[DE] Skandal! Da suchen sich PflegerInnen und ÄrztInnen einfach Krankenhäuser mit besserer Bezahlung und Arbeitsbedingungen. Und Vivantes muss das ausbaden und kann nix machen.
Ja, aber nicht im Sinne der Konzerne, deswegen ist das schlimm!!!
Wenn keine Jobs da sind, gibt's weniger Gehalt, weil anders geht's ja nicht. Wenn zu viele Jobs da sind, ich Fachkräftemangel und die Arbeiter sind alle faul und sollten auf Lohnerhöhungen verzichten.
Genau das, es ist immer wieder interessant zu sehen wie die Maske so vieler Vertreter der "freien Marktwirtschaft" fällt sobald der Markt mal zum Vorteil der Arbeitnehmer regelt. Mann könnte fast meinen, das sie das alles gar nicht so meinen und nur auf den eigenen Profit aus sind.
Irritierenderweise.... tut er das in dem Fall tatsächlich. Der Kranken- und Pflegesektor ist allen mir innewohnenden Ansichten zum Trotz ein Beispiel, wie (schlechte) staatliche Regulierung auch eine Marktregulierung zu Gunsten von Arbeitnehmern blockieren kann. Durch die ganzen Pauschalen, die das Gesundheitssystem dominieren, hat jeder Träger klare Obergrenzen dafür, wie viel Personal eingestellt und wie viel diesem Personal bezahlt werden kann. Das verlangsamt die Steigerung von Gehältern und die Verbesserung von Personalschlüsseln erheblich. Wenn du es wagst, so viele Menschen einzustellen, wie du brauchst, kannst du nicht mehr berechnen wie jemand, der eben den (eigentlich zu niedrigen) Personalschlüssel exakt einhält. Das heißt: Du machst Verlust und kannst zusperren, nachdem ein Pflegeheim/Krankenhaus jetzt nicht unbedingt das Angebot diversifizieren und den Pflegebereich mittels Mischkalkulation quersubventionieren kann, indem es irgendwas anderes tut, was Geld bringt (ohne ebenfalls in ethische Probleme zu geraten).
Ich meine... würden wir die Regulierung zurückfahren, würde das langfristig nicht in besserer Pflege sondern in noch mehr Ausbeutung enden, das ist klar. Aber die aktuelle Regulierung ist absolut ungeeignet, um ein gesundes Gesundheitssystem zu produzieren.
Meiner Meinung ist das grundlegende Problem aber sehr einfach greifbar: Warum sollte das Gesundheitssystem profitorientiert arbeiten müssen?
Was man ja sagen muss ist, dass halt mit den Pauschalen der Gewinn des Konzerns erwirtschaftet werden muss. Insofern wäre zwar Geld da, um Personalschlüssel zu verbessern, es ist aber halt rein betriebswirtschaftlich Unsinn, weil dich ja nur der Gewinn und dass der Laden prinzipiell läuft interessiert.
Liegedauer und Komplikationen kosten auch Geld. Viel Geld.
Ein Schlaganfallpatient, der nicht die adäquate Pflege und Reha erfährt, wird dem Gesundheitssystem länger auf der Tasche liegen, vielleicht bis zum Tod.
Oder ein großes Druckgeschwür das chirurgisch Versorgt werden muss und die Liegedauer vervielfacht und vielleicht zu bleibenden Schäden führt.
Beide Beispiele lassen sich mit genügend Personal positiv beeinflussen.
Die Sache ist nur, dem Initial betreuenden Haus fallen diese Kosten womöglich gar nicht selbst auf. Sondern den nachbetreuenden.
Aber das System als ganzes wird so sehr viel teurer. Mit Sicherheit überwiegen diese Kosten die des Mehrpersonals. Aber das verteilt sich auf zu vielen Schultern.
Aus meiner Sicht sollte es viel öfter so laufen. Leider ist meist eher die Konsequenz, dass sich das Pflegepersonal einfach einen ganz anderen Job suchen, was die Situation für die restlichen Mitarbeiter und Patienten noch weiter verschärft.
Vielleicht sollten die Gewerkschaften gezielt darauf hinarbeiten, ganze Abteilungen/Stationen zusammen zu bringen und dann gemeinsam mit potentiellen neuen Arbeitgebern zu verhandeln.
Aber das scheitert in Deutschland vermutlich leider an der Loyalitätsverpflichtung ggü. dem Arbeitgeber.
Das triffts ganz gut. Habe am Sonntag ein Gespräch mit einer Angestellten im Supermarkt, die sich darüber beschwert hat, dass nie genug Leute da sind, um die Arbeiten im regulären zeitlichen Rahmen zu erledigen und die ganze Belegschaft sich aufregt. Aber Dienst nach Vorschrift zu machen, das geht ja gar nicht, da bleibt so viel liegen!
Man beutet sich halt lieber selber aus in der Hoffnung auf ... ja was eigentlich? Dass man seinen schlechten Job behalten darf und ihn kein anderer statt dir macht? In Deutschland fehlt es da einfach an Organisation und Solidarität.
Nun ja, das nennt man eben Kollegialität. Man kann natürlich auf die nächste Schicht scheißen, aber dann scheißt die auch irgendwann auf dich.
Und wenn er richtig Glück hat, ist er selbst die nächste Schicht und schiebt die Arbeit nur auf. Mit dem Zusatz, dass er morgen dann noch mehr Arbeit hat.
Aber klar, der dumme Supermarktangestellte soll einfach weniger machen!