Die ZEIT gibt den Rechtsextremen, Querdenkern, Wirrköpfen und Antidemokraten, die den Bundestag stürmen wollten eine Plattform auf der Titelseite. WTF!
Noch ein Anruf bei ihr, diesmal im Juli: Sofort wird Tamara Kirschbaum sehr laut. Sie sei noch immer im Ausland, und nein, sie rede nicht. "Es sei denn, ich bekomme Geld!" Nun will sie die Einzige sein, die alles über den 29. August 2020 weiß. "Keiner kennt die ganze Story außer ich, und ich werde damit Geld verdienen." Das Gespräch wird unterbrochen, schlechter Empfang.
Als sie wieder am Apparat ist, sagt Kirschbaum: "Ich habe Schlimmstes verhindert, ich habe Tote verhindert, Menschenleben gerettet." Sie habe zur "friedlichen Besetzung" der Treppe aufgerufen.
Eigentlich fuhren sie nach Berlin, um gegen die Grundrechts-Einschränkungen während der Pandemie zu demonstrieren. "Der Staat hat in meinem Leben nichts zu suchen, es sei denn, dass ich es ihm erlaube", erzählt Gernot Hüttig, "und das sage ich Ihnen als ehemaliger Staatsbediensteter."
Erstaunlich, wie dürftig die Auskünfte werden, wenn man die Beteiligten fragt: Was wollten Sie am 29. August 2020 erreichen? Welches System sollte an die Stelle der parlamentarischen Demokratie treten? Äh, weiß nicht, tja, schwer zu sagen, keine Ahnung. So vehement die Wut aufs System ist, so hilflos reagieren die meisten Befragten, wenn es um ihre Ziele geht.
“Der Staat hat in meinem Leben nichts zu suchen, es sei denn, dass ich es ihm erlaube”, erzählt Gernot Hüttig
"Ich erlaube dem staat mir rente zu zahlen, krankenhaeuser fuer mich zu bauen, dafuer zu sorgen das es strassen, wasser, strom und internet ueberall gibt, polizei einzustellen damit mir unterwegs keine wegelagerer auflauern, gesetzte zu erlassen damit ich vom essen und trinken keine blei- oder arsenvergiftung bekomme und dass er boesewichte wegsperrt - aber sonst erlaube ich diesem uebereifrigem staat nichts!"
Was für ein Gelaber. Wenn auf der Titelseite ein Artikel über Hitler stünde, würdest du dich auch nicht aufregen, dass den Nazis eine Plattform geboten wird.
Lies mal lieber die Artikel bevor du absichtlich so bildungsfern bist.
Ich habe mir den Inhalt gerade mal auf die Schnelle angeschaut. Ich habe nicht den ganzen Artikel gelesen. Auf mehreren Doppelseiten werden verschiedene Protagonisten diesen Tages (neben einigen Stürmenden auch einer der anwesenden Polizisten) mit Bildern gezeigt und zu ihrer Motivation befragt. Der Text distanziert sich klar von der Haltung der Stürmenden. Diese dürfen dennoch ihre Haltung verbreiten. Die Bilder sehen aus wie aus einer netten Homestory. Immer ein Bild von zu Hause heute und eines vom Sturm. Das ganze gesetzt in einem Format mit einem dicken schwarzen Balken um den gesamten Text.
Ich finde die Idee der Zeit, mit den Protagonisten zu sprechen gut. Sowas macht die Zeit ja öfter. Die Aufmachung finde ich persönlich auch etwas bedenklich. Es wird das Narrativ bedient, dass es sich ja um Menschen aus der Mitte der Gesellschaft gehandelt habe, die ja nur ein wenig unzufrieden seien.
Vllt ist es gar nicht so dumm den Schwurblern und Rechtspopulismusopfern mal die Möglichkeit zu geben ihr Positionen darzustellen um das "uns hört ja keiner zu" Narrativ zu brechen. An Ende ist Spaltung/fehlender Dialog glaube ich ein ganz grosser Teil des Problems. Die ganz grosse Gefahr ist natürlich eine potentielle Legitimation demokratiefeindlicher Ansichten, das stelle ich mir schwierig vor das sauber zu vermeiden, aber sicher nicht unmöglich.
Aber das passiert schon die ganze Zeit. Sarrazin war mit seinem rassistischen Pamphlet auf der Spiegeltitelseite, es wurde auszugsweise abgedruckt und er ist durch sämtliche Talkshows getingelt. Dasselbe dann kurze Zeit später mit Pegida. Wie man sieht, ist das phänomenal nach hinten losgegangen (oder nach vorne, je nach Blickwinkel) und ändert genau nichts daran, dass die Faschisten meinen "man dürfe ja nichts sagen". Es ändert nicht mal was daran, dass viele Demokraten denken, man müsse denen "auch endlich mal zuhören".
Nein, das Narrativ kann man nicht brechen weil es nicht wahr ist.
Hört doch auf ständig reden zu wollen. Mit Nazis muss man nicht reden. Die kannst du nicht durch reden umstimmen.
Genau diese denke dass jeder einzelne da ein Vollblut Nazi ist, giesst letztlich Öl ins Feuer. Ganz sicher stehen da Vollblut Nazis im tiefen Kern und ich geb dir recht, die hsben kein Recht gehört zu werden. Warum laufen denn aber so viele mit? Das sind doch ganz viele Leute die frustriert und misstrauisch gegenüber dem "System" sind, und den Leuten auf den Leim gehen, die ihnen sagen, was sie hören wollen. Viele von denen glauben sicher komisches Zeug aber wären mit Dialog abholbar. Nicht die Höckes dieser Welt aber sicher ein grosser Teil der Schwurbler die nicht schnallen mit wem sie da ins Bett gesprungen sind. Und ohne die sähen die paar echten Nazis schnell noch trauriger und kleiner aus als heute.