Geradezu bizarr mutet an, dass in der Elterngeld-Petition betont wird, dass einkommensstarken Paaren, die sich hart nach oben gearbeitet hätten, nun Wohlstandsverluste drohten, sodass sie in Zukunft ihre Kinderwünsche aufgeben müssten.
Jammern auf höherem Niveau geht kaum: Was ist mit den Wünschen von Reinigungskräften, Krankenpflegerinnen im Schichtdienst, Altenpflegern und Verkäuferinnen? Arbeiten die etwa nicht hart? Sie waren es, die in der Coronapandemie den Laden am Laufen gehalten haben, aber nie in ihrem Leben auch nur in die Nähe eines Haushaltseinkommens von 150.000 Euro gelangen werden.
Allein diese Idee des "hart erarbeiteten Wohlstands" ist lächerlich. 80% sind Glück.
Ich bin zufällig relativ intelligent in eine Familie geboren worden, die halbwegs gut funktioniert und mich gefördert hat. Meine Interessen waren zufällig welche, die mit hohen Gehältern locken und zufällig bin ich über diverse Bekanntschaften an diverse Jobs gekommen, die mittlerweile ganz gut Geld abwerfen.
Das ist alles nicht mein Verdienst. Und wenn ich mich unter den halbwegs wohlhabenden in meiner Umgebung umgucke, sieht es ähnlich aus.
Die Onlinepetition „Nein zur Elterngeld-Streichung“ [...], wurde in wenigen Tagen von fast 600.000 Leuten unterschrieben – das Zehnfache der Anzahl der betroffenen Familien.
D.h. eine halbe Million Leute die davon überhaupt nicht betroffen wären haben sich gedacht "oh nein, die Armen Wohlhabenden" oder wahrscheinlicher "wenn ich nur ein bisschen mehr hätte könnte das ja auch mich betreffen"!
"temporarily embarrassed millionaire" und all das.
Oder Privilegierte ohne bzw. mit erwachsenen Kindern. Oder russischen Trollen oder Bots. Geld kann alles, Online-Petitionen sind leicht zu manipulieren.
oder wahrscheinlicher “wenn ich nur ein bisschen mehr hätte könnte das ja auch mich betreffen”!
Oder drittens: "Scheiß Aufwiegeln von Arbeitnehmern gegeneinander, um davon abzulenken, dass die wirklich reichen Schweine gar nicht über sowas wie "Einkommen" nachdenken müssen."
Ich bin mir selber noch nicht ganz sicher was meine Meinung zu dem Thema insgesamt ist, aber ich wäre durchaus auch potentiell betroffen, zähle aber zurzeit nicht zu den betroffenen Paaren.
Sobald meine Freundin in den Job einsteigt werden wir vermutlich über der Grenze liegen.
Ich finde es deswegen auch falsch von Lobbyismus zu sprechen. Das hatte ausnahmsweise mal nichts mit Lobbyismus zu tun, sondern ausschließlich mit Befindlichkeiten der arbeitenden Bevölkerung.
Es gibt sicherlich auch Leute, die aktuell nicht davon betroffen sind, es aber absehen können. Wenn ein Pärchen sich spät im Studium für Jura oder Medizin befindet, dann ist ein kombinierter Verdienst von >170k absehbar. Auch können diese Paare schon Jahre vorher wissen ob sie „irgendwann mal“ Kinder haben wollen. Insofern finde ich eine Zahl die über der der aktuell betroffenen liegt schon plausibel.
Ne, weil es ja um das zu versteuernde Einkommen geht, also brutto abzüglich der Werbungskosten und Sonderausgaben inkl. KV, RV, AV. Unterm Strich liegt die Grenze nördlich von 180k€ p.a. Haushaltseinkommen, davon dürften die meisten Akademikerpärchen schon noch ne Ecke entfernt sein.
Politik im Jahre 2023 ist dazu da den Eliten ein Leben nach der Klimakrise auf Kosten aller anderer zu ermöglichen und den Eliten-to-be die Hoffnung zu geben auch noch auf das Boot aufspringen zu können. Wo der Rest bleibt kann denen ja egal sein. Solidarität wurde ja schon so systematisch und absichtlich zerstört.
Schöner Artikel und das im Handelsblatt. Wirklich Wahnsinn, was da vor ein paar Wochen los war. Ich habe noch nie so viele Verlinkungen in Whattsapp Stories oder bei Insta auf diese Petition gesehen. Und das hauptsächlich von Leuten, die sich vorher noch nie politisch zu irgendwas geäußert haben.
Leute, ich denke wirklich, wir müssen einsehen, dass Menschen im Allgemeinen keineswegs so "egoistisch" denken wie oft suggeriert wird:
Die Onlinepetition ... wurde in wenigen Tagen von fast 600.000 Leuten unterschrieben – das Zehnfache der Anzahl der betroffenen Familien.
In meinen Augen sagt das nur, aus dass sich die Menschen gerne solidarisieren mit Themen die ihnen wichtig sind. Und Kinder sind wichtig. Dabei ist es völlig egal, ob diese in reiche oder arme Familien hineingeboren werden.
Darüber hinaus halte ich es für grundfalsch, Sozialleistungen für Besserverdiener zu streichen. Dies wäre nämlich gleichbedeutend mit "Schau, du bist nicht Teil unserer Gesellschaft, dich fördern wir nicht". Gerade Menschen in Entscheidungspositionen sollte man einbinden, damit sie sich der Gesellschaft bewusst sind und nicht nur für die eigene Tasche wirtschaften.
Ich denke, viele Zeitungen unterschätzen total das Level an Solidarität, das in der Bevölkerung existiert. Man sollte weder aufgrund von Hautfarbe, Religion oder Einkommen diskriminieren. Man muss nicht Feinde sein, nur weil der andere Reich ist und man selber nicht. "Eat the rich" halte ich für grundfalsch.