Die Realität für Studios in Deutschland sieht eher so aus, als dass du einen Haufen Geld irgendwoher bekommen musst und nach Produktionsabschluss mit quasi nichts da stehst und hoffst, dass etwas reinkommen wird, um die Auslagen zu decken.
Außerdem: wer wäre besonders im Moment so blöd, eine laufende Einkommensquelle einfach so zu schließen, weil man "ausgesorgt" hat? Das halte ich für nicht sehr plausibel.
Die laufende Einnahmequelle sind doch die alten Spiele. Die gehen ja nicht weg. Die haben halt keinen Bock, die laufenden Einnahmen und die vergangenen Gewinne aufs Spiel zu setzen um weiter zu machen weil ihnen die Kohle reicht. Ist ja auch legitim. Kann man dann halt eher unter "die haben's geschafft" abheften als unter "die Branche wird politisch nicht genug gepempert".
Nichts für ungut, aber ich schlage vor, du beschäftigst dich etwas eingehender mit der Historie deutscher Spieleschmieden. Bluebyte, Sunflowers, Crytek, die ganze C64 Geschichte damals... Schau dir an, welches Potential vorhanden war und warum es kaputt ging. Es war nicht fehlendes politisches pempern, sondern es war das aggressive Vorgehen von Politik gegen diese Industrie. Und das halt leider bis heute an weil "ist ja nicht so wichtig".
Es ist absurd zu behaupten, vor diesem Hintergrund könne man sich in Deutschland im großen Stil einfach zurücklehnen und abkassieren. Stimmt einfach nicht. Und dir sollte auch klar sein, dass Einnahmen produzierter Spiele nicht konstant sind, sondern stetig fallen. Vergleiche vor dieser deiner Aussage mal bitte die Produktionen in anderen Ländern, gern auch Polen oder Tschechien, wenn dir die USA zu weit gegriffen im Vergleich ist. Die können dort produzieren, weil die Kosten nicht so exorbitant sind, aber die echten AAA Titel kommen mit wenigen Ausnahmen immer noch aus dem Land, wo die Dollar fließen.
Welches aggressive Vorgehen denn? Das Interviewgeplärre über "Killerspiele"? Wurden daraus irgendwelche Gesetze? In wiefern soll das den "die Siedler" Hersteller Bluebyte wirtschaftlich tangiert haben?
Naja, z.B. wurde Empire Earth 3 nach dem Amoklauf in Emsdetten ohne Jugendfreigabe, also ab 18 rausgegeben, obwohl PEGI es mit 12 einstufte und auch die Vorgänger in Deutschland ab 12 waren. Das ist jetzt der Titel, der mir spontan dazu eingefallen ist. Es wird aber sicherlich nicht das einzige Spiel gewesen sein, dass von völlig irrationalen USK Entscheidungen betroffen ist.
Dazu kommt, dass das Interviewgeplärre, die Talkshows und co. bei vielen uninformierten Eltern und Lehrern Eindruck hinterlassen haben, wodurch man als heranwachsender Spieler teils gegängelt wurde, oder sich mühsam rechtfertigen musste. In der Folge lag dann bei vielen kein Spiel unterm Weihnachtsbaum, die sich gerne eines hätten schenken lassen.
Aber diese feindliche Haltung hat natürlich auch für die Entwickler Probleme bereitet. Das sind dann so fragen, wie leicht man es hatte auf einer Jobmesse teilzunehmen und Leute anzusprechen, ob sich bestimmte Leute, die gerne Spiele entwickelt hätten, nicht aus sozialem Druck doch einen anderen Job gesucht haben, ob die Firma vom Bürgermeister als Chance begriffen wird, und bei der Ansiedlung geholfen, oder doch eher die Schotten dicht gemacht werden, und die Lokalpolitik darauf hinwirkt, dass wer anderes in dem neuen Bürphaus unterkommt.
Daraus wurde fast eine Generalüberwachung sämtlicher Videospiele konsumierender Menschen in Deutschland, vgl. Seehofers Aussage vor ein paar Jahren.
Dann wurden lange Zeit Ragdolls für die deutsche Version von Spielen entfernt, weil irgendjemand entschieden hat, das sei zu realistisch. Seit FIFA aber auf einmal alles kein Ding mehr.
Überhaupt könnte ich dir dutzende dieser völlig sinnlosen Zensuren von Spielen NUR in Deutschland nennen. Das ist nicht mehr nur tangieren, das war und ist aktives bekämpfen eines Marktes.