Arbeit bringt laut ifo-Institut höhere Einkommen als Nichtstun. Dafür müssen aber zusätzliche Sozialleistungen genutzt werden. Ohne Geld vom Staat kann das Einkommen niedriger sein als das Bürgergeld.
Da werden nur zwei Dinge vergessen:
1.) Der eine arbeitet Vollzeit, der andere hat bis auf die Gängelung durchs Amt frei.
2.) Die Sozialhilfen, mit denen man das Einkommen aufstocken kann, müssen erst einmal beantragt und bewilligt werden. Das kostet sehr viel Zeit und erfordert eine hohe Frustrationstoleranz - die man dann beide neben der Vollzeitarbeit an den Tag legen muss. Mit Bürgergeld hat man dagegen eine All-in-One-Lösung und daher Geld und Seelenfrieden sofort verfügbar.
Kinder werden übrigens auch nicht erwähnt. Sobald Kinder im Spiel sind, lohnt sich arbeiten ja oft nur noch für Gutverdiener, weil Kinder und Familien besonders stark gefördert werden oder anders gesagt: Armut wird in Familien besonders stark gefördert.
Das verdeutlicht aus meiner Sicht nach wie vor nicht, dass man Bürgergeld oder andere Sozialleistungen kürzen müsste. Eher:
Bürokratie abbauen und Sozialleistungen für Arbeitnehmer einfacher zugänglich machen.
Mindestlohn anheben, denn Arbeit muss sich lohnen. Wen man trotz Vollzeitstelle auf Hilfe angewiesen ist, um den Alltag finanziell zu bestreiten, lohnt es sich nicht zu arbeiten.
Oder einfach mal bedingungsloses Grundeinkommen, dann hat man die Bürokratie auf ein Minimum reduziert und die Arbeitgeber müssen sich drum kümmern dass sich Arbeit lohnt.
BGE ist ein zweischneidiges Schwert. Wenn man es richtig macht (sozial), kann es eine sehr gute Sache sein. Wenn man es falsch macht, dann öffnet es Tür und Tor für einen weiteren Abbau des Sozialstaates.
Bin nicht OP, aber denkbar wäre, dass eine eher neoliberale Ausrichtung des BGE vermehrt auf "Eigenverantwortung" setzt und zum Beispiel bisherige Pflichtversicherungen wie Kranken- oder Pflegeversicherung liberalisiert (Freiwilligkeit, freie Vertragswahl für Versicherte und Versicherer). Das könnte durchaus zu einer Verschärfung der sozialen Schieflage führen. Oder die Höhe des BGE wird so niedrig angesetzt, dass eine tatsächliche gesellschaftliche Teilhabe ohne Existenzsorgen dadurch nicht gesichert ist.
Ja und zusätzlich würden ggf. weitere wichtige Elemente wegfallen, beispielsweise das Wohngeld oder Krankengeld. Es ist eben utopisch zu denken, dass jedem Menschen an jedem Ort der gleiche Betrag ein gutes Leben ermöglichen könnte. Zwei bewusst extreme Beispiele: ein behinderter und pflegebedürftiger Mensch in München vs. ein Manager mit Hauptwohnsitz in der ostdeutschen Provinz oder vice versa. Die Neoliberalen geiern ja schon auf solche Umstände, weil nun alles mit einem monatlichen Fixbetrag erledigt wäre und individuelle Bedürfnisse nicht mehr stattfinden können.