ist, sondern die, die in diesem Stil kommunizieren.
Wenn du “macht Sinn” schreibst, riskierst du damit, zu kommunizieren, dass du die keine besondere Mühe um korrekt wirkendes Deutsch machst. Du überschreitest damit wahrscheinlich die Grenzen dessen, was man als Bildungssprache akzeptieren würde.
Das geht mir persönlich interessanterweise ganz anders. "macht Sinn" war für mich eigentlich immer normal. An "ergibt Sinn" kann ich mich nicht erinnern, bis es dann so um 2010 rum en vogue war Leute die "macht Sinn" benutzen zu "korrigieren". Entsprechend stößt mir "ergibt Sinn" auf und Leute, die darauf bestehen, dass es richtig sei, erscheinen mir, polemisch gesagt, als wichtigtuerische Snobs.
Ich weiß natürlich nicht wie verbreitet meine Ansicht dazu ist. Aber wie man's auch macht, man scheint zu riskieren es falsch zu machen.
Es gibt ja einen unterschied zwischen Alltags- und Bildungssprache. In manchen Kontexten ist "macht Sinn" halt komplett unauffällig, in anderen nicht. Natürlich auch je nach Adressat. Genau wie die Bedeutungsmöglichkeiten eines Wortes ist halt auch das, was einen bestimmten Stil ausmacht, nicht in Stein gemeißelt.
Leute auf vermeintlich inkorrekten Stil hinzuweisen ist in jedem Fall nervig, vor allem, wenn noch irgendwelche Scheinargumente herbeikonstruiert werden um eine Formulierung als objektiv richtig darzustellen.
Beide Wörter haben die gleiche Bedeutung in beiden Sprachen, und darüber hinaus die gleich etymologischen Wurzeln. Machen und Sinn sind durch die Angeln, Sachsen, etc in die Englische Sprache aufgenommen worden.
Warum sollten die Briten jetzt Sinn machen können, aber Deutsche nicht mehr? Es war ja vorher schon in Verwendung, bei Lessing u.a.
Das hat sich jemand in den 2000ern ausgedacht, um sich auf seinen angeblichen Sprachverstand einen runterzuholen.
Was ich hier die ganze Zeit zu sagen versuche: Wenn man eine einigermaßen wissenschaftliche Perspektive einnehmen will, sollte man die Kategorie "korrektes deutsch" erst mal außen vor lassen. Korrekt ist, was Sprecher und Hörer für korrekt halten. Andersrum, nur weil sich jemand etwas erst in den 2000ern ausgedacht hat, was auch noch sprachhistorisch Blödsinn ist, heißt das nicht, dass es komplett irrelevant dafür ist, wie die Formulierung aufgenommen wird. Gibt ja auch z.b. in der Jugendsprache andauernd neue Wörter und es ist immer wichtig, die gerade aktuellen zu verwenden.
Stil Ausdrucksweise ist nichts weiter nicht mehr als eine von vielen Kommunikationsebenen der Sprache. Maßgeblich ist, wie überall anders, nicht eine "objektive Bedeutung", sondern was dein Adressat der Angesprochene versteht. Wenn du "macht Sinn" schreibst, riskierst du damit nimmst du damit in Kauf, zu kommunizieren mitzuteilen, dass du die keine besondere Mühe um korrekt wirkendes Deutsch richtigen Ausdruck machst. Du überschreitest damit wahrscheinlich die Grenzen dessen, was man als Bildungssprache akzeptieren annehmen würde. Was wirklich korrekt richtig ist und ob es ein Anglizismus ist oder nicht, ist dafür irrelevant unerheblich, einfach weil nicht der Duden oder die Sprachgeschichte entscheiden, was innerhalb eines Stils akzeptabel ist im Rahmen einer bestimmten Ausdrucksweise liegt, sondern die, die in diesem Stil kommunizieren sich in dieser austauschen.
Liebe Gemeinde, die Frage, ob es Sinn ergibt oder Sinn macht, hat eine einfache Antwort: Nein.
›Machen‹ bezeichnet im Deutschen eine Handlung, die — wie Juristen sagen würden — einen Erfolg hat.
Sinn hingegen ist eine Eigenschaft. Eine Zahl kann gerade oder ungerade sein, aber gerade oder ungerade gemacht werden, kann sie nicht.
›Ergeben‹ spricht von einer Untersuchung (im weiteren Sinn des Wortes) und deren Ergebnis. Insofern ist »Sinn ergeben« durchaus möglich: »Die Untersuchung des Tathergangs ergab, dass die Tat einen Sinn (…).«, also vorsätzlich war.
Es ist hier allerdings nicht die Tat, die einen Sinn (…), sondern die Untersuchung ergab, dass die Tat einen Sinn (…).
Die Lösung aller Probleme in dieser Hinsicht ist so leicht wie einfach: haben.
Etwas hat Sinn, oder nicht. Man kann auch zu Adjektiven wie ›sinnig‹, ›sinnvoll‹ oder ›sinnhaft‹ greifen.
Noch besser ist es, eine Grundregel für Schriftsteller zu befolgen: Schreiben, nicht beschreiben. Wenn man den Sinn hin schreibt, braucht man sich mit der Frage nicht befassen.
Beide Wörter haben die gleiche Bedeutung in beiden Sprachen, und darüber hinaus die gleichen etymologischen Wurzeln. Machen und Sinn sind durch die Angeln, Sachsen, etc in die Englische Sprache aufgenommen worden.
Warum sollten die Briten jetzt Sinn machen können, aber Deutsche nicht?
Das hat sich jemand ausgedacht, um sich auf seinen angeblichen Sprachverstand einen runterzuholen, und ihr wichst jetzt alle mit.