Ich stehe vor einer sehr großen Entscheidung, die meine Familie für die nächsten Jahre sehr prägen wird. Es gibt für beide Möglichkeiten sehr gute Argumente. Mein Herz will das eine, der Verstand das andere. Ne Pro und Contra Liste hab ich schon seit Monaten.
Wie geht ihr mit sowas um? Gibt es vielleicht sogar richtige wissenschaftliche Entscheidungsfindungsstrategien?
Sorry dass ich nichts hilfreicherws beizutragen habe, aber der Janosch passt hier einfach zu gut:
Herr Janosch, schwere Entscheidungen, wie trifft man die? "Man schreibt die Alternativen tabellarisch auf einen Zettel. Anschließend legt man den Zettel nieder und wirft einen Löffel auf den Zettel. Dann geht man weg und lässt den Löffel das regeln. Sein Problem."
Ich habe mal eine Aussage gelesen, dass Entscheidungen nicht besser werden, wenn man sie länger aufschiebt, aber die Unzufriedenheit größer wird.
Es gibt natürlich Forschung dazu, wie man "richtige" Entscheidungen im Kontext von Unternehmen fällt.
Ich kann dir nur folgende Fragen an die Hand geben:
Habe ich alle notwendigen Informationen, die für die Entscheidung wichtig sind?
Warum sagt mir mein Bauchgefühl etwas anderes als mein Verstand?
Welche Konsequenzen hat es, die Entscheidung später oder garnicht zu treffen?
Zu 1. Wenn du eine pro und contra Liste hast, nehme ich an, dass du dir darüber schon Gedanken gemacht hast.
Zu 2. Hier sehe ich aus dem bisschen was du schreibst den Knackpunkt. Es gibt mMn. Keine Trennung von Bauchgefühl und Verstand. Dein Bauchgefühl ist Ausdruck von unterbewussten Wahrnehmungen, die du hast und die sehr wichtig sind. Leider trainieren wir Kindern häufig ab, auf ihr Bauchgefühl zu hören. Versuche dein Bauchgefühl zu verstehen. Bei so einem Thema wird das Bauchgefühl nicht mehr eine spontane Emotion sein, sondern tiefer greifen. Versuche dein Bauchgefühl mit dem, was du als "Verstand" bezeichnest in Einklang zu bringen und treffe die Entscheidung nicht gegen dein Bauchgefühl. (Bei größeren und längeren Entscheidungsprozessen. Spontane Emotionen sind häufig nicht die besten Führer)
Zu 3. Es ist oftmals die schlechteste Variane keine Entscheidung zu treffen, oder erst sehr spät. Wenn du 1. Und 2. Beantwortet hast, dann treffe die Entscheidung.
Vielleicht stellt sich später heraus, dass die Entscheidung nicht die beste Wahl war. Aber das kann nicht der Anspruch sein. Wenn du zurückblickend sagen kannst, dass du auf Basis der verfügbaren Informationen die beste Entscheidung getroffen hast, dann hast du alles richtig gemacht. Denn was sich deiner Kontrolle entzieht und du nicht vorhersagen kannst, das soll dich nicht belasten.
Im Mittel wirst du mit diesem Vorgehen besser fahren.
Mit Menschen aus dem Umfeld reden und sich andere Perspektiven anhören.
Ich denke es gibt viele Entscheidungsstrategien. Persönliche Komfortzonen und Risikobereitschaft. Herz versus Verstand ist sicherlich nicht leicht. Im Zweifelsfall muss man sich festlegen und irgendwie sicherstellen, dass man mit der Entscheidung leben kann und seinen Frieden finden. Das wichtigste ist sicherlich später der nicht wahrgenommene Chance nicht für ewig nachzutrauern. Egal wie man sich nun entschieden hat.
Bisher hatte mein Herz immer recht.
Aber du kannst dich auch fragen: Was will mein Verstand? Mehr Sicherheit? Gibt es die wirklich? Oder steckt Angst dahinter? Wovor?
Im Endeffekt hast du aber immer zu wenig Informationen. Am wichtigsten ist es, überhaupt eine Entscheidung zu treffen.
