📣 Rettet 3sat! - "Lediglich zwei Cent pro Monat und Gebührenzahler:in fliessen aus dem ARD-Haushalt in den Sender, wie die «Berliner Zeitung» ausgerechnet hat – ein «lächerlicher Betrag»"
"Die Medien sind bekanntermassen nicht erst seit gestern in der Krise, sei es aus finanziellen Gründen oder wegen rechtspopulistischen Dauerbeschusses. Das gilt insbesondere für den Kulturjournalismus, der definitionsgemäss eher eine Sparte bedient.
Nun kommt eine Hiobsbotschaft aus Deutschland: In den Plänen für eine Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks steht unter anderem der Fernsehsender 3sat auf der Streichliste. Der Kultursender wird bislang gemeinsam von den deutschen Öffentlich-Rechtlichen, dem österreichischen ORF sowie der SRG betrieben.
Besagte Liste hat eine mit der Reform beauftragte Kommission vor ein paar Tagen vorgelegt. Es geht dabei wie so oft primär darum, Geld einzusparen, um eine allfällige Erhöhung der Gebühren möglichst niedrig zu halten. Aus dem Papier geht hervor, dass insgesamt zwanzig Radiosender sowie vier bis fünf Spartensender gestrichen oder fusioniert werden sollen. Für die öffentlich-rechtliche Kulturberichterstattung im Fernsehen bedeutete dies, dass entweder Arte oder 3sat verschwinden würden. Da Arte aber auf Grundlage des deutsch-französischen Staatsvertrags sendet, würde eine Fusionierung der beiden Kanäle darauf hinauslaufen, dass 3sat in Arte aufgeht. Und dies schon in naher Zukunft: Der Reformstaatsvertrag soll von den Ministerpräsidenten der einzelnen Bundesländer noch diesen Oktober beschlossen werden; kommenden Sommer würde er dann in Kraft treten.
Das Aus für 3sat ist noch nicht definitiv – Hoffnung macht zumindest das Echo, das die Bekanntgabe der Reformpläne provoziert hat. Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung», immerhin ein Leitmedium des deutschen Kulturbürgertums, verwies etwa empört auf den Bildungsauftrag von ARD und ZDF: «Welchen Auftrag leisten Biathlon und ‹Traumschiff› für die Demokratie?» In dieselbe Kerbe schlug die Schriftstellerin und EU-Parlamentarierin Sibylle Berg, die auf X [und im Fediverse ] schrieb: «Wer braucht Bildung, Kultur, Wissenschaft, gute Filme, wenn Sport und Liebesschnulzen geeigneter sind, um Menschen zu verblöden.» Der renommierte österreichische Journalist Armin Wolf warnte, dass eine 3sat-Abwrackung ein «extremer Verlust» wäre.
Es stimmt natürlich, dass dieser Verlust vor allem ein Nischenpublikum betreffen würde – eines, das wochentags das TV-Feuilleton «Kulturzeit» schaut und es zu schätzen weiss, wenn auch mal moderner Tanz im Fernsehen läuft. Zugleich aber zeigt 3sat sehr wohl auch Programme mit mehr Breitenwirkung, derzeit etwa die Thrillerserie «Der Schwarm». Zudem ist das 3sat-Programm sehr kostengünstig: Lediglich zwei Cent pro Monat und Gebührenzahler:in fliessen aus dem ARD-Haushalt in den Sender, wie die «Berliner Zeitung» ausgerechnet hat – ein «lächerlicher Betrag», so das Blatt.
Noch bis zum 11. Oktober läuft eine öffentliche Anhörung zu den Reformplänen. Bis dahin will die Journalistin Katja Riha möglichst viele Unterschriften gesammelt haben: Riha hat online eine Petition zum Erhalt von 3sat gestartet, die immerhin bereits mehrere Tausend unterzeichnet haben. «Wir brauchen 3sat als Plattform für kritische Debatten, als Bühne für kreative Vielfalt und als Stimme der europäischen Kultur», heisst es in dem Aufruf.
Die Petition unterschreiben kann man unter innn.it/3sat."
Ein Riesenproblem sind die anstehenden Rentenzahlungen: Bereits vor einigen Jahren war jeder 9. Gebühreneuro für Betriebsrenten geblockt und damit nicht für das aktive Programm verfügbar. Im Endeffekt zahlen wir jetzt für das, was unsere Großeltern geschaut haben:
Im Endeffekt ist lineares Fernsehen bei Leuten unter 50 gerade im freien Fall und das merkst du dem Programm auch an. Große Teile von Pro7 kannst du ja durch 3-4 DVD-Boxen von How I met your mother, Friends und Big Bang Theory ersetzen und einige andere Sender haben auch aufgegeben und senden irgendwie nur noch die immergleichen amerikanischen Dokusoaps über Hausrenovierung, Goldgräber oder Fast Food.
Hier hat nun sogar jemand noch eine Seite dafür gemacht, die die "Kosten von 3sat vs. Geschäftsleitung der ARD-Anstalten" im Vergleich zeigt.
"Zur aktuellen #3sat-Debatte. So wie ich das sehe ist der deutsche Anteil an @3sat@zdf.social günstiger (11.284.010€) als die Kosten für die Geschäftsleitungen der ARD Anstalten (ca. 13.525.739€).
Es ist schon krass, dass ca. 60 Personen mehr Geld kosten als 1 ganze Fernsehanstalt.
Ich habe früher über gern Nano, die Wissenschaftssendung geschaut. Aber irgendwann bestand jede Sendung zur Hälfte aus Geriatriethemen. Da hatte ich dann auch keine Lust mehr.
Normalerweise würde ich für die Vielfalt plädieren, aber ich denke im Fall von 3sat ist das wirklich natürliche Auslese. Ich kann mich nicht dran erinnern, wann mir da zuletzt sehenswerte Inhalte begegnet sind. Perfekt für das "oh no! anyway..." meme.
ja, ich weiß nicht. Was meinst Du mit "Neues"? Ich hatte es lange auch nicht mehr so verfolgt, bin dann aber über die Programm-Tipps, die im Fedi gepostet wurden, auf einige interessante Sendungen/ Beiträge gekommen und war positiv überrascht.