Mal wieder Berufsschule, mal wieder stoße ich mit den Nazis aus der Nachbarklasse aneinander. Mal wieder haben diese Feiglinge einen Freund von mir abgepasst als ich nicht dabei war. Dieses Mal sogar physisch. Zwar eher leicht durch einen absichtlichen Zusammenstoß im Flur aber die Eskalation steigt erschreckend stark an. (Aufkleber, Beleidigungen, Drohung/Einschüchterung, Sachbeschädigung und jetzt das). Mal wieder haben wir uns an die Schule gewandt und auch wenn unserer Lehrer versucht deren Lehrer zum handeln zu bewegen, bin ich nicht ganz überzeugt das etwas passieren wird. Zumal der "Täter" nach kurzer Beschreibung, auch sofort bekannt war aber scheinbar nichts gemacht wurde bisher. Was ich tun kann und auch tun werde ist ihn, wo es geht, ihn zu begleiten.
Dieses Mal hab ich mich auch an den Rest der Klasse gewandt. Und da hab ich tatsächlich erheblich mehr Rückhalt bekommen als ich gedacht hätte. Viele waren erschrocken darüber was passiert ist und wie schnell und stark die Dinge eskalieren. Einige haben auch direkt ihre Hilfe angeboten. Was mir aber besonders wichtig war, war dass ich meinen Apell raus bringen konnte die Augen offen zu halten und nicht weg zu schauen wenn Dinge weiter eskalieren. Wir sind mehr.
Was ich allerdings tragisch finde ist, dass diese Nazis schienbar meinen Freund als Ziel auserkoren haben. Dabei hab ich ihn erst dazu "angestiftet" aktiv zu werden. Er ist als noch relativ neu in der Szene und hat noch nicht viel Erfahrung mit Schikane und Drohungen und hat dem entsprechend auch Angst.
Wenn jemand Tipps hat nehme ich die gerne an aber auch einfach ein paar nette Worte würden uns schon echt weiterhelfen.
Sammelt Beweise, dokumentiert alle, auch nicht strafrechtlich relevanten, Übergriffe. Besprecht und dokumentiert Augenzeugen, sprecht auch potenzielle Augenzeugen gezielt an. Dokumentiert auch etwaiges Fehlverhalten der Lehrkräfte und Schulleitung. Bei strafrechtlich relevanten Übergriffen wendet euch an die Polizei. Wendet euch auch an eine entsprechende Opferhilfe für Opfer von Rechtsextremismus.
Lasst euch nicht auf Provokationen ein. Beleidigt nicht zurück, verteidigt euch gegen körperliche Übergriffe, aber bleibt im Rahmen der Notwehr.
Und wie gesagt, dokumentiert alles. Je ausführlicher desto besser, das ist alles hilfreich in einem eventuellen Verfahren vor Gericht.
Nein, unser Lehrer hat uns zu verstehen gegeben das die das schon oft probiert haben. Dann sagen wir ja die haben das gemacht und die sagen nein haben wir nicht. Ist schwierig.
Dokumentieren, Logbuch führen. Datum, Zeit, was ist passiert, wer war Augenzeuge. Mit Unterschrift der Augenzeugen. Die Nazis machen so was wohl eher nicht. Dann zur Polizei mit Augenzeugenberichten.
Geht ihr vollzeit zur Schule oder macht ihr eine Ausbildung? Wenn letzteres, was sagt euer Betrieb dazu? Die können ggf auch ganz gut Druck auf die Schule ausüben.
Nee sind auch in der Ausbildung. Ich muss zugeben daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Aber sobald der Turnus durch ist werde ich das wohl mal ansprechen. Danke für die Idee :D
Tipps habe ich leider keine aber ich will dir sagen, wie gut ich das finde, dass du tust was du tust. Das allein ist schon wichtig und allein dass dein Freund weiß, dass er nicht ganz allein ist und nicht alle so sind wie die Nazis ist, denke ich mir, schon mehr Wert als du vielleicht selbst glaubst. Danke dafür!
Nicht auf die Schulleitung oder Lehrer allein verlassen, vorallem für die Dokumentation.
Und falls Verfassungsfeindliche Symbole und Parolen auftauchen/genutzt werden unbedingt auch an die zuständige(n) Stelle(n) melden, denn da hört die Zuständigkeit der Schule auf, auch wenn die das anders sieht. Zumindest eine Meldung bei der Polizei solltet ihr bei Hakenkreuzen etc immer machen, eventuell hilft das auch die Schulleitung in Zugzwang zu bringen. Je nachdem wie ihr die Gefahr einschätzt kann und sollte das auch der Verfassungsschutz sein. Auch wenn man das selber vielleicht als "nukleare Option" sieht sind genau solche Sachen deren Job. Und passt echt auf, lieber einmal zu viel Polizei als den nächsten Amoklauf von internetradikalisierten Nazis.