Was ich immer mache, ist wie ein anderer Kommentar schon gesagt hat, mit verschiedensten Menschen komplett offen darüber sprechen. Am meisten mit denen, die es direkt betrifft, also in dem Fall deiner Familie oder wer auch immer. Einfach um alles aus jeder Sichtweise gesehen zu haben, die möglich ist. Die meisten Menschen machen das nicht oder können das nicht, weil der Akt des komplett offen darüber sprechens schon oft ne schwierige Entscheidung ist, wie es ganz offensichtlich für dich ist, da du nicht mal ein kleines Detail komplett anonym offenbaren kannst.
Im Endeffekt sind "Herz und Verstand" ein und dasselbe. Beides Teile deines Hirns. Beides biologische Prozesse die dafür da sind Entscheidungen für dich zu treffen. Die Gefühle waren ein bisschen früher da, haben uns Hunderttausende Jahre geleitet. Der Verstand ist deutlich jünger, und weicht fast immer den Gefühlen, oder ist nur dazu da um die Gefühle zu rationalisieren. Ich glaube nicht, dass deine Gefühle das eine, der Verstand das andere sagt. Ich glaube (obwohl du extrem vage bist) du hast Gefühle in beide Richtungen, langfristige, sicherheitsbedachte in der einen Richtung, aufregende, abenteuerlustige in der anderen Richtung.
Meine persönliche Meinung: Im Endeffekt ist es absolut wurscht, was für ne Entscheidung du triffst. In 1000 Jahren bockt es keinen mehr. Es gibt nichts objektiv richtiges oder falsches. Das Leben besteht aus konstanten irrelevanten Entscheidungen, denen wir aus irgendeinem Grund gerne nen Sinn verpassen. Welchen Sinn du deinen Entscheidungen verpasst, bleibt komplett dir überlassen.
Ich habe schon mit zig Menschen darüber gesprochen. Für diesen Thread ist das Problem allerdings zu komplex. Ich müsste so viel erklären, dass man sich in Einzelheiten verlieren würde.
Und dass es in 1000 Jahren nicht mehr relevant ist: klar, aber dann kann ich mich auch einfach umbringen. Ganz so nihilistisch bin ich dann doch nicht.
Ich meinte eigentlich eher, dadurch dass es in 1000 Jahren nicht relevant ist, kannst du einfach ne Entscheidung treffen und musst dein Leben nicht mit so viel Sorgen füllen. Wenn es wirklich so schwer ist, sich zu entscheiden, dann sind ja im Endeffekt beide Sachen ungefähr gleich gut. Wenn beide Sachen unterschiedlich gut wären, dann hättest du ja deine Entscheidung schon. kA, vielleicht einfach ne Münze werfen, geht schnell xD
Außer du magst es natürlich, lange viel über was nachzudenken, you do you :)
Ne Pro und Contra Liste hab ich schon seit Monaten.
Es gibt folgende Methode:
Jedes Argument wird mit einer Zahl 1-10 gewichtet. Dann werden erst die positiven, danach die negativen Argumente addiert.
Übersteigen die positiven Argument die negativen um das doppelte, mach es, sonst überlege lieber zweimal, ob du etwas ändern willst.
Ich habe schonmal ne Münze geworfen. Als das Ergebnis klar war, kam so ein "oh fuck!" Gefühl auf, da wusste ich: das andere war die richtige Entscheidung.
Im Ernst: Es gibt Dinge die sind von aussen eher leicht, von innen aber schwer. Beispiel: Soll ich mich scheiden lassen oder versuchen das in Ordnung zu bringen?
Hier gibt es je nach Lage kiloweise Argumente und antworten. Aber die Frage die du dann wahrscheinlich gar nicht auf dem Schirm hast ist: Wie alt wart ihr, als ihr geheiratet habt?
Wenn die Antwort lautet "unter 30" (Frau: Unter ca 27), wäre die Entscheidung: Scheiden lassen. Und zwar gesittet und zivilisiert, dann könnt ihr eventuell noch Freunde werden/bleiben.
Warum? Menschen ändern sich 2-3 mal im Leben so richtig, 1x mit 4, 1x in der Pubertät und einmal mit ca 27-33, Frauen etwas früher, Männer etwas später.
