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Kurzgeschichte: Milch

Heute eine dystopische Science-Fiction-Kurzgeschichte. In gedruckter Form auch erschienen in der Anthologie 'Mensch, Verwandler' im Radiator Verlag. Schönes Wochenende!

Milch

Sascha van der Meer war fünfundzwanzig Jahre alt, als ich ihn in die Welt setzte. Er starb wenige Minuten später. Sascha van der Meer hatte lange Haare, Ohrlöcher, an denen bunte Büroklammern hingen, und einen niedrigen Kalziumspiegel. Kalzium war ein Mineralstoff, den Menschen benötigten, um Knochen aufzubauen. Eine hervorragende Kalziumquelle war Kuhmilch, deshalb habe ich Sascha zu Beginn seines Lebens in einen Supermarkt geschickt. Der an Kalziummangel leidende Sascha sprach nicht viel und war froh, wenn er nicht angesprochen wurde, obwohl er so attraktiv war, dass man meinen könnte, ihm würde so etwas öfter passieren. Sascha wurde für den Rest seines Lebens nicht mehr angesprochen.

Das Licht des Supermarktes war genau so unecht wie die Milch, die Sascha dort kaufen wollte. Die Milch im Supermarkt war synthetisch. Sie bestand aus Wasser und Farbe und Mineralstoffen, die Menschen in großen Chemielaboren hergestellt hatten. Bevor der Supermarkt gebaut wurde, standen dort echte Kühe. Dann starben alle Kühe. Dann viele Menschen. Dann starb Anton van der Meer – Saschas Vater. Sascha starb im Supermarkt, als er Milch kaufen wollte.

Der Supermarkt wurde im Jahr 2057 gebaut, als der dritte Weltkrieg bereits begonnen hatte. Sieben Jahre zuvor wurde er ausgelöst.

Der Auslöser des dritten Weltkriegs war fünfzehn Jahre alt und hieß Batbayar Ganbaatar. Batbayar Ganbaatar wusste nicht, dass er indirekt die Schuld am dritten Weltkrieg trug, und würde es auch nie erfahren. Ganbaatar saß am Fuße des Sutai Uul. Der Sutai Uul war einer der größten Berge in einem Land, das damals Mongolei hieß. Von einem Gletscher weit oben auf dem Sutai Uul rann geschmolzenes Wasser, vorbei an Ganbaatar, hin in den Tonkhil-See. Ein Gletscher war eine dicke Eismasse, die sich langsam bewegte.

Heute gibt es keine Gletscher mehr. Ganbaatar war Nomade und Kuhhirte. Vor allem aber war er mitten in der Pubertät und hätte lieber masturbiert, statt auf seine Kühe aufzupassen. Wenn Ganbaatar masturbierte, dann dachte er am liebsten an Arielle McConnor, die damals mit ihren großen brauen Augen und ihrem Gesang die Welt verzauberte. Arielle McConnor stammte aus den Vereinigten Staaten von Amerika, dem Land der großen Freiheit, und sang auf Englisch. Ganbaatar verstand kein Englisch, aber er mochte ihre Stimme und ihre Augen und das, was sie mit ihm machte, wenn er seine Augen schloss und sich konzentrierte. Während Ganbaatar seine Augen geschlossen hatte und sich konzentrierte, tranken seine Kühe das Wasser des Sutai-Uul-Gletschers, das an ihnen vorbeifloss, immer weiter in den Tonkhil-See. Hätte Ganbaatar genau hingeschaut, dann hätte er trotzdem nicht gesehen, dass seine Kuh Arielle den Grundstein für den dritten Weltkrieg legte.

Dies ist, wofür Eis auf der Erde gut war: Menschen lagerten Nahrung in Eis, um sie länger haltbar zu machen. Die Natur lagerte Bakterien im Eis, um sie länger haltbar zu machen. Bakterien waren kleine Lebewesen, die Menschen nicht ohne Hilfsmittel sehen konnten. Einige dieser Bakterien hatte die Natur im Gletscher des Sutai Uul gelagert. Jetzt trieben diese Bakterien hinab, vorbei an Ganbaatar und seinen Kühen, bis hin in den Tonkhil-See. Einige dieser Bakterien trieben in die Kuh Arielle. Das Bakterium nannten kluge Menschen später Mycobakterium bovis subsp. mongoliense. Die Krankheit, die das Bakterium auslöste, nannten sie Cattle Tuberculosis, oder kurz CAT. Katzen konnten sich nicht damit anstecken.

Wenn eines der Bakterien in eine Kuh eindrang, dann vermehrte es sich. Wenn eine Kuh das Bakterium in sich hatte und eine andere Kuh traf, dann drang das Bakterium auch in diese Kuh ein. Ganbaatars Kühe trafen viele andere Kühe. Wenn sich das Bakterium in einer Kuh ausreichend vermehrt hatte, passierte folgendes: Die Kuh wurde müde und hatte keinen Hunger mehr. In der Lunge der Kuh bildeten sich kleine Knötchen in den Blutgefäßen, die nach einiger Zeit zerplatzten. Dann hustete die Kuh Blut aus ihrer Lunge und starb. Ganbaatars Kuh Arielle starb nach dreiundzwanzig Tagen. Hätte sie sprechen können, hätte sie sich einen früheren Tod gewünscht.

Dank Ganbaatars Kühen, die er weiter Richtung Süden trieb, konnte sich CAT vermehren und kam von dort nach China, Kasachstan und Indien. Indien war ein Land, in dem Kühe für viele Menschen heilig waren. Warum auch nicht? Eine Krankheit, die Kühe tötet, ist nicht gut für ein Land in dem Kühe heilig sind. CAT war zwar nicht gefährlich für den Menschen, aber viele kluge Menschen hielten es für möglich, dass das Bakterium irgendwann mutieren und sich an sie anpassen konnte. Manche dieser klugen Menschen sagten, dass es am besten sei, wenn man alle Kühe töten würde. In Indien tötete niemand Kühe, weil Kühe heilig waren.

In den Vereinigten Staaten von Amerika, dem Land der großen Freiheit, tötete man gerne, weil Waffen heilig waren. Und so begannen die Menschen dort, alle Kühe zu erschießen. Dann sagten die klugen Menschen zu Menschen in anderen Ländern, dass sie das doch bitte auch machen sollten. In Europa folgten die Menschen den Worten der Vereinigten Staaten von Amerika, dem Land der großen Freiheit. In Indien und in China verweigerten die Menschen den Wunsch. Zwei Jahre nachdem Batbayar Ganbaatar am Fluss des Sutai Uul saß, seine Augen geschlossen hatte und sich konzentrierte, starb die letzte Kuh auf dem amerikanischen Kontinent.

Zur selben Zeit, wieder oben auf dem Sutai Uul, schmolz der Gletscher weiter und offenbarte folgendes im Eis: ein kleines Raumschiff.

Das Raumschiff gehörte Dulrax Zondobar. Dulrax Zondobar selbst gehörte zu den Pirasakut, die etwa achtzehn Lichtjahre von der Erde entfernt auf dem Planeten Ylon-B lebten.

Hier ist der Grund, warum das Raumschiff im Gletscher gefangen war: Dulrax Zondobar, seines Zeichens Professor für Anthropologie an der Ylon-B-Universität, musste während einer Forschungsreise notlanden. Die Notlandung fand während der letzten großen Eiszeit statt, in welcher sich der Gletscher auf dem Sutai Uul formte. Dulrax Zondobar wurde dreißigtausend Jahre im Eis konserviert. So wie die Natur das Mycobakterium bovis subsp. mongoliense, den Auslöser der CAT, im Eis konservierte.

Als Dulrax Zondobar im Gletscher landete, gab es dort noch kein Mycobakterium bovis subsp. mongoliense. Was es aber gab, war das Mycobakterium bovis, das der Auslöser einer harmloseren Variante der Rindertuberkulose war. Und es gab ein Loch im Treibstofftank von Dulrax Zondobars Raumschiff.

Die Pirasakut nutzten einen biologischen Treibstoff, der auf ihrem Planeten Ylon-B harmlos war, aber auf der Erde gravierende Mutationen in Lebewesen auslösen konnte. Mycobakterium bovis mutierte dank des Treibstoffes zum viel gefährlicheren Mycobakterium bovis subsp. mongoliense. Als Dulrax Zondobar aus dem Eis erwachte, hatte er ein Problem: kein Treibstoff. Deshalb sendete er eine Nachricht zu anderen Pirasakut. Die Pirasakut kommunizierten so: mit den Fingern. Bevor die Menschen begannen, mit den Lippen und der Zunge zu kommunizieren, nutzten sie auch die Hände. Dann verwendeten sie die Hände, um Werkzeug zu entwickeln und andere Menschen totzuschlagen.

Jetzt kommunizieren sie nicht mehr. Auch wenn die Pirasakut einen ähnlichen Körperbau hatten wie die Menschen, gab es einen Unterschied. Wo Menschen einen Kopf hatten, hatten die Pirasakut einen dritten Arm mit einer dritten Hand. Mit der dritten Hand empfingen sie die Nachrichten, die mit den anderen Händen gesendet wurden. Um eine Nachricht weit hinaus ins Weltall zu schicken, musste Dulrax Zondobar seine Sendeleistung verstärken. Dies tat er, indem er die größten Hände nutzte, die es auf der Erde gab. Auf der Erde gab es immer Menschen, die wichtiger waren, als andere Menschen. Um diesen wichtigen Menschen zu zeigen, wie wichtig sie waren, hat man sie nachgebaut, aus Stein oder aus Metall und hat diese nachgebauten, wichtigen Menschen auf große Plätze gestellt. Die Menschen nannten diese nachgebauten Menschen Statuen. Dulrax Zondobar nutzte die Hände der Statuen, um eine Nachricht an die anderen Pirasakut zu schicken. Mit Hilfe eines Gerätes in seinem Raumschiff konnte er die Finger der Statuen in die richtige Position bringen. Das Gerät nannten die Pirasakut Telespektor. Die Nachricht bestand aus zweihundertachtzigtausend verschiedenen Fingerzeichen. Folgendes hat Dulrax Zondobar an die Pirasakut auf Ylon-B gesendet:

HILFE! LG DULRAX ZONDOBAR

Während Dulrax Zondobar auf Hilfe wartete, drohten die Vereinigten Staaten von Amerika, das Land der großen Freiheit, alle Kühe in Indien und dem Rest Asiens mithilfe nuklearer Waffen auszulöschen. Indien weigerte sich noch immer. Kühe waren dort noch immer heilig.

Dulrax Zondobars Nachricht war indessen auf seinem Planeten Ylon-B angekommen und die Pirasakut schickten eine Flotte, um den gestrandeten Professor zu bergen. Die Raumschiffe der Pirasakut waren gelb. Beim Abflug sagten sie: »Zip-Wop«. Sie wurden von mongolischen Behörden entdeckt. Die Mongolei stand auf der Seite Indiens, wenn es um die Kuhfrage ging und meldete feindliche Flugzeuge an Indien. Indien hielt die Raumschiffe der Pirasakut für Flugzeuge der Vereinigten Staaten von Amerika, dem Land der großen Freiheit. Aus Angst vor einer Invasion schickte Indien eine Atombombe in Richtung des amerikanischen Kontinents, die auf dem Weg abgefangen wurde. Die Vereinigten Staaten von Amerika schossen zurück.

Der dritte Weltkrieg kam jetzt nach Indien und mit ihm Amerikaner und Europäer, die alle Kühe und viele Menschen töteten. Zu dieser Zeit gab es schon keine Milch mehr in den Supermärkten und die Pirasakut waren auf dem Weg zurück nach Ylon-B.

Sascha van der Meer war nicht nur äußerst gutaussehend, ich habe ihm auch ein höfliches Wesen gegeben. Niemals hätte er ein böses Wort zu der alten Dame gesagt, die neben ihm am Milchregal des Supermarktes stand.

