Die Bewohner von Timmendorfer Strand wehrten sich gegen einen Ausbau der Bahnstrecke. Jetzt soll die Strecke ganz stillgelegt werden – und der Ort kämpft für den Erhalt.
Das ist zwar traurig, war aber schon seit vielen Jahren absehbar und entspricht letztendlich auch dem ausdrücklichen Willen der betroffenen Gemeinden.
Als 2010 mit dem Raumordnungsverfahren für die Hinterlandanbindung begonnen wurde, waren ja zuerst noch Ausbau und Elektrifizierung der Bestandsstrecke die Vorzugsvariante. Die alleroberste Priorität der Anliegerorte war es damals aber, dass bei Gott niemalsnicht auf gar keinen Fall auch nur ein einziger ICE oder Güterzug durch Timmendorf oder Scharbeutz fahren dürfe. Also wurde die Strecke stattdessen entlang der A1 geplant.
Eine Weile lang stand noch eine 2+1-Variante im Raum, bei der eine zweigleisige autobahnnahe Neubaustrecke gebaut und zusätzlich die eingleisige Bestandsstrecke erhalten würde. Letztere hätte dann aber natürlich trotzdem für den Durchgangsverkehr als Ausweich- und Entlastungsstrecke zur Verfügung gestanden. Und da selbst das für die Badeorte untragbar war, hat man sich am Ende für die 2+0-Variante entschieden: Bevor auch nur ein Güterzug über die Strecke fahren kann, schließe ich sie lieber ganz.
2014 hat man sich dafür auch noch groß gefeiert: „[Nur so kann] nachhaltig Güter- und Fernverkehr auf der Strecke verhindert werden.“
Jetzt so zu tun, als sei man von der Betriebseinstellung „eiskalt erwischt“ worden, ist völlig hanebüchen. Und eine Reaktivierung wäre zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht sinnvoll, weil ja die ganze Planungsgrundlage der Hinterlandanbindung auf der 2+0-Variante beruht.
Das die Bahn seit der Privatisierung kontinuierlich stückweise ihr Netz stilllegt ist ja leider nichts neues.
Am liebsten wäre den Gaunern doch sicher, ausschließlich Einzelverbindungen zwischen den jeweils am nächsten beieinander liegenden Landeshauptstädten zu haben, und sonst nichts weiter.
Wahrscheinlich macht die Bahn AG mit der Strecke selbst keinen Gewinn. Aber dass das trotzdem eine sinnvolle Bahnstrecke ist, denke ich, würden die meisten so sehen. Hier will man als Steuerzahler*in investieren, weil am Ende viele steuernzahlende Tourismus-Betriebe dadurch erst so wirklich funktionieren.
Also eigentlich kann die Privatisierung hier gar nicht den eigentlichen Gewinn korrekt abbilden und es muss am Ende doch wieder irgendwie per staatlicher Anweisung eingetütet werden, dass die Strecke trotz vermeintlicher Verluste weiterbetrieben werden soll.
In der Reddit Diskussion gibt es folgende Antwort auf die Frage eines Betroffenens, wie er den jetzt auf die Arbeit kommen soll, da er mit der Bahn pendelt:
Da haben deine Nachbarn wohl zu viel rumgenimbyd und die Bahn hat irgendwann den Dildo der Konsequenzen ausgepackt.
Leider ist weit und breit kein Gleitgel zu finden.