Wenn ihr vor dieser Änderung geheiratet habt, ist die Chance gross, das ihr euch mit der Änderung auseinanderentwickelt habt und einfach nicht mehr mit der Person verheiratet seid, die ihr zum Zeitpunkt der Hochzeit kanntet. Meiner Auffassung nach ist dann ein Versuch das zu fixen aussichtslos, ihr verschwendet Zeit. Bestenfalls kann man es schaffen sich damit zu "arrangieren": Wegen der Kinder oder der Schulden des Hauses oder so. Glücklich wird man damit aber nicht. Du nicht, die andere Person auch nicht.
(Achtung: Verkürzte Darstellung)
Die Frage ist also: Gibt es solche äussere oder unbekannten Faktoren bei deiner Entscheidung, die du gar nicht so richtig auf dem Schirm hast? Dazu musst du mit anderen Leuten drüber reden und zwar inhaltlich.
Da gibts einiges an Untersuchungen zu und ist so eine Standardthema bei Partnerschaftsberatung etc.. Kram ich aber jetzt nicht wieder raus. Ich weiss, das ist keine befriedigende Antwort, aber so brennend interessiert mich das nicht, dass ich da jetzt Zeit in DuckDuck veversenke. Frag im Zweifel einfach mal Leute die so um die 40 sind, die meisten werden dir die Veränderung bestätigen. Bei mir hats jedenfalls auch gestimmt und ich habe zum Glück DANNACH geheiratet. Und bin vielleicht deswegen noch nicht geschieden. LOL
So ähnlich sehe ich das auch. Meine Anschauung ist:
Manche Menschen gehen im Leben irgendwann durch eine "Tür", wo sie nichts hindurch mitnehmen können, außer sich selbst. Materielle Reichtümer anzuhäufen, macht erst danach Sinn.
ich wälze das Problem wochenlang in meinem Kopf hin und her, grübele und versuche die Alternativen abzuwiegen. Was sind die Vorteile? Was sind die Nachteile?
Irgendwann macht es klick und ich habe dann die Entscheidung.
Bist du denn sicher, dass es nicht daran liegt, dass du dich einfach nicht zu der richtigen Entscheidung durchringen kannst? Weil du den richtigen Weg nicht gehen möchtest?
In dem Fall gibt es dann vermutlich keinen Weg, die Entscheidung zu treffen ohne sie später zu bedauern…
Es haben hier ja schon andere ausführlich geschrieben. Mir ist da aber dieser Teil aufgefallen:
die meine Familie für die nächsten Jahre sehr prägen wird
Wenn nicht nur Du von einer Entscheidung betroffen bist, dann ist ganz ratsam, sich mit den anderen Betroffenen hierüber auszutauschen (falls Du das nicht schon längst gemacht hast).
Wie andere etwas bewerten und eingeordnen oder wie sie Prioritäten setzen, kann auch bei der eigenen Familie schwer einzuschätzen sein. Und man kann vorher Missverständnisse ausräumen und Absprachen treffen. Das kann Vorwürfe verhindern und dass andere sich zurückgesetzt fühlen. Und auch wenn es eine Entscheidung ist, die nur Dir zusteht, es kann hilfreich sein, sich mit Leuten auszutauschen, die Dich gut kennen. Wenn man irgendwo tief drinsteckt, dann sieht man manchmal den sprichwörtlichen Wald vor lauter Bäumen nicht.
Such eine neutrale Person, die in systemischer Beratung geschult ist. Vielleicht nicht ganz billig, aber das Ergebnis lohnt sich. Der Trick ist, dass du die beste Lösung selbst findest, ohne dass jemand sie dir in den Mund legt. Der Blick von außen ist dabei Gold wert.
Ich schiebe es auf bis es nicht mehr geht und entscheide dann panisch aus dem Bauch heraus. (Bzw aus dem Unterbewusstsein auf Grundlage aller bis dahin vorhandenen Informationen) Der regelt das schon und böse sein kann ich mir im Nachhinein auch nicht. Bin ja auch auf ihn angewiesen, wenn der nein sagt dann is halt nich/will ich halt nicht..
Lebe aber auch alleine, also entscheide ich idR für niemand anderes mit
Fang mit der Herz-Entscheidung an:
Schließe die Augen und stelle dir vor, du hast die Entscheidung getroffen und sie zeigt auch schon ihre Auswirkungen.
Was hat sich geändert? Fühlt es sich "richtig" an? Was vermisst du?