Vielleicht wäre er in der Lage gewesen, wenn er gewusst hätte, wer die Dame war. Aber diese Information habe ich ihm nie gegeben. Die Dame war einundsiebzig Jahre alt und hieß Anna Baumann. Ihr Mann hieß Julius Baumann. Julius Baumann war tot. Und er war schuld, dass Anton van der Meer – Saschas Vater – auch tot war.

Julius Baumann arbeitete zu Beginn des großen Kuhsterbens in der Tepco Ltd. Die Tepco Ltd. war der weltweit größte Impfmittelhersteller und Julius Baumann versuchte, ein Impfmittel gegen CAT zu entwickeln. Obwohl Julius Baumann zu den klugen Menschen gehörte, die über Mutationen des Mycobakterium bovis subsp. mongoliense besorgt waren, gelang es ihm nicht. Eines der Impfmittel hieß CI-6. CI-6 war Julius Baumanns größte Hoffnung. Es konnte verhindern, dass CAT einen Großteil der Testkühe tötete. Leider war es nicht ohne Nebenwirkungen.

Kühe, die mit CI-6 geimpft wurden, entwickelten Giftstoffe in ihrer Milch. Wenn Kälber davon tranken, verfielen sie in eine Raserei und starben nach kurzer Zeit an Herzstillstand.

Als Julius Baumann eines morgens ins Labor der Tepco Ltd. kam, fand er nicht nur einen Haufen toter Kühe, sondern auch einen Haufen toter Mitarbeiter. Für viele Menschen war die Zeit des Kuhsterbens zu viel und sie beschlossen, sich selbst zu töten. Dies hatte auch einer von Julius Baumanns Kollegen beschlossen. So wollte er sterben: er trank die Milch der Kühe, die mit CI-6 geimpft wurden. Seiner Meinung nach müsste etwas, das bei Kühen Herzstillstand auslöste, dasselbe beim Menschen erst recht tun. Das stimmte nicht. Was jedoch passierte, war, dass Julius Baumanns Kollege in eine Raserei versetzt wurde, alle Kollegen im Labor tötete und anschließend von Sicherheitsleuten der Tepco Ltd. erschossen wurde. Wenigstens hatte er sein Ziel erreicht.

Julius Baumann forschte weiter an der Milch und fand heraus, dass sie Menschen hemmungslos und aggressiv machte. Genau das richtige Mittel für einen Krieg. Und da Julius Baumann nicht nur Intelligenz besaß, sondern auch eine Frau, die Geld sehr gern hatte, verkaufte er seine Erkenntnisse und die Milch an das Militär. Dieses war darüber sehr erfreut und glücklich, weil ihre Soldaten von nun an viel effizienter und ohne schlechtes Gewissen töten konnten. Die Milch nannten sie Kriegsmilch. Kriegsmilch machte selbst die gutherzigsten Menschen zu erbarmungslosen Tötungsmaschinen. Einer der gutherzigsten Menschen hieß Jesus Christus. Jesus Christus wurde etwa zweitausendfünfundsechzig Jahre vor dem dritten Weltkrieg geboren und viele Menschen schenkten sich zweitausend Jahre später an seinem Geburtstag Socken. Anscheinend war er der Sohn Gottes.

In dieser Geschichte bin ich der einzige Gott und mein Sohn hieß Sascha. Alle Soldaten, die in Indien stationiert waren, bekamen Kriegsmilch. Anton van der Meer – Saschas Vater – war in Indien stationiert, einundzwanzig Jahre bevor Sascha den Supermarkt betrat.

Bevor der dritte Weltkrieg begann, gab es auf der Erde zu viele Menschen, weil Menschen gerne Zeit damit verbrachten Teile ihres Körpers zu verbinden und nicht so viel Zeit, um sich um Gletscher zu kümmern. Das ist einer der Gründe, warum es heute keine Gletscher mehr gibt.

Neun Monate vor Saschas Besuch im Supermarkt hatte eine Inderin knapp sieben Minuten damit verbracht, Teile ihres Körpers mit denen eines Mannes zu verbinden. Als Ausgleich für das neue Leben und um eine erneute Überbevölkerung zu verhindern beschloss ich, Sascha zu töten.

In Jaipur, im Norden Indiens, lag Manisha Bhandari in den Wehen. Manisha Bhandaris Vater, Himal Bhandari, gehörte zu den Menschen, die Kühe für heilig hielten. Manisha Bhandari war arm. Als sie klein war, spielte sie mit Kuhknochen. Die Knochen ihres Vaters hatte sie nie gefunden.

Bevor Himal Bhandari, ihr Vater, starb, war er müde und hatte keinen Hunger mehr. Als er erschossen wurde, hustete er Blut aus seiner Lunge. Hätte er noch sprechen können, hätte er sich einen früheren Tod gewünscht. Manisha Bhandaris Wehen wurden stärker und somit näherte sich auch Saschas Tod mit immer größeren Schritten.

Sascha stand mittlerweile noch immer vor dem Regal mit der künstlichen Milch. Folgendes waren die letzten Worte seines Vaters an ihn: »Trink immer genug Milch.« Dann erschoss er sich.

Saschas Mutter entfernte die Blutreste ihres Mannes mit Scheuermilch von den Fliesen. Scheuermilch war keine echte Milch, sondern eine weiße Flüssigkeit, die Menschen verwendeten, um Flecken zu entfernen. Wenn Menschen Scheuermilch tranken, dann starben sie.

Saschas Mutter trank Scheuermilch.

Anton van der Meer, Saschas Vater, trank keine Scheuermilch. Er trank Kriegsmilch. Anton van der Meer war die perfekte Tötungsmaschine. Er funktionierte wunderbar. In nur fünf Monaten tötete Anton van der Meer einhundertunddreißig Menschen in Jaipur im Norden Indiens. Er war eine ausgezeichnete, automatisierte Tötungsmaschine. Einhundertunddreißig Menschen tötete er mit einem gezielten Schuss in die Lunge. Wer überlebte, bekam einen zweiten Schuss. Anton van der Meer war effizient und bürokratisch. Einhundertunddreißig Menschen auf einer Liste.

Ayush Singh: ein gezielter Schuss in die Lunge. Der nächste bitte!

Khira Kumar: ein gezielter Schuss in die Lunge. Der nächste bitte!

Himal Bhandari: ein gezielter Schuss in die Lunge.

Und so weiter.

Anton van der Meer war eine gedankenlose Tötungsmaschine, solange er Kriegsmilch bekam. Nach dem Ende des Krieges bekam er keine Kriegsmilch mehr. Dafür bekam er Träume von Indern, die bis auf die Rippen ausgehungert waren und aus dem Mund bluteten.

Der nächste bitte!

Die Träume kamen zuerst nur bei Nacht, dann auch tagsüber. Überall sah Anton van der Meer tote Inder.

»Trink immer genug Milch«, sagte er zu Sascha, als er die vielen indischen Albträume nicht mehr ertrug und erschoss sich mit einer Glock 54. Die Glock 54 war eine halbautomatische Tötungsmaschine, die vollautomatische Tötungsmaschinen wie Anton van der Meer verwendeten. Die halbautomatische Tötungsmaschine stammte aus Österreich. Österreich war das Land, das neben dem Land lag, in dem Sascha im Supermarkt stand. Anton van der Meers Waffe wurde nach seinem Selbstmord nicht gefunden.

Saschas Weg im Supermarkt hatte ihn mittlerweile zum Putzmittel geführt. Im Regal neben der Scheuermilch lag eine Glock 54. Sascha wusste, was zu tun war.

Manisha Bhandaris Sohn war indessen auf der Welt. Wenig später drang ein Bakterium in seinen Körper ein, das kluge Menschen Bordetella pertussis nannten. Das Bakterium sorgte dafür, dass Manisha Bhandaris Sohn Keuchhusten bekam. Er starb ein paar Tage später.

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Kurzgeschichte: Faust – Der Tragödie zerschnittener Teil
rehkitzler.de Faust – Der Tragödie zerschnittener Teil

von Felix Anker Vorspiel auf dem Tor DIENSTMÄDCHEN (Ab.) MEPHISTOPHELES mit dem PUDEL.Ihr scheint ein sehr verwöhnter Pudel. Ich bitte dich, begib dich gleich hinaus. Der Weg dahin ist im Tatenstur…

Faust – Der Tragödie zerschnittener Teil

Ich hab Goethes Faust mal bisschen auseinandergeschnitten und wieder zusammengesetzt, hier das Ergebnis. Einen schönen Sonntag!

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Kurzgeschichte: Alle Vöglein sind schon tot

Heute eine kleine »surreale Fabel« oder sowas. Vielen Dank für's Lesen Ü

Mit dem Öffnen der Türe schloss das Fenster und das Bellen des Nebels verhallte. Ich drehte mich um.

»Und? Wie sehe ich aus?« Ich trug zum ersten Mal das Kleid meiner Großmutter – ein Unikat, handgefertigt aus hundertfünfzehntausend Löffeln. Immerhin sollte das heute ein extravaganter Ball werden.

»Umdrehen«, orderte die Katze und korrigierte zwei der Löffel. »Jetzt können wir los.« Ich folgte der Katze die moosbewachsene Wendeltreppe hinunter, dabei stets den Blick auf ihre Ohren gerichtet, das half gegen den Schwindel.

»Und sonst muss ich nichts weiter tun?«, fragte ich, als wir den Keller erreichten.

»Nur das, was ich dir aufgetragen habe«, sagte die Katze, die einen Löffel vom Kleid entwendet hatte und sich damit am Schlüsselloch der Türe zu schaffen machte.

»Komm jetzt, und mach das Kleid nicht schmutzig!«

Behutsam folgte ich ihr durch den Ausgang hinaus in die Nebelfelder, die uns schlirrend entgegenknurrten.

»Katze, wo bist du?«

»Greif meinen Schweif, ich bringe dich zum See.«

Mit einer Hand den Schweif haltend, mit der anderen das Kleid, folgte ich durch den Nebel, bis dieser sich langsam lichtete und nur noch kindisch kicherte. Das Schloss des Professors spiegelte sich bereits im See und trotz des noch immer vorhandenen Nebels konnte ich die einladenden Lichter in den Fenstern erkennen.

»Steig ins Boot«, sagte die Katze, und ich erschrak, als ich in meiner Hand nicht ihren Schweif, sondern einen dürren Ast hielt.

»Na los«, sagte die Katze oder der Ast, und ich kletterte vorsichtig über die Schädel am Ufer, hinein ins Boot und begann zu rudern.

»Pass auf!«, mahnte der Ast, der auf der Katze neben meinem Boot entlang ritt, aber es war zu spät. Ich hatte bereits zwei der Schädel im See getroffen.

»Quack!«, beschwerte sich einer der beiden.

»Bitte entschuldigt vielmals«, sagte ich, »aber ich sehe fast nichts. Ich hoffe, dass ich euren Schlaf nicht gestört habe.«

Nach einem bisschen mehr als einer kleinen Weile und drei beschädigten Schädelenten später, lag das Schloss direkt vor uns – erhaben auf einer Klippe thronend. Wie ein Wunder verzog sich der Nebel und das Pferd des Professors half mir aus dem Boot.

»Die Katze und der Ast müssen draußen bleiben.«

Ich verabschiedete mich vom mahnenden Blick der Katze und holzigen Ausdrucks des Astes und stieg auf das Pferd. Im Galopp ritten wir entlang der Küste, bis das Pferd mit einem gewaltigen Sprung durch ein Loch, das nur halb so groß war wie wir selbst, in den Felsen sprang. Immer rasanter rasten wir durch den Tunnel, der zu allen Seiten mit grünem Samt bespannt war. Nur vereinzelt beleuchteten Fledermäuse, die Kerzen in ihren Krallen hielten, unseren Weg. Am Ende des Tunnels kamen wir abrupt zum Stehen.

»Bitte steigen Sie ab, für mich ist hier kein Weiterkommen.«

Als ich mich bedanken wollte, war das Pferd bereits durch den Tunnel verschwunden.