Edit: wenn ihr Anzeigen lieber Anonym machen wollt, geht das meines Wissens nach auch über die Onlinewachen der Polizei. Je nach Bundesland und Wohnort eventuell der sichere Weg weil es sonst relativ einfach ist herauszubekommen wer Anzeige erstattet hat.
Edit2: vielleicht etwas offtopic aber wenn es sich auch um Posts im Internet handelt könntet ihr netzmelden.de versuchen.
Edit3: habe zu dem Thema etwas im Internet rumgeguckt und eventuell hilft euch Schule ohne Rassismus und recht gegen rechts, vorallem die zweite Seite hat konkretere Infos und Tipps.
Vielleicht um euch Mut zu machen das bei so Anzeigen tatsächlich auch (mal) was passiert:
Ist einige Jahre her da hatte ich einen Bekannten der so dumm war mit Öl ein Hakenkreuz auf einen Parkplatz zu malen und ein paar Tage später stand nicht die Dorfpolizei sondern wirklich der Staatsschutz vor seiner Tür.
Bezüglich dem Rückhalt nach dem Öffentlichmachen was passiert: Vielleicht ist das der korrekte Weg. Deren Klassenlehrer ist scheinbar die falsche Adresse. Aber wenn hier die Öffentlichkeit schon hilft, vielleicht sollte man das ausbauen. Vielleicht bekommt ihr Hilfe von der Schulleitung. Ich könnte mit zum Beispiel vorstellen, dass ein offener Brief an die Schulleitung noch weitere Öffentlichkeit herstellt und weitere Personen mit ins Boot holt, die dadurch auf das Problem aufmerksam werden. (Ich würde allerdings versuchen mich dabei auf das Problem zu konzentrieren und wer die individuellen Personen sind erstmal außen vor lassen. Nicht dass dein Freund noch weiter bekannt gemacht wird und als Beispiel vor Allen dienen muss. Andere Personen bloßstellen bringt auch direkt eine ungünstige Dynamik ins Spiel.) Und ich glaube ich würde das tatsächlich als offenen Brief schreiben. Sich nur bei der Schulleitung zu beschweren hat einen anderen Stellenwert als zu sagen: "Unsere Parallelklasse ist voller Nazis, die Schule unternimmt nichts dagegen, und jeder soll das wissen."
Kannst ja vielleicht ein paar Fotos von den Aufklebern, Sachbeschädigungen und ein paar anschauliche Beschreibungen von solchen Auseinandersetzungen beifügen, dass jede:r sich da eine bildliche Vorstellung von machen kann.
Ich denke auch man muss sich nicht alles gefallen lassen. Und ...ich kann das nicht beurteilen, dafür fehlen mir die Details... aber wahrscheinlich stehst du auf der richtigen Seite 😆
Schule ist manchmal ein seltsamer Ort. Ich war nie in einer Berufsschule, aber ich kann mir vorstellen, dass soetwas nochmal eine Nummer härter ausgeprägt sein kann, als das was ich in der Schule erlebt habe. Üblicherweise wird es nach der Schule, in der Welt der Erwachsenen besser. Darauf gibt es leider aber auch keine Garantie. Idioten gibt es überall. Aber so halbstarke Idioten werden irgendwann weniger. Oder man ist einfach nicht mehr gezwungen denselben Ort mit denen zu Teilen. Ich dachte ich erwähne das einfach mal, hat aber weniger Auswirkungen auf deine jetzige Situation...
Jedenfalls habt ihr bis jetzt alles ziemlich richtig gemacht. Sich an die zuständigen Verantwortlichen wenden... Öffentlichkeit für Probleme schaffen und sie Angehen... Und um Rat fragen wenn man nicht weiterkommt ist alles korrekt. Es würde mich persönlich auch nicht traurig machen wenn du einem der Faschos auf die Schnauze haust, aber ich glaube das würde das Problem nicht lösen. Und es ist auch nicht ganz das was viele Leute für den moralisch korrekten Umgang halten.
Wenn strafrechtlich relevant, insbesondere wenn die Schule nichts macht, Polizei. Zusätzlich evtl. Öffentlichkeit. Das kann aber Ärger und Schikanen von Seiten der Schule verursachen, also vorher gut überlegen.
Auf jeden Fall jegliche Interaktion zu dem Thema mit der Schule nur schriftlich und/oder unter Zeugen. Sonst behaupten die später, sie hätten ja von nichts gewusst.
Protokolle von Dingen, die dem Ruf der Schule schaden, oder gar dienstliche Konsequenzen für beteiligte Lehrkräfte verursachen könnten, können leicht verloren gehen.