Die Gewerkschaft IG Metall will der nordwestdeutschen Stahlindustrie den Weg in die Viertagewoche ebnen - bei deutlich höherem Lohn. Bei den Arbeitgebern stößt das vor der nächsten Tarifrunde erneut auf Ablehnung. Auch von "existenzieller Gefährdung" ist die Rede.
Was soll eigentlich immer diese Behauptung, solche Forderungen wären "utopisch" und ein Wohlstandsverlust würde drohen und man solle sich mit 42 Stunden / Woche an Schweiz und Schweden orientieren. Ich habe diesen merkwürdigen Satz schon oft gelesen, aber stimmt das auch so? Ich habe das Gefühl, es wird oft einfach pauschal gesagt "wir brauchen mehr Stunden, weil Wohlstand / Demographie", aber was diese Mehrstunden dann konkret bewirken sollen wird nie erklärt... Vor allem, da ja Arbeitsstunde != Arbeitsstunde bedeutet je nach Branche und Beruf. Was dieser "Wohlstand" ist, wird leider auch nie definiert. Wenn Wohlstand z.B. ein Dach überm Kopf bedeutet würde ich da mitgehen, wenn Wohlstand allerdings Luxus bzw. überschwänglicher Luxus bedeutet (ständig nach Malle fliegen, etc.), gehe ich da definitiv nicht mehr mit.
Zugegebenermaßen können Arbeitgeber zur Zeit auf Grund von Fachkräftemangel auch gar nicht so viele Leute einstellen wie sie wollen. Aber dann muss halt weniger produziert und weniger Wachstum generiert werden. Im Konsum zurückzutreten wäre eh überfällig.
Fachkräftemangel in vielen Bereichen ist aber wiederrum auch nur das Fehlen von Leuten die zu den aktuellen Konditionen in den Berufen arbeiten möchten und ein Unwillen neue Leute anzulernen.
Eben, mich würde halt wirklich mal interessieren, wie die Verhältnisse wirklich sind. Was benötigt wie viel Arbeit und wie viele Leute (siehe Automatisierung, Digitalisierung), etc. Wenn sich die Stundenreduktion nämlich nicht rechnen würde, würde sich das ja nicht schon in einigen Bereichen etablieren. Kann auch sein, dass hier einfach die Perspektive eine andere ist, die Wirtschaftsexperten haben ja oft ihre sehr eigene und klientelspezifische Sichtweise auf die Gesamtsituation.
Wir hatten gerade einen Rückgang der Reallöhne in Deutschland. Natürlich war das auch inflationsbedingt, aber es spricht recht klar davon, dass es in Deutschland viel weniger Fachkräftemangel gibt als gerne behauptet wird. Die Alternative ist, dass der Arbeitsmarkt kaputt ist, was ich aber nicht so sehr glauben kann.