»Guten Abend, junge Frau«, piepste mir ein Schnabel aus der Felswand entgegen. »Wenn Sie so gütig sein könnten und ziehen …« Also zog ich, zuerst sachte, dann kräftiger am Schnabel, bis ich den steinernen Vogel aus der Wand gebrochen hatte und hindurchsteigen konnte.

Das Licht der Kronleuchter blendete meine Augen, die Melodien der Nachtigallen meine Ohren und so erkannte ich erst nach kurz darauf, dass ich bereits im Ballsaal stand. Zum Rande des Saales hin, an den üppig gedeckten Tafeln, saßen sie alle: Drosseln, Amseln, Finken und allerlei prächtige Vögel, deren Namen ich noch nicht kannte. Inmitten tanzte innig ein einsames Pärchen, grün am Hals und sonst eher unauffällig.

Ich tat einen Schritt in den Saal hinein. Das Klirren der Löffel an meinem Kleid führte zu großem Geschrei und Geflatter und Getose. Schließlich erstickte eine silberne Stimme alle Geräusche.

»Bitte kommen Sie näher«, rief der Reiher am Kopf der Tafel. Zögernd schritt ich durch das kniehohe Meer aus Federn, welche die Panik den Vögeln entrissen hatte, bis ich vor ihm stand.

»Sehr geehrter Professor«, begann ich, den Kopf demütig gesenkt wie die Fasanen, die zu seiner linken Seite saßen, »ich entschuldige mich aufrichtig für den Schaden, den ich Ihren Enten im Verlauf des Schreibens zugefügt habe.«

»Asche zu Asche, Ente zu Ente«, entgegnete der gelehrte Reiher und schnippte mit dem Schnabel nach seinem Kammerdiener. »Wir haben Sie schon sehnsüchtig erwartet. Nun können wir fortfahren.«

Der Kammerdiener flog hinauf, umkreiste den Kronleuchter zweimal oder dreimal – das Licht war zu hell, um es genau zu erkennen – setzte sich dann nieder und fing an zu brüllen.

»Kräh, Kräh, Krähm brûlée.«

Zu allen Seiten des Raumes öffneten sich goldene Tore und herein kamen Wachteln, immer in Gruppen zu acht, die auf ihren Rücken steinerne Schüsseln trugen.

»Es ist angerichtet«, verkündete der Reiher. Auf eine kurze Stille folgte das Flattern und Wedeln und Schütteln tausender Flügel – ein ohrenbetäubender Lärm. Alle stürzten sich auf mich, rissen und zerrten und zogen bis nur noch ein einziger Löffel an meinem Kleid hing. Ringsum begannen die Vögel, ihre Crème brûlée zu löffeln. Jetzt konnte ich die Aufgabe der Katze vollenden.

Ich richtete mein Kleid – oder was davon übrig geblieben war – und kletterte am Hals des großen Schwanes hinauf, der selbst ganz vertieft war in seiner Crème brûlée. Dabei stets den Blick auf seine Ohren gerichtet – das half gegen den Schwindel – bis ich den Kopf erreicht hatte. Langsam ließ ich mich an seinem Schnabel hinunter und wartete, bis er den nächsten Bissen nahm. Dann sprang ich hinein.

Das Innere des Schnabels war vollständig mit weißem Samt bedeckt. In der Mitte stand ein Bett, in dem Eier aller Größen und Farben schliefen. Wie würde ich die nur öffnen? Ich warf eines der Eier gegen die Wand, aber der Samt federte es sanft zurück auf den Boden. Vorsichtig entfernte ich den letzten Löffel von meinem Kleid und klopfte auf das Ei, das ich gerade gegen die Wand geworfen hatte. Sofort zersprang seine Schale und aus dem Ei stieg die Katze.

»Gut gemacht«, sagte sie, ausnahmsweise höflich und fügte gewohnt unhöflich hinzu:

»Jetzt die anderen.«

Rasch klopfte ich auf all die restlichen Eier – es müssen an die hundert gewesen sein – und aus jedem Ei kam eine andere Katze. Dann ergriff meine Katze das Wort.

»Liebe Schwestern, lasst uns essen.« Und damit verschwanden sie, zum Schnabel des Schwanes hinaus, im Ballsaal.

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Kunst? Erster Versuch einer Collage mit dem Titel "Wiewiewiewiewie"

Hab einiges zu tun und deshalb wie immer prokrastiniert und stattdessen Zeug zusammengeklebt, vielleicht erkennt sich ja jemand darin

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Darf ich vorstellen?: »Der Schuhschnabel« – Literaturzeitschrift für Humor

Kurze Hintergrundinfo:

Da Humor in deutschsprachigen Literaturzeitschriften sehr unterrepräsentiert ist, haben meine Freundin und ich Mitte letzten Jahres beschlossen, eine Literaturzeitschrift zu gründen, die dem Humor gewidmet ist.

Also Webseite gebaut, die Ausschreibung verbreitet und bis Ende Oktober haben wir fast 500 Texte bekommen. Jetzt haben wir unsere Entscheidung getroffen und zwölf Gedichte und Kurzgeschichten veröffentlicht.

Falls ihr also Lust auf sowas habt, dann findet ihr dort hoffentlich was zu lachen, alles online, alles kostenlos.

https://www.derschuhschnabel.de/veroffentlichungen/ausgabe-1/

(Wer eher auf experimentelle, surreale Texte steht, wird vielleicht hier fündig: https://www.rehkitzler.de)

4
Darf ich vorstellen?: »Der Schuhschnabel« – Literaturzeitschrift für Humor

Kurze Hintergrundinfo:

Da Humor in deutschsprachigen Literaturzeitschriften sehr unterrepräsentiert ist, haben meine Freundin und ich Mitte letzten Jahres beschlossen, eine Literaturzeitschrift zu gründen, die dem Humor gewidmet ist.

Also Webseite gebaut, die Ausschreibung verbreitet und bis Ende Oktober haben wir fast 500 Texte bekommen. Jetzt haben wir unsere Entscheidung getroffen und zwölf Gedichte und Kurzgeschichten veröffentlicht.

Falls ihr also Lust auf sowas habt, dann findet ihr dort hoffentlich was zu lachen, alles online, alles kostenlos.

https://www.derschuhschnabel.de/veroffentlichungen/ausgabe-1/

(Wer eher auf experimentelle, surreale Texte steht, wird vielleicht hier fündig: https://www.rehkitzler.de)

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Kurzgeschichte: ALT + ENDE
rehkitzler.wordpress.com ALT + ENDE

von Felix Anker Meine Tante hat immer gesagt, dass es regnet, wenn man seinen Teller nicht leer isst, aber bisher ist nie was passiert. Letzte Woche gab’s Suppe, Kartoffelsuppe. Ich hasse Suppe und…

ALT + ENDE

Heute gibt's eine experimentelle, surreale Kurzgeschichte. Wird nicht jedermanns Sache sein, aber vielleicht finden sich ja ein, zwei Leute, die damit was anfangen können. Frohe Vorweihnachtszeit!

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Wie lange im Voraus sollte man sich bewerben?

Ich bin gerade noch befristet an der Uni angestellt, Vertrag endet Ende März. Ich schau derzeit schon noch Stellenanzeigen (nicht akademisch) und da sind schon paar Sachen dabei, die in interessant fände. Wenn ich mich da jetzt schon bewerbe, ist das zu früh?

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Kurzgeschichte: Intervention
rehkitzler.wordpress.com Intervention

von Felix Anker Wir haben uns heute hier versammelt, weil Heike aus der Buchhaltung den Michael mit seinem ungespülten Wurstmesser erstechen will, weil der Michael den ganzen Tag Wurst frisst, sagt…

Intervention

Heute mal eine sehr kurze, eher experimentelle Geschichte

https://rehkitzler.wordpress.com/2023/11/08/intervention/

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Any other Wodehouse enthusiasts here?

My go-to writer in bad times and good times and all the times in between. If you love witty humour, try it. Or start with the TV show with Stephen Fry and Hugh Laurie (although there are so many funny things in those stories that can't be done on screen)

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Kurzgeschichte: Aus dem Leben des Herrn K. und seines Katers Fritz

Die Geschichte hatte ich vor ein paar Jahren mal auf Reddit gepostet, falls sie jemandem bekannt vorkommt. Wünsch euch einen erholsamen Feiertag

Aus dem Leben des Herrn K. und seines Katers Fritz

Es regnete, als Kornelius Karpfenkauer um kurz vor acht Uhr am Morgen seine Wohnung in der Friedensstraße 14 verließ. Herr Karpfenkauer war nicht sehr groß, aber auch nicht klein, trug immer Schnurrbart und meistens Hut, und trotz seines Nachnamens mochte er keinen Fisch. Wer jedoch Fisch mochte, das war Herr Karpfenkauers Kater. Auch dieser trug einen Schnurrbart, jedoch nie Hut, und war ähnlich grau meliert wie Herr Karpfenkauer, der im weiteren Verlauf der Erzählung nur noch Herr K. genannt wird, da dies für mich als Schreiber und vielleicht auch für dich, werter Leser, etwas weniger kompliziert ist.

Woher er den Kater hatte, das wusste Herr K. nicht mehr so genau, da er schon ziemlich alt war und da lässt ja, wie allgemein bekannt ist, das Gedächtnis nach. Der Name des Katers war Sir Patrick Freiherr von Eichenwalde, was auf eine adlige Herkunft schließen ließ, oder abgekürzt SPFVE. Da jedoch der erste Name viel zu lang war und der Zweite nicht leicht auszusprechen, nannte Herr K. seinen Kater einfach Fritz. Er hielt das für einen passenden Namen für einen Kater und diesem war es sowieso egal, da Katzen entweder den Menschen nicht verstehen können, oder – und falls du, lieber Leser, eine Katze hast, dann weißt du das – nicht verstehen wollen.

Aber auch Herr K. hatte Verständnisprobleme. Nicht, weil er eine Katze war, das war er ja nicht, sondern weil mit dem Alter neben dem Gedächtnis auch die Hörfähigkeit abnimmt. Und so konnte es schon mal vorkommen, dass das für Schwierigkeiten sorgte, allerdings nicht so sehr für Herrn K., sondern für Leute, die ihn um Rat baten. Wie einmal, als ein verirrter Hungriger ihn gefragt hatte, wo denn das Restaurant „Kabeljau-Schatz“ sei und pflichtbewusst und hilfreich wie Herr K. war, erklärte er ihm natürlich ausführlich, wie man zum Adenau-Platz käme und wenn der arme Fragende bis heute nicht verhungert ist, dann sucht er wahrscheinlich noch immer nach dem Restaurant, irgendwo in der Nähe des Adenau-Platzes.

Manchmal war das aber auch ganz hilfreich, das schlechte Hören. So wie an diesem Morgen, um kurz nach acht Uhr auf dem Weg zwischen Herrn K.s Wohnung und dem Café Rouge, wo sich der Lärm der Straßenbahn abwechselnd mit dem Brausen der Autos durch große Pfützen und dem Prasseln der Tropfen auf den Schirm vermischte, was für Herrn K. in einem meditativen Rauschen resultierte.

Das Café Rouge lag unweit der Wohnung von Herrn K., am anderen Ende der Friedensstraße und war vieles, aber nicht rot. Die Einrichtung war ein buntes Potpourri aus grünen Holztischen, blauen Plastikstühlen, gelben Tassen und allerlei Allerlei, das besser in ein Geschäft für Dekorationsartikel gepasst hätte. Vor allem aber war das Café Rouge dafür bekannt, dass dort der schlechteste Kaffee der Stadt serviert wurde. Aber da Herr K. sowieso keinen Kaffee mochte, war ihm das auch nicht so wichtig. Viel wichtiger war, dass er jeden Tag hierherkam, um kurz nach acht am Morgen, außer mittwochs, weil da war Ruhetag.

Herr K. hatte vor über vierzig Jahren damit begonnen, jeden Morgen ins Café Rouge zu gehen. Wobei das Café Rouge erst seit wenigen Jahren hier war. Damals, ganz am Anfang, war es noch die Kaffeerösterei Müller & Müller und auch da schmeckte der Kaffee schon ganz außerordentlich schlimm. Zu jener Zeit war er auch jeden Morgen dort, außer montags, weil damals Montag Ruhetag war.

Nachdem dann der erste Müller der Kaffeerösterei Müller & Müller gestorben war, starb auch bald der zweite Müller und es folgte kein Café, sondern ein kleines Nähgeschäft. Aber auch dort konnte man Herrn K. jeden Morgen um kurz nach acht Uhr finden, der dann dort wartete, zu Beginn oft mehrere Stunden, später dann nur noch circa dreißig Minuten, und dann eine Stricknadel oder Wolle kaufte, da er es als unhöflich empfand, einfach so wieder zu gehen. Dem Nähgeschäft folgte für kurze Zeit ein Reisebüro, aber Herr K. konnte es sich nicht leisten, jeden Tag einen Urlaub zu buchen. Dennoch stand er dort, jeden Morgen um kurz nach acht Uhr und schaute sich die Urlaubsreklamen im Schaufenster an und träumte bisweilen tatsächlich davon, auch einmal zu reisen.

Und dann folgte das Café Rouge und Herr K. war froh, endlich wieder dort sitzen zu können und zu warten. Jeden Tag seit er sie damals gesehen hatte, jeden Tag in der Hoffnung, sie dort wiederzusehen. Außer einmal, an einem Tag, das muss im Sommer oder im Herbst gewesen sein vor ein paar Jahren. Da war Kater Fritz krank, weil er im Schlaf von einer Maus gebissen wurde. Und so blieb Herr K. zuhause und kümmerte sich um den Kater, der zwar nicht verletzt war, aber wusste, dass Herr K. ihm Thunfisch geben würde, wenn er so tat.

Was aber ganz sicher im Sommer war, das war Herr K.s Begegnung mit der Unbekannten in der Kaffeerösterei Müller & Müller. Da war er noch jung und konnte gut hören und sich an alles erinnern. Und vor allem erinnerte er sich an diesen Tag. Es war der fünfte Juli und Herr K. schlenderte durch die Stadt, auf der Suche nach einem Café, in dem es so wenig Kaffee wie möglich gab, sondern lieber etwas anderes, womit man sich an einem Sommermorgen erfrischen konnte. Und da er wusste, dass es in einer Kaffeerösterei außer Kaffee nichts gab, eilte er meist schnell an der Kaffeerösterei Müller & Müller vorbei. Außer an diesem Tag, weil da eine Katze auf der Fensterbank saß und Herr K. schon aus Prinzip anhielt um Katzen zu grüßen und, falls erlaubt, zu streicheln. Und so beugte er sich hinab und kraulte das Tier am Hals, das jedoch schnell die Lust an Kraulereien verlor und weitersprang. Also erhob sich Herr K. wieder und erblickte im Fenster zuerst sein Spiegelbild, das ihm so gar nicht gefiel und gleich danach eine Kaffeetrinkerin, die ihm sehr gefiel.

Sie saß da, um kurz nach acht Uhr, an Tisch 3 der Kaffeerösterei Müller & Müller, genau da, wo später eine große Kiste mit roter und gelber Wolle stand, bzw. der Wasserspender des Reisebüros und heute Tisch 2 des Café Rouge. Und Herr K. fand, dass sie eine ganz merkwürdig bezaubernde Art hatte, ihren Kaffee zu trinken und noch entzückender fand er ihr rotes Haar, das so gar nicht ins Café Rouge gepasst hätte. Also stand er da und schaute und irgendwann schaute sie zurück und lächelte ihn an und Herr K. wurde erst ganz unbeweglich und dann plötzlich so beweglich, dass er losrannte, weil er viel zu schüchtern war, um einfach hineinzugehen und zu sagen: „Guten Morgen, mein Name ist Kornelius Karpfenkauer und ich mag keinen Kaffee, aber ich mag Sie und die Art und Weise, wie Sie Ihre Tasse halten und deshalb würde ich gerne einen Kaffee mit Ihnen trinken.“ Aber Herr K. flüchtete und ärgerte sich sehr über sich selbst.

Als er an jenem Abend nachhause kam, da schaffte er es nicht, sie zu vergessen und beschloss, am nächsten Tag wieder zur Kaffeerösterei Müller & Müller zu gehen und zwar vorbereitet. Und so wachte er am nächsten Morgen auf, zog seinen besten, viel zu großen Anzug an und machte sich um kurz nach acht Uhr auf den Weg. Unterwegs hielt er bei einem Blumenladen, wusste aber nicht, welche Blumen der Unbekannten gefallen würden. Daher kaufte er einfach von jeder eine, damit die Unbekannte dann selbst wählen konnte, ob sie lieber Rosen oder Chrysanthemen hätte.

In der Kaffeerösterei M. & M. stand er dann da, und sah aus, als wäre er gerade auf seiner eigenen Konfirmation. Er setzte sich an Tisch 5, von wo aus er direkten Blick auf Tisch 3 hatte, an dem am vergangenen Tag die Unbekannte saß, und bestellte einen Kaffee. Und er wartete und trank Kaffee, obwohl er keinen Kaffee mochte und wartete und bestellte einen neuen Kaffee, obwohl er noch immer keinen Kaffee mochte und wartete und irgendwann kam die Frau Müller von der Kaffeerösterei M. & M., um ihm zu sagen, dass man jetzt schließe und Herr K. bezahlte und ging nachhause.

Aber er wollte nicht aufgeben und konnte sie nicht vergessen, also wiederholte er den Vorgang bis zum Tag, an dem diese Geschichte spielte. Irgendwann hatte er aufgehört Blumen zu kaufen, weil die Frau vom Blumenladen weggezogen war und auch der Anzug wurde ihm irgendwann zu groß, bzw. er wurde dem Anzug zu klein. Ebenso verkürzte sich die Dauer der Besuche, da man, wenn man einen ganzen Tag nichts tut als warten, nicht viel vom Leben hat. Aber sonst war alles wie immer: Herr K. ins Café um kurz nach acht, warten auf die Unbekannte und dann wieder nachhause. Herr K. wusste, dass sie, falls sie überhaupt noch lebte, sich bestimmt nicht mehr an ihn erinnern konnte, aber er hatte so viele Jahre durchgehalten und da konnte er jetzt erst recht nicht mehr zurückrudern. Um fünfunddreißig Minuten nach acht bezahlte Herr K., machte sich auf den Heimweg und besorgte noch eine Dose Thunfisch für Kater Fritz.

Es hatte aufgehört zu regnen, als Herr K. die Haustür öffnete und mit seinem Schirm die blau-weißen Fließen im Hauseingang volltropfte. Zurück in der Wohnung wartete Fritz schon, der genau wusste, dass Herr K. ihn jeden Tag nach seinem kurzen Ausflug mit Thunfisch versorgte. Herr K. öffnete den Schrank, in dem sich vor allem eine Menge Stricknadeln und Wolle und halb-gestrickte Socken stapelten, kramte dort irgendwo den Dosenöffner hervor und fütterte den Kater. Fritz war bald zufrieden, Herr K. eher weniger, aber morgen, da würde er ins Café Rouge gehen und mit etwas Glück war dann auch die Unbekannte da, wegen der er sich so viel Lebenszeit geraubt hatte.

Was Herr K. nicht wusste, war, dass die Unbekannte noch lebte, allerdings weit weg von ihm und sie mochte Kornblumen am liebsten und würde nie wieder zurückkommen ins Café Rouge. Aber es ist besser, wenn wir ihm das nicht verraten.

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'I got some weird fiction published' or: 'Don't let rejections stop you'

This post might sound like an advertisement (which it partly is, of course, you don't try to get published if you don't want people to read your stuff) but I want to use this post to encourage other new writers.

It took a long time to find a home for this story and I thought about giving up on it when rejections started piling up in my inbox. I'm sure there are others who feel the same from time to time, but please continue to submit.

For those interested, here is the story: https://stateofmatter.in/fiction/milk/

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Kurzgeschichte: Saperavi 2008

Heute ein kurzer Text zum russischen Angriff auf Georgien 2008.

2020

Suliko erhebt zuerst sich (langsam) und dann sein Glas. Suliko hält eine Rede auf die Gäste und trinkt. Suliko wird heute dreiundachtzig. Er wird aber nur auf dem Papier alt, sagt Suliko, nicht im Kopf. Ausgerechnet heute aber auch im Rücken. Deshalb soll Maia neuen Wein aus dem Keller holen. Maia will nicht in den Keller. Ich muss sowieso aufstehen, soll ich den Wein mitbringen? Maia nickt. Ich verlasse die Feiergesellschaft, Obacht, Giorgi, Bauch einziehen, nein, Tatia, ich gehe noch nicht, ja, natürlich esse ich noch etwas. Hinter Sulikos Haus schläft der Kaukasus: dunkeldunkle Berge in helldunkler Umgebung, als hätte jemand gedankenverloren mit dem Daumen den Staub von einer Pflaume gewischt. Sulikos Keller ist angenehm kühl. Es riecht nach altem Kellerstaub und jungem Wein, der in großen Tongefäßen unter Grund erwachsen wird. Sulikos Wein im Regal: 2016, 2017, 2019. 2018 war zu gut für schlechte Zeiten. Ich darf entscheiden, greife nach 2016, gedankenverlorenes Wischen über die Flasche offenbart den roten Wein unter grauer Staubschicht.

2008

Maia sitzt im Garten und schließt Freundschaft mit einem Käfer. Maias Käfer schimmert grün auf ihrem kleinen Daumen, wenn sie ihre Hand in der heißen Augustsonne dreht. Zaghaft zupft der Wind an den Blättern des großen Maulbeerbaumes. Maias Mutter ruft, rennt, greift das Kind, erschreckt den Käfer. Maias Käfer verschwindet im Maulbeerbaum. Maia hört: Luftalarm. Sie weiß nicht, was Luftalarm ist. Schnell in den Keller, sagt die Mutter. Der Keller ist angenehm kühl. Die Explosion ist heiß in Maias Ohren, der Trümmerstaub in ihren Augen. Mama, wo bist du? Maia riecht: den Wein von 2006 aus zerborstenen Flaschen, sieht: das Blut aus der zerborstenen Mutter. Mama, was hast du? Mama, tut das weh? Die Mutter antwortet nicht. Maia weint. Tränen offenbaren gedankenverloren die rote Haut unter der Staubschicht.

2020

Hier dein Wein Suliko, auf deine Gesundheit. Der Wein schmeckt bitter, wenn man selbst bitter ist, sagt Suliko immer. Suliko schenkt ein und erhebt sich (langsam, noch immer der Rücken). Wir trinken auf den heutigen Tag, sagt Suliko, und darauf, dass wir Vergangenes hinter uns lassen. Sulikos Wein schmeckt süß. Maias Wein schmeckt bitter. Wie schmeckt mein Wein?

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Kurzgeschichte: Augen auf, Herr Birnenbacher!

Nachdem das mit der Science-Fiction letzte Woche eher nicht so gut ankam, gibt es heute wieder etwas humorvolleres als Vorbereitung auf den bevorstehenden Montag.

Augen auf, Herr Birnenbacher!

Berthold Birnenbacher war ein geborener Kämpfer. Nicht dass er jemals gewonnen hätte, aber er hatte den Ring des Lebens so oft schon bestiegen, dass sich eine Stempelkarte fast gelohnt hätte. Jetzt gerade kämpfte Herr Birnenbacher (der aus Einfachheitsgründen im restlichen Verlauf der Geschichte nur noch Herr B. genannt wird) mit einem Stück Klamotte. Siegessicher steckte er seinen Arm in den Hemdärmel, zog den Arm wieder aus dem Hemdärmel, der wider Erwarten ein Hosenbein war, und führte das passende Bein hinein. Ein seufzender Luftstoß entwich dem Auswuchs in der Mitte seines Gesichtes, den man in Fachkreises Nase nennt, durchstrich seinen rhododendronbuschartigen Schnurrbart und verlor sich im Raum. Herr B. tastete sich durch seinen Kleiderschrank, bis er alles gefunden hatte, was er brauchte und hatte schon bald das Wunder der Ankleidung vollzogen.

Früher hatte Herr B. Bücher verlegt, am vergangenen Freitag jedoch seine Brille. Es folgte ein verschwommenes Wochenende, an dem er nicht nur an seine Grenzen, sondern auch sich selbst an vielen Möbeln stieß. Deshalb sollte diese neue Woche auch mit einem Besuch beim Optiker beginnen. Herr B. ahnte noch nicht, dass der Montag bereits bis an die Zähne bewaffnet vor seiner Haustüre auf ihn wartete.

Auf dem Weg zur Wohnungstüre wuchtete Herr B. seinen Zeh gegen das Sofa, das einer Couch aus Synonymitätsgründen sehr ähnlich sah und warf einen kurzen schmerzerfüllten Vokal in den Raum. Doch nicht nur sein Schrei hallte durch die Wohnung. Herr B. vernahm auch noch ein anderes Geräusch. Es war, als ob jemand zusammengerollte Kellerasseln langsam in eine Tupperdose fallen ließe. Was für eine bescheuerte Analogie – dachte sich Herr B. – für Regentropfen, die draußen auf die Fensterbank fielen. Ein zweites Mal innerhalb kurzer Zeit seufzte Herr B. und klang dabei wie ein Löwe, der sich trotz Müdigkeit erhoben hatte, nur um festzustellen, dass es sich bei der vermeintlichen Gazelle um einen Baumstamm handelte. Aber er hatte ja keine andere Wahl. Der Einstieg in seine Schuhe begann problemlos, aber erinnerte ihn im weiteren Verlauf doch wieder an seine Bindungsprobleme. Er griff zum Schirm, griff zum Schirm, ergriff den Schirm und verließ die Wohnung.

Der bereits erwähnte Montag begann seinen Angriff auf Herrn B. mit einem Fettnäpfchen vor der Haustüre, das sich bei näherem Hineintreten als Pfütze entpuppte. Schützend beschirmt, aber nass besockt bahnte sich Herr B. seinen Weg zur Bushaltestelle. Bald schon erschien ihm gelb verwischt ein krummes Etwas vor den Füßen und Herr B. erkannte korrekt, dass es sich um eine Bananenschale handelte. Diese Runde würde er gewinnen. Behutsam stieg er darüber hinweg und fühlte sich wie ein Lachs, der einem Bären geschickt entwichen war, nur um in den Tatzen eines zweiten zu landen.

In diesem Fall handelte es sich allerdings nicht um einen Bären – die sind hierzulande selten anzutreffen – sondern um einen Stand, den jemand aufgebaut hatte. Herr B. erholte sich schnell vom Zusammenstoß und wich ein Stück zurück – so wie ein Lachs das in oben erwähnter Situation nicht mehr tun konnte. Er kniff die Augen zusammen.

Brot für die Welt, las er und dachte sich, dass das sinnvoll sei, auch wenn er eigentlich Brötchen lieber hatte. Ein ganzes Brot war ja auch meist zu viel und er wollte auch nicht jeden Tag Brot essen. Aber das musste man, wenn man ein ganzes Brot gekauft hatte, weil das so schnell hart wurde. Es gab auch diese speziellen Behälter, in die man das Brot stellen konnte. Hatten die einen bestimmten Namen?

Eine Stimme, die klang wie die Stimme einer menschlichen Frau, holte Herrn B. aus seinen Brotgedanken und wünschte ihm einen guten Morgen. Dies tat sie mit folgenden Worten: »Guten Morgen!«

»Ja, hallo«, gab Herr B. zurück und wurde auf der Stelle in ein Gespräch verwickelt.

»Ich bin die Annika«, gab die Annika freundlich zurück, weil sie es so auf dem Seminar gelernt hatte und fuhr fort, »und wir stehen hier, weil wir helfen wollen. Sogar bei diesem scheußlichen Wetter. Aber das ist nichts im Gegensatz dazu, wie es anderen geht.«

»Ja, das ist natürlich …«

»Sie sind so ein schicker Herr, Sie sind bestimmt jemand, der gerne hilft, hab ich recht?«

»Also eigentlich …«

»Sehr schön. Keine Angst, wir wollen auch kein Geld von Ihnen, eine einfache Unterschrift reicht und Sie haben Ihre gute Tat für den Tag erledigt«, sagte die Annika und griff ein Klemmbrett vom Stand, das sie jetzt Herrn B. unter seinen Rhododendron hielt. Herr B. versuchte zu entziffern, was auf dem Zettel stand, aber die freundliche Dame hatte ja zugesichert, dass ihn das nichts kosten würde. Außerdem, so dachte er sich, bekam man ja für jede gute Tat etwas Gutes zurück und an einem Tag wie heute konnte er das erst recht gebrauchen.

Herr B. griff zum Stift, griff zum Stift, die Annika gab ihm den Stift und er unterschrieb. Herr B. war zwar kein richtiger Doktor, sondern nur promovierter Geisteswissenschaftler, aber seine Unterschrift stand der eines echten Mediziners in nichts nach.

»Das ist so cool von Ihnen«, sagte die Annika und studierte die Unterschrift, »Herr Brtrrrrrar …«

»Birnenbacher«, korrigierte Herr B., »Berthold Birnenbacher.« Vielleicht würde ja eines Tages jemand seinen Namen erkennen, ihm ein bisschen Anerkennung für seine wissenschaftlichen Verdienste geben, nur ein kleines »Ich habe Ihre Abhandlung zur Rolle der Zucchini in Goethes frühen, mittleren und späten Werken gelesen und kann Ihnen nur zustimmen, dass diese dort keine Rolle spielt.« Aber die Annika war mit ihrem Kopf längst in einer Kiste verschwunden und tauchte kurz darauf wieder mit einem Glas in ihrer Hand auf, um ihren Satz zu vervollständigen, »… dass Sie uns hier bei Brot für den Wels unterstützen.«

Sie drückte ihm das Glas in die Hand, in dem irgendetwas schwamm.

»Das ist der Matthias«, sagte sie glücklich, »der ist noch ganz klein.« War das ein Fisch? Herr B. versuchte zu erkennen, was da im Glas schwamm.

»Versprechen Sie mir, dass Sie gut auf ihn aufpassen.«

»Ja, aber …«

Die Annika sprang mit ihrer Stimme aus Herrn B.s Blickfeld, weiter zum nächsten Passanten, der sie wenig später mit einem freundlichen »Verpiss dich!« abweisen würde.

Herr B. starrte ins Glas, suchte dann die Annika, schaute dann zum Stand. Er könnte den Fisch einfach wieder dort abstellen. Vorsichtig tastete er sich hinüber und schob das Glas auf den Stand. Glücklicherweise hatte der Montag dort eine zweite Person platziert, die in Herrn B.s Richtung den Zeigefinger und zeitgleich drei Silben schüttelte.

»Na ah ah!« Die Stimme gehörte zu einem Mann, der, obwohl verschwommen, aufgrund seiner Größe sehr mächtig auf Herrn B. wirkte. Das könnte daran gelegen haben, dass er die Kiste mit den Fischgläsern schleppen musste.

»Sie haben unterschrieben und damit versichert, dass Sie die Pflege für einen unserer Notfälle übernehmen. Nicht wahr, Herr …«, der Mann untersuchte das Klemmbrett, »… Brterrttrar.«

»Birnenbacher. Bernhard«, korrigierte Herr B., aber erwartete von diesem Exemplar auch keine Reaktion auf seine wissenschaftlichen Werke.

Folgendes hätte der Mann mit den breiten Armen jetzt gerne gesagt: »Alles klar, Herr Birne.« Dann hätte er ihm einen festen Schlag auf die Schulter gegeben, der sagen sollte: »Geh weiter, alter Mann!«

Genau das alles tat er dann auch, allerdings mit den Worten, die er auf dem Seminar gelernt hatte.

»Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag«, sagte der namenlose Mann, so wie jemand das sagen würde, wenn er jemandem genau das Gegenteil wünschte. Herr B. hatte verstanden, dass er gegen diesen Koloss keine Chance hatte. Mit Brille vielleicht aber so nicht. Er ging langsam weiter und überlegte, was man denn überhaupt mit so einem Fisch machte. In der rechten Hand den Schirm, in der linken das Glas mit dem Fisch, wirkte jetzt er wie ein Bär. Abgesehen vom Schirm, den Bären nur zu besonderen Anlässen tragen.

Als er die Bushaltestelle erreicht hatte, versuchte er zu erkennen, wann der nächste Bus kommen würde. Unbebrillt unmöglich.

»Entschuldigung, könnten Sie …«, fragte er eine Frau oder einen Mann oder einen Bären in einem Menschenkostüm, so genau erkannte er das nicht. Sie oder er konnte nicht, da sie oder er weitergeeilt war, ohne Herrn B. zu beachten.

Wahrscheinlich eine weitere Person, die versuchte, dem Montag zu entkommen.

Gerade als Herr B. sich auf die Bank an der Haltestelle setzte, genau in dem Moment, in dem das Hinsitzen vollendet war, kam ein Bus. Herr B. schloss seinen Schirm, schüttelte ihn und trat an den Bürgersteig. Der Bus hielt und die Türe pfiff beim Öffnen leise wie ein Hummer im kochenden Wasser. Herr B. trat einen Schritt hinein, um Tropfen auf den Kopf zu vermeiden.

»Entschuldigung. Fahren Sie zum Seidelplatz?« Mit Bedacht und pflichtbewusst wählte der Busfahrer seine Worte und antwortete Herrn B.

»Jo.«

»Ah, sehr gut, dann steigen wir mal ein«, kommentierte Herr B. vollkommen überflüssig, nicht so sehr für den Fahrer, sondern eher für sich, und stieg dann ein.

»Na ah ah«, sagte der Busfahrer und schüttelte seinen Zeigefinger in Richtung eines Aufklebers an der Türe, »können Sie nicht lesen?«

»Eigentlich schon, aber …«

»Tiere im Bus verboten«, brummte der Fahrer mit Blick auf den kleinen Matthias der ihn mit ganz großen Augen aus dem Glas anglotzte.

»Das ist doch nur ein Fisch«, gab Herr B. zurück.

»Das is mir egal was das is. Wenn ich bei Ihnen jetzt ne Ausnahme mach, dann kommt mir hier morgen einer mit nem Pony an und dann aber Gute Nacht!« Herr B. ging vorsichtig rückwärts aus dem Bus und landete wieder unter dem Dach der Bushaltestelle.

»Na, was machen wir jetzt nur?«, fragte Herr B.

»Laufen«, sagte Matthias nicht, weil Fische nicht sprechen können. Aber das war die einzige Möglichkeit, die Herrn B. übrig blieb, also entspannte er aufs Neue seinen Schirm und ging los. Ihn solle der Blitz treffen, wenn dieser Tag noch schlimmer werden würde.

In der Ferne donnerte es.

Als er am Seidelplatz ankam, war er von oben, von unten und vor allem von links, da dort die Straße verlief, komplett durchnässt. Aber er hatte es geschafft. Er war fast am Ziel. Wo war noch mal dieser Laden? Das sah aber auch alles gleich aus, vor allem ohne Brille. Herr B. ging von Haus zu Haus, um den Platz herum, auf der Suche nach seinem Optiker. Bald schon heurekate Herr B. Das musste er sein. Auf jeden Fall war dort eine riesige Brille im Fenster, das erkannte sogar er. Bei näherem Betrachten, soweit ihm das möglich war, sah er vor dem Laden noch mehr dieser riesigen Brillen, und nachdem er zuerst an eine kluge Marketingstrategie dachte, musste er feststellen, dass Fahrräder großen Brillen sehr ähnlich waren. Vor allem wenn man sie ohne Brille betrachtete. Frustriert entfernte sich Herr B. vom Fahrradladen mit dem äußert kreativen Namen »Radhaus« und stieß dann plötzlich einen weltbekannten Laut aus. Der Laut, den er ausstieß, war der eines Mannes, der den ganzen Morgen durch den Regen rennt und einen Fisch bekommt, obwohl er nur einen Optiker sucht, den er dann endlich findet. Herr B. ging zur Türe.

Verschlossen.

Der Montag setzte zum K.-o.-Schlag an.

Herr B. kniff die Augen zusammen und las das Schild am Fenster der Türe. Lange dauerte es bis er entziffern konnte, was das Schild ihm sagen wollte:

Optiker Venigfrau

Öffnungszeiten:

Di-Sa 9-15 Uhr

Montag Ruhetag.

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Kurzgeschichte: Memories of Earth

Nachdem es letzte Woche etwas eher humorvolles gab, gibt es heute einen Science-Fiction-Versuch (ich nenn's mal Versuch, weil mir Humor besser liegt).

Die Geschichte wurde auch vertont, für die, die lieber hören statt lesen.

Und über Verbesserungsvorschläge freue ich mich natürlich!

Memories of Earth

Die endlose Weite des Ozeans lag ausgebreitet vor Aaliyah. Was wohl hinter der großen Wassermasse lag? Sie grub ihre Zehen tiefer in den nassen Sand. Eine Welle umspülte ihre Beine und trug den Sand wieder zurück ins Wasser. Die Hand vor ihren Augen konnte nicht viel gegen die Sonne ausrichten. Sie legte sich zurück, kleine heiße Sandkörnchen im Rücken, ein kurzer heißer Schmerz, der so schnell verging, wie er gekommen war. Geschlossene Augen halfen besser als Hände. Die Sonne strahlte rot durch ihre Lider. Ganz sicher würde sie später wieder einen Sonnenbrand auf der Nase haben. Aber für einen Tag am Meer nahm sie jeden Sonnenbrand in Kauf. Wie wundervoll das war, das Meer und sein Gesang: das Flüstern der Wellen, das Schreien der Möwen, das Lachen der Kinder. Aus der Ferne stimmte ein Nebelhorn in ihren Gesang ein. Das Meer und Aaliyah. Aaliyah und das Meer. Wie lange war sie jetzt schon hier? Das Nebelhorn wurde lauter.

Aaliyah seufzte. Es ertönte immer wieder. Lauter. Schneller.

»Jaja«, sagte Aaliyah genervt, »Memory beenden.« Das grelle Leuchten der Neonröhren war grauenvoll und dieser harte Sessel hatte auch sehr wenig mit weichem Sand gemein. Ihre Zehen fanden kaum Platz in den unbequemen Arbeitsschuhen.

Das Nebelhorn klagte noch immer.

Aaliyah seufzte erneut, öffnete die Augen, drückte den Wecker ihres Telespektors.

Das Nebelhorn stoppte.

Auch Memorys Summen verstummte. Aaliyah zog ihre Zugangskarte aus dem Schlitz und legte die Stirnkapsel zurück ins Ladegerät. Stand der Sessel auch genau so, bevor sie ins Zimmer kam? Wahrscheinlich würde das niemandem auffallen, wenn es nicht so wär. Sie ging zur Eingangstüre des Apartments und öffnete sie vorsichtig. Niemand da. Schnell schlüpfte sie hinaus in den Gang und schloss die Türe hinter sich. Bunte Buchstaben auf der Türe leuchteten ihr ein Wort entgegen: Pilgrim. Die Türschilder auf der Kivotos-4 waren eine der wenigen Möglichkeiten, sich hier zu individualisieren. Aaliyah schlich den Gang entlang, zurück zur Krankenstation der Kivotos-4. Es musste nicht jeder wissen, wo sie sich herumtrieb. Außerdem hatte sie vom unnatürlichen Hall der Schritte auf dem metallischen Boden schon immer eine Gänsehaut bekommen.

Nicht alle hatten ein Problem mit lautem Gehen. So wie die alte Dame, die ihr auf dem Gang entgegenkam. Aaliyah war sofort klar, wer das war. Nur eine lief so laut. Hundertfünfundzwanzig Jahre und noch immer so fit, dachte sich Aaliyah. Die alte Dame lächelte, als sie Aaliyah sah.

»Ich hab dich schon vermisst, Schätzchen«, sagte sie, »wo warst du denn?«

»Mittagspause«, antwortete Aaliyah, »geht’s Ihnen denn besser?«

»Ach, in meinem Alter ist immer irgendwas«, sagte ihre Patientin, »manchmal wär ich gern wieder so jung und fit wie du.«

Sie hatte ja keine Ahnung wie das war, dachte sich Aaliyah, wenn man sein ganzes Leben hier verbringen musste.

»Ich muss jetzt zurück zur Arbeit«, sagte Aaliyah leise. Die alte Dame zog weiter, zog lauten Schrittes weiter, klonk klonk klonk, und öffnete die Apartmenttüre mit den bunten Lettern. Das Klicken des Türschlosses hallte an Aaliyah vorbei. Die großen Fenster der Kivotos-4 wirkten neben Aaliyah groß und mächtig. Warum musste sie jetzt schon wieder zur Arbeit. Und dann auch noch dieses Wort: Mittagspause. So etwas gab es hier überhaupt nicht. Hier war es immer Nacht, jeden Tag dunkler, jeden Tag weiter weg von der Sonne. Als sie klein war, da konnte man am Horizont noch mit bloßem Auge die Erde erkennen, inzwischen hatte sich die Kivotos-4 aber zu weit von ihr entfernt.

Die Kivotos-4 war eine von acht Raumstationen, oder auch Archen, wie sie von manchen liebevoll genannt wurden, die zwanzigtausend Menschen durch das Weltall trug. Acht Stationen in acht unterschiedliche Richtungen und niemand wusste genau, ob sie jemals auf einem neuen Planeten ankommen würden. Das ursprüngliche Kivotos-Programm sollte achtundvierzig dieser Archen auf den Weg schicken, um eine neue Erde für die Menschen zu finden. Die simultanen Ausbrüche des Tongavo-Vulkans und des Cerro Quacho beendeten die wissenschaftlichen Forschungen. Der vulkanische Winter sorgte für ein rasches Abkühlen der Erdtemperatur und letztendlich für ein Ende des menschlichen Lebens auf dem Planeten. Von knapp neun Milliarden Menschen lebten jetzt noch einhundertsechzigtausend. Schwebten durchs All in acht Kivotos-Raumstationen. Schwebten ohne Ziel.

Es fehlte Aaliyah hier trotzdem an nichts. Zumindest hatte sie das gedacht, bis sie entdeckte, wie man auf Memory anderer Menschen zugreifen konnte. Memory war der äußerst unkreativ gewählte Name für eine Maschine, in der man Erinnerungen speichern konnte. Erinnerungen, die der Besitzer mithilfe von Memory wieder und wieder erleben konnte. Leben konnte.

Memory war kein einfaches Gerät wie ein Fernseher. Memory vermittelte alle Gefühle und Gerüche und Geräusche, die Teil der Erinnerung waren. Aaliyahs Arbeit in der Klinik ermöglichte es ihr, die notwendigen Zugriffsdaten der gewünschten Memory-Besitzer zu kopieren und so darauf zuzugreifen. So konnte sie spüren, was nur wenige Menschen auf der Kivotos-4 jemals gespürt hatten. Was niemand in ihrem Alter jemals gespürt hatte und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch niemals jemand in ihrer und mindestens der nächsten Generation: ein Leben außerhalb einer Raumstation. Ein Leben auf der Erde, dem Ort, von dem alle ihre Vorfahren abstammten. Der Ort, an dem die Menschen entstanden und der für sie immer ein Geheimnis bleiben würde.

Ihre Urheimat.

Frau Pilgrims Strandurlaub in Spanien gehörte zu ihren liebsten Memory-Erfahrungen.

Aaliyah konnte die schlechte Laune ihrer Kollegin schon spüren, bevor sie durch die automatisch-öffnenden Türen der Klinik bog.

»Du bist zehn Minuten zu spät«, entgegnete diese, »ich will auch mal in meine Pause.« Sie stand auf und drückte Aaliyah ein Klemmbrett in die Hand. Aaliyah setzte sich hinter die Anmeldung und legte das Klemmbrett auf den Tisch. Ein Klemmbrett. Waren Klemmbretter wirklich so vollkommen, dass sie in der digitalen Welt nie weiterentwickelt wurden? Aaliyahs Kollegin wandte sich im Gehen noch einmal zu ihr: »Und Frau Petersson will einen Termin. Mal wieder.«

Etwas besseres hätte Aaliyah nicht passieren können. Frau Petersson gehörte zu den Menschen, die ständig dachten, sie wären krank und daher Dauerpatienten in der Klinik waren. Aus diesem Grund kannte sich Aaliyah in Frau Peterssons Erinnerungen schon sehr gut aus und jetzt hatte sie die Gelegenheit, den Urlaub in Italien fortzuführen.

»Frau Petersson«, rief Aaliyah zur Frau, die gegenüber der Anmeldung platzgenommen hatte und so wie es aussah, eingeschlafen war. Aaliyah stand auf, ging zum Platz, auf dem Frau Petersson saß und kniete sich vor sie. Ganz klar eingeschlafen. Sie schnarchte leise. Und sie hatte erstaunlich wenig Falten für jemanden, der die Einhundertsechzig schon überschritten hatte. Zwanzig Jahre könnte sie locker noch machen, dachte sich Aaliyah.

»Frau Petersson«, sagte sie leise und nahm die Hände der alten Dame in ihre. Im Gegensatz zum Gesicht passten ihre Hände besser zu einer Frau in ihrem Alter. Hart und ledrig und mit vielen tiefen Gräben. Nicht mehr die Hände, mit denen sie damals in Italien durch Ricardos Haar gefahren ist, dachte sich Aaliyah. Sie rüttelte Frau Petersson vorsichtig wach.

»Was?«, entgegnete diese schläfrig.

»Frau Petersson, ich bin’s, Aaliyah. Sie wollten einen Termin machen.« Nach kurzer Orientierungslosigkeit wusste sie wieder, wo sie war und warum sie dort war. Aaliyah half ihr vorsichtig auf und begleitete sie zur Anmeldung.

»Wann passt es ihnen denn?«, fragte Aaliyah.

»Oh, mir tut schon wieder alles weh«, sagte Frau Petersson, »am besten so schnell wie möglich.« So schnell wie möglich wieder in Frau Peterssons Memory, das war perfekt.

»Wie wär es denn morgen um 4 s.t.?«, fragte Aaliyah. Frau Petersson dachte nach. Sie rechnete. Viele der Menschen, die auf der Erde aufgewachsen waren, hatten sich noch nicht an das neue Zeitsystem gewöhnt.

»13 Uhr«, half ihr Aaliyah.

»Ja, 13 Uhr ist gut«, sagte Frau Petersson, »und bitte lassen Sie mich nicht mehr so lange warten wie beim letzten Mal, ich bin nicht mehr die Jüngste.«

»Aber natürlich nicht«, entgegnete Aaliyah. Mit einem Lächeln schaute sie Frau Petersson hinterher, die langsam durch die Türe bog und verschwand.

In der Nacht schlief Aaliyah wenig, träumte jedoch trotzdem viel vom Strand und vom Gesang des Meeres. Aber selbst ihre intensivsten Träume fühlten sich nicht so real an wie die Erinnerungen, die sie in Memory erfuhr.

Wo blieb sie denn nur? Sie hatte es doch sonst immer so eilig. Aaliyah schaute auf die Uhr ihres Telespektors. Kurz vor Mittag. Da war es wieder, dieses Wort ohne Bedeutung. Das künstliche Licht in den Gängen der Raumstation unterschied nicht zwischen Tag und Nacht. Es leuchtete ununterbrochen, unnatürlich, immer und immer weiter. Die meisten jungen Menschen auf Kivotos-4 störte das nicht. Sie waren hier geboren und kannten kein anderes Licht. Für Menschen, die das Licht der Sonne gesehen und erlebt hatten, die gespürt hatten, wie es auf ihrer Nase brannte, für die war es unerträglich.

Ein paar Meter entfernt fiel Frau Peterssons Türe ins Schloss. Das wurde auch langsam Zeit. Aaliyah wartete, bis sie sich von ihr entfernte, bis sie Richtung Klinik klick-klackte und machte sich dann auf dem Weg zum Apartment. Ihr Herz klopfte schneller, als sie sich an der Türe zu schaffen machte. Natürlich kam niemand, sonst hätte sie das gehört. Wenn man sich oft in fremde Apartments einschlich, dann entwickelte man ein Gespür für so etwas. Aber trotzdem: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Warum man denn solche Sprichwörter noch benutzte, fragte sich Aaliyah oft. Die meisten Menschen auf der Kivotos-4 wussten nicht einmal, was Porzellan war. Mit einer Kopie der Zugangskarte des Oberarztes hatte sie Zutritt zu den Zimmern aller Patienten. Das war einfacher als Plastikkarten zwischen Tür und Türrahmen umherzuschieben, einfacher als umprogrammierte Serviceroboter. Die konnten meistens doch nicht dicht halten.

Im Zimmer roch es nach nichts. So wie überall auf der Kivotos-4. Dank der Luftreinigungsanlage konnten sich in der Raumstation weder Viren noch Bakterien vermehren, aber leider verflog so auch jeder Duft der Individualität. Aaliyah überlegte: Frau Petersson würde mindestens eine Stunde in der Klinik sein. Mit Wartezeit vielleicht etwas länger. Und meistens wurden ihre Schmerzen wieder stärker, sobald der Arzt ihr mitteilte, dass sie nichts habe. Also neunzig Minuten. Mindestens. Aaliyah stellte den Wecker ihres Telespektors auf 5:20 s.t. Das war zwar etwas länger als ihre Pause, aber ihr würde schon eine Ausrede einfallen. Lange war ihr sowieso niemand böse.

Aaliyahs Schritte führten sie schon fast automatisch durch Frau Peterssons Eingangsbereich, durch das Wohnzimmer, hinein ins Schlafzimmer, zum Tisch auf dem Memory stand. Hinter dem Tisch, hinter dem Fenster, hinter der weiten Dunkelheit, ganz weit hinten, trieb die menschenleere Erde. Aaliyah schaltete Memory an und steckte die Karte mit Frau Peterssons Daten hinein. Memorys Antwort erschien unmittelbar auf dem Display:

Hallo Doreen. Schön, dass du wieder da bist. Wohin darf ich dich heute bringen?

Wo wollte Aaliyah heute gerne hingehen? Es gab so viele Möglichkeiten. Die meisten Erinnerungen kannte sie schon.

Vielleicht 17. Juni 2069, Berlin? Der Gesang der Großstadt. Menschenmassen, die durcheinander sprachen. Polyphoner Gesang. Das Hupen der Autos, das Brummen der Motoren.

Oder 27. Dezember 2073, Undredal? Das Knirschen der Schritte im Schnee, das Knistern der Äste im Kamin. Die weißen Berge Norwegens, bedeckt mit Schnee, der Aaliyah immer an Sand erinnerte, nur ein bisschen kälter.

Aber Aaliyah hatte sich eigentlich schon am Vortag entschieden, wo sie hin wollte. 12. August 2070, Torri del Benaco. Sie wählte die gewünschte Erinnerung in Memorys Menü aus, klemmte die Stirnkapsel an und schloss die Augen. »Memory Start.«

Die nächtliche Restwärme des heißen Tages legte sich zärtlich auf ihre Arme, ein leichter Wind ließ ihren Rock um die Beine tanzen. Die Gerüche von frisch gebrühtem Espresso und trockenem Rotwein stiegen in ihre Nase und vereinigten sich dort. In der Nähe besang eine Grille die aufkommende Nacht in ihrem abendlichen Lied. Aaliyahs Atem vertrieb Kaffee- und Weingeruch. Ihr Herz sprang, als sie sah, dass er neben ihr saß.

»Alles in Ordnung, Doreen?« Ihre Hände waren so jung, so klein auf seinen.

»Jetzt schon«, antwortete sie und drückte seine Hand ein bisschen fester. Neben ihnen präsentierte der Gardasee seinen schönsten Sternenteppich. Sie waren die letzten im Café. Der Zigarettenrauch des Kellners schwebte an ihrem Tisch vorbei, weiter in Richtung des Sees und verlor sich in einem Mückenschwarm unter einer Laterne.

»Am liebsten würde ich für immer hier mit dir sitzen«, sagte Aaliyah.

»Nichts ist für immer, das weißt du doch«, antwortete er.

»Dieser Moment schon«, sagte Aaliyah und beide verfielen wieder in ihr angenehmes Nebeneinanderschweigen. In der Ferne trieb ein einsames Fischerboot. Ob sie wohl schon etwas gefangen hatten?

»Wollen wir morgen zusammen Fisch essen gehen?«, fragte Aaliyah, »der soll wundervoll sein hier.« Er antwortete nicht.

»Magst du nicht?« Sie drückte seine Hand fester, spürte plötzlich nur noch ihre eigene. War er noch da? Es war, als würde er aufhören zu existieren. In einem Moment saß er neben ihr, im nächsten war er verschwunden. So wie auch die Grillen. Und der Kellner. Es roch nach nichts mehr. Kein Espresso, kein Wein, kein Zigarettenrauch.

»Was passiert hier?«, fragte Aaliyah und stand auf. Der Tisch vor ihr war mittlerweile auch in einem Zwischenzustand aus Existenz und Nicht-Existenz. Der Horizont des Sees wurde heller. Für Sonnenaufgang war es doch noch viel zu früh. Aber es war nicht die Sonne, die über den See stieg. Es war Nichts. Das Nichts verschlang den Nachthimmel und die Sterne, ebenso das Fischerboot und den See, sowie die Straße zwischen dem Café und Aaliyah.

»Memory beenden«, sagte Aaliyah. Nichts passierte. Sie wiederholte den Befehl. Hinter ihr war inzwischen auch das Café verschwunden und die ganze Welt um sie herum wurde langsam in ein tiefes, ruhiges Nichts getaucht. Dann verschwand auch Aaliyah.

Der digitale Nachrichtenanzeiger der Kivotos-4 präsentierte wenige Minuten später folgendes auf den Displays:

Wir trauern um Frau Doreen Petersson. Frau Petersson war mit einhundertsechzig Jahren eine der letzten Pionierinnen der Kivotos-4. Sie verstarb am neunten Tag des siebten Zyklus um 4:39 s.t.

3
Kurzgeschichte: Der fantastisch-verworrene Vormittag des strukturierten Herrn Schnuse

Ich dachte, dass ich zur Abwechslung mal eine kleine Kurgeschichte poste. Falls das nicht gewünscht ist, kann's auch wieder entfernt werden.

Der fantastisch-verworrene Vormittag des strukturierten Herrn Schnuse

Sacht, ganz sacht, wie das Wiegen eines kleinen Bootes bei leichtem Seegang, schwankten die Bananen an Kasse 2 bei jedem Stoppen des Kassenbands. Kürzere Bandimpulse ließen die Wellen höherschlagen und bald schon stand das Wasser erst knöcheltief, dann knietief in den Bananen. Nicht mehr viel fehlte, um das Boot endgültig zum Kentern zu bringen. Siegmar Schnuse, der ebenfalls an der Zwei stand und seine Einkäufe auf das Band lud, beobachtete die Odyssee und ihn ergriff beim Anblick des Bananenbootes die Seekrankheit. Fester, immer fester krallte er sich an seinen sicheren Gitterhafen, um nicht über Bord zu gehen. Wie schlimm das sein müsste, dachte er sich, schiffbrüchig von Haien gefressen zu werden oder – noch schlimmer – auf einer einsamen Insel zu stranden, auf der es nichts außer Bananen gab.

Herr Schnuse kaufte nur Dinge, die sich nahtlos aufs Kassenband legen ließen. Eine Packung gefrorene Windbeutel, Spaghetti, vielleicht eine Gurke, wenn sie ausnahmslos gerade war und zwischen den eckigen Kartons Platz fand. Aber Bananen, die hatten im geordneten Leben Schnuses nichts zu suchen. Herr Schnuse setzte das Beladen des Bandes fort, als die Dame vor ihm die Bananen verstaut hatte. Als würde er ein Containerschiff beladen, hob er mit seinen kranigen Händen das Salz aus dem Wagen und platzierte die Packung auf dem Band. Daneben zwei Packungen Butter, da sich die kurzen Seiten übergangslos an die lange Seite der Salzpackung fügten. Die Kasse begann aufs Neue ihre piepsende Symphonie. Herr Schnuse packte die Einkäufe rhythmisch in seine Tasche, bezahlte passend in Bar, faltete den Beleg ins hintere Fach seines Portemonnaies und machte sich auf den Heimweg.

In die entgegengesetzte Richtung flog zu genau dieser Zeit eine Fliege, deren Leben ein jähes Ende in Herrn Schnuses Auge fand. Es war ihm nicht klar, ob dies ein Unfall war, vielleicht eine kurze Unaufmerksamkeit im Flug, die zustande kam durch ein Hantieren am Kassettendeck, oder ob es eine suizidale Aktion der Fliege war, die möglicherweise zuerst ihren Job, dann ihre Familie und letztendlich den Lebenswillen verloren hatte, nur um sich jetzt im dunklen Blau von Herrn Schnuses Auge zu ertränken. Jedenfalls war er verärgert, dass sein sonst problemloser Supermarkt-Wohnhaus-Weg von einer Fliege im Auge so durcheinandergerüttelt wurde. Herr Schnuse blinzelte, rieb, tränte und hatte pünktlich zum Ankommen am Haus die letzten Fliegenteile geborgen.

Aus seinem Briefkasten starrte ihm trotz des Bitte-keine-Werbung-Zettels ein roter Pizzawerbezettel neugierig entgegen.

»Wenn du dienstags zwei bestellst, dann musst du nur eine bezahlen«, piepste ihm der Zettel entgegen, »und außerdem liefern wir jetzt auch schon ab zwölf Euro Bestellwert und …« Herr Schnuse beendete den Werbevortrag mit dem Zerknüllen des Zettels und brachte ihn zum Mülltonnenabstellplatz. Dort war er erleichtert, dass nicht wieder jemand seine Ordnung durcheinandergebracht hatte (rechts vorne die Papiertonnen, dahinter die Gelben, links Restmüll, vorne erster Stock, dann der zweite und so weiter, ganz hinten der Biomüll). Seine Zufriedenheit hielt nicht lange, da Herr Schnuse beim Entsorgen des Pizzawerbezettels in der Papiertonne etwas fand, das dort nichts zu suchen hatte. Eingeklemmt zwischen einem Pizzakarton und einer zerdrückten Packung Spülmaschinensalz hing eine Bananenschale und Herr Schnuse wunderte sich, wie diese dort gelandet war. Pure Bosheit oder grobe Dummheit kamen ihm in den Sinn, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass jemand hier aus dem Haus in der Lage war, einen so groben Verstoß zu vergehen. Die einzig logische Täterin, die ihm einfiel, war die alte Seidel aus dem vierten Stock. Die hatte er am vergangenen Abend mit Krücken gesehen und konnte sich jetzt dank des Corpus Delicti zusammenreimen, was ihr zugestoßen sein musste. Ohne etwas Böses zu denken, hatte sie das Haus verlassen, übersah – wahrscheinlich aufgrund des hohen Alters oder einer Ablenkung – die Bananenschale am Boden, rutschte und fiel. Mit letzter Kraft entsorgte sie die Bananenschale, hatte diese jedoch aufgrund ihres durch den Fall widerfahrenen Schädel-Hirn-Traumas in die falsche Tonne geworfen. Nachdem Herr Schnuse den Fall aufgeklärt hatte, sorgte er mit dem korrekten Entsorgen der Bananenschale für Ordnung.

Er nahm seine Einkäufe, stieg die Stufen in den ersten Stock, richtete die Fußmatte der Heinkens wieder parallel aus, stieg die Stufen in den zweiten Stock und betrat seine Wohnung. Aus der Kommode gleich rechts im Gang griff er sich Desinfektionstücher, rieb seine Hände, dann akribisch die eingekauften Boxen, dann nochmal die Hände und entsorgte die Tücher im Müll neben der Kommode. Bakterien- und virenbefreit trug Herr Schnuse sein Einkaufsgut zur Speisekammer, wo beim Umlegen des Lichtschalters die Glühbirne durchbrannte. Herr Schnuse seufzte. Er ging zurück zur Wohnungseingangskommode, unteres Fach, dort von links nach rechts: kleine Glühbirnen für Backofen und Kühlschrank, größere für das Licht im Bad über dem Spiegel, große für die Lampen an der Decke. Von Letzteren jetzt eine weniger. Herr Schnuse seufzte ein zweites Mal, nahm einen Stuhl aus der Küche und ging zurück zur Speisekammer. Den Stuhl platzierte Herr Schnuse unter der Deckenlampe, seufzte ein letztes Mal und erklomm den Stuhl. Die meisten Unfälle – oft mit Todesfolge – passieren im Haushalt, dachte sich Herr Schnuse beim Austauschen der Glühbirne und starb nicht. Er stieg vorsichtig vom Stuhl, trug ihn zurück in die Küche und wurde plötzlich übermannt von einer tiefen Erschöpfung, was aufgrund der vielen Vorkommnisse der letzten Stunde durchaus nachvollziehbar war.

Herr Schnuse hatte in seinem halblangen Leben gelernt, dass in solchen Momenten ein kurzer Spätvormittagsschlaf helfen konnte und beschloss, diese Möglichkeit zu nutzen. Im Schlafzimmer hängte er Jackett, Hemd und Hose in den Schrank, legte sich bettmittig und schloss die Augen.

Langsam schlummerte Herr Schnuse in einen grünen Traum. Vor ihm stiegen haushohe Farne aus dem Boden, wohlgeordnet wie Straßenlaternen. Sie waren überall in der prähistorischen Sumpflandschaft. Herr Schnuse watete weiter voran (wie war er nochmal hierhergekommen?), seine Hosenbeine saugten durstig das Sumpfwasser bis zur Kniekehle (hatte er sich nicht ausgezogen?) und aus dem vielgliedrigen Farn neben ihm starrte ihn ein dicker, blauer Vogel mit langer Schnauze an (hatten die nicht normalerweise Schnäbel?). Der urzeitliche Schrei eines Rasenschneiders verjagte den Vogel und riss Herrn Schnuse wieder aus dem Traum. Es roch grasig. Herr Schnuse ging erzürnt ans Fenster und entdeckte im Garten gegenüber das Rasenschneidermännchen, das aufs Neue einen Schrei ausstieß. In der Ferne antwortete ein Weibchen. Bei diesem Lärm konnte man nicht schlafen, dachte sich Herr Schnuse, schloss das Fenster und beschloss, die Fußabtreter der Nachbarn auf Parallelität zu prüfen.

Säuberlich schlüpfte er zurück in seinen Anzug und verließ die Wohnung. Im dritten Stock bei den Möllers war alles in Ordnung. Zufrieden stieg Herr Schnuse weiter zur bananenverletzten Seidel in den vierten Stock. Auch hier gab es kein Problem mit dem Fußabtreter, jedoch hatte sie ihre Schuhe vor der Wohnungstüre abgestellt, was Herr Schnuse als großes Sicherheitsrisiko sah. und er dachte sich, dass doch ausgerechnet die Seidel, die erst kürzlich sehr wahrscheinlich über eine Banane gefallen war, von solchen Gefahren wissen müsste. Herr Schnuse machte sich eine innerliche Notiz, später eine äußerliche Notiz an der Tür der alten Seidel anzubringen und ging wieder hinunter.

Zurück im zweiten Stock begrüßte ihn ein Mensch, der seinem weiten Lachen nach zu urteilen entweder einen guten Tag hatte oder zeigen wollte, dass Zähnebleichen funktionierte.

»Herr Schnuse«, sagte der eher junge Mann und streckte seine Hand in Schnuses Richtung, »Mandelkorn mein Name, ich bin hier, um mit Ihnen über PyonPlus3 zu sprechen. Darf ich reinkommen?«

»Über wen?«

»PyonPlus3 ist unser brandneues Smart-Internet-Home-System. In Sekundenschnelle sind Sie weltweit vernetzt und gerne machen wir auch ihre ganze Wohnung smart.«

»Was wollen Sie machen?«

»Herr Schnuse, ich bin hier, um ihr Leben einfacher zu machen. Wenn Sie mich kurz reinlassen, dann erkläre ich Ihnen alles.«

Gerade an Tagen wie heute wäre ein einfacheres Leben gut, dachte sich Herr Schnuse. Er öffnete die Wohnungstür, ging hinein mit dem gutfrisierten, stark gegelten Mandelkorn und desinfizierte seine Hände. Herr Mandelkorn lehnte das Desinfektionstuch freundlich ab und Herr Schnuse empfand weniger Verlangen nach einem PyonPlus3.

Er leitete den Mandelkorn ins Wohnzimmer, setzte ihn aufs Sofa und sich auf den Sessel gegenüber. Der parfümierte Mandelkorn öffnete seinen Aktenkoffer und verteilte allerlei Unterlagen mit bunten Tabellen auf dem Wohnzimmertisch zwischen den beiden.

»Herr Schnuse, wahrscheinlich haben Sie schon von uns gehört …«

»Nein.«

»Gut, dann erkläre ich Ihnen, wer wir sind. Wir haben es zu unserer Aufgabe gemacht, das Leben der Menschen einfacher zu machen und das schon ab 49,99 Euro monatlich. Wir von PyonPlus3 haben eine neue Technologie entwickelt, die schon nach wenigen Tagen ihre Arbeitsmuster analysiert und …«

Herr Schnuse langweilte sich. Außerdem lenkte ihn ein kleiner schwarzer Punkt zwischen Mandelkorns Zähnen ab. Was war das denn? War das vorhin schon da? Mohn? Dieser Mandelkorn wirkte eher wie eine Chia-Person. Herr Schnuse lehnte sich weiter nach vorn und versuchte einen besseren Blick auf Mandelkorns Zahnzwischenraumkorn zu bekommen. Dieser sprach schnell und viel und es war nicht einfach, das schwarze Etwas zu analysieren.

Schnuse beugte sich über den Tisch und befand sich jetzt direkt vor Mandelkorns Mundhöhle. Wo war der schwarze Punkt abgeblieben? Hatte er sich das nur eingebildet? Herr Schnuse rief in die Höhle, aber es hallte nur sein eigenes Echo zu ihm zurück. Behutsam stieg Herr Schnuse in die mandelkornsche Höhle und beleuchtete die dunklen Ecken. Es roch minzig. Schnuse lief vorsichtig entlang der weißen Wand und suchte seinen schwarzen Schatz. Und da war er: rechts oben zwischen dem ersten und dem zweiten Molaren. Herr Schnuse stellte seine Lampe auf den Grund und stieg vorsichtig auf die untere Zahnreihe, um nach dem schwarzen Unbekannten zu greifen. Dieses steckte fester, als es aussah und Herr Schnuse hing schon bald mit seinem gesamten Körpergewicht daran. Erst langsam, dann immer schneller löste es sich aus dem Zahnzwischenraum, und Herr Schnuse fiel – zum Glück weich und feucht – auf den zungigen Untergrund der Höhle. Beim Fall jedoch verlor Herr Schnuse das schwarze Etwas, das durch einen Luftzug tiefer in die Höhle gesogen wurde und dort verschwand.

»Herr Schnuse?«

»Hm?«

Der Mandelkorn hatte Herrn Schnuse aus der Höhle zurück an den Verhandlungstisch geholt.

»Wenn Sie noch heute unterschreiben, dann richten wir Ihr exklusives PyonPlus3 schon in spätestens sechzig Werktagen ein. Zusätzlich erhalten Sie ein brandneues Smartphone, mit dem Sie schon von unterwegs ihr Zuhause steuern können.«

Vielleicht war Herr Mandelkorn kein guter Verkäufer oder Herr Schnuse im Allgemeinen nicht sehr interessiert an smarten Homes, denn schon bald drifteten seine Gedanken wieder hinfort.

»Außerdem sind wir vierundzwanzig Stunden täglich für Sie erreichbar, wenn sie Probleme mit PyonPlus3 haben sollten.«

Herr Schnuse griff in die Innentasche seines Jacketts, zog eine Banane hervor und erschoss den Mandelkorn. Die Kugel drang durch Mandelkorns Höhle ein und verließ ihn durch den Hinterkopf. Mandelkorns Blut färbte die Wohnzimmerwand in ein dunkles Rot und auch aus dem Teppich würde Herr Schnuse diese Flecken nie wieder entfernen können. Panik überkam ihn. Was hatte er getan? Er eilte zur Kommode, holte Desinfektionstücher, wischte seine Fingerabdrücke von der Banane. Mandelkorns Blut hatte zwischenzeitig seine Füße erreicht, er stand halbgroßzehtief in Mandelkorn. Und wohin eigentlich mit der Leiche? Herr Schnuse hatte noch nie einen Krimi gelesen und einen Fernseher hatte er auch nicht. Vielleicht in den Biomüll? Aber dafür war der Mandelkorn zu groß. Kleinschneiden und in der Toilette wegspülen? Mandelkorns Blut stand mittlerweile kniehoch und stieg immer schneller. Weiter hinten im Gang trieb das schwarze Etwas. Herr Schnuse nahm Mandelkorns Stift, der auf dem Tisch lag und schrieb seine Abschiedsnotiz: »Frau Seidel, bitte keine Schuhe vor der Wohnungstüre lagern!« Dann nahm er die Banane und erschoss sich selbst.

»Sie müssen nur noch hier unterschreiben«, sagte der Mandelkorn. Herr Schnuse überlegte nicht lange. In schon spätestens sechzig Werktagen würde er sich keine Gedanken mehr über falsch entsorgte Bananen, Haushaltsunfälle und Gespräche mit langweiligen Vertretern machen müssen. Dann würde PyonPlus3 für Ordnung sorgen.

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I got my first humorous short story published

I hope it's okay to share this here. I originally wrote the story in German but unfortunately it's nearly impossible to get humorous stories published in German literary magazines, so I translated it into English and sent it to various magazines.

For those interested, below is the link. I would appreciate comments on what to improve.

The story is set in the 1920s in rural Germany, so you might find some old German names.

https://www.almamagazines.com/fiction-and-poetry/the-clocks-ticking-karl/

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Merz schließt kommunale Kooperation mit AfD nicht aus
www.n-tv.de Merz schließt kommunale Kooperation mit AfD nicht aus

Im Sommerinterview räumt CDU-Chef Merz angesichts der anhaltend guten Umfragewerte für die AfD aktuelle Schwächen in seiner eigenen Partei ein. Er bekräftigt aber gleichzeitig: Ein Verbot der Partei hält er nicht für zielführend, und die Union wird nicht mit der AfD kooperieren - mit Ausnahmen.

Merz schließt kommunale Kooperation mit AfD nicht aus

Im Sommerinterview räumt CDU-Chef Merz angesichts der anhaltend guten Umfragewerte für die AfD aktuelle Schwächen in seiner eigenen Partei ein. Er bekräftigt aber gleichzeitig: Ein Verbot der Partei hält er nicht für zielführend, und die Union wird nicht mit der AfD kooperieren - mit Ausnahmen